Seit heute befinden sich rund 15.000 Ärzte in einem unbefristeten Streik. Etwa 200 der rund 700 Kliniken sind vom Ärztestreik betroffen. Eine Versorgung für Notfälle wird gewährleistet.
(17.05.2010) Seit heute befinden sich in ganz Deutschland rund 15.000 Ärzte in einem unbefristeten Streik. Etwa 200 der bundesweit rund 700 Kliniken sind vom Ärztestreik betroffen. Ausnahmslos werden Kliniken von kommunalen Trägern bestreikt. Die Ärzte kämpfen für eine bessere Arbeitsstunden-Vergütungen, vor allem für Nacht-, Bereitschafts- und Wochenend- Stunden. Hauptinitiator des Ärztestreikes ist der "Marburger Bund". Für den Montagnachmittag ist eine Hauptkundgebung in München geplant. Am Freitag soll entschieden werden, ob und wie lange der Streik fortgesetzt wird. Wie die Ärztegewerkschaft Marburger Bund mitteilte, werde so lange gestreikt, bis ein "konstruktiver, verhandlungsfähiger Vorschlag" der Arbeitgeber auf dem Tisch liegt. Ansonsten werde man nicht an den Verhandlungstisch zurück kehren. Nur in Hamburg und Berlin wird nicht gestreikt, weil dort gesonderte Tarifverträge vorliegen. Die Ärzte fordern von den Kommunen 5 Prozent mehr Lohn, die Kommunen hatten 2,9 Prozent für 33 Monate höhere Vergütungen für Bereitschaftsdienste angeboten.
Was bedeutet der Ärztestreik für Patienten und für Notfälle?
Diese Frage stellen sich viele Menschen und befürchten, die allgemeine Versorgung wäre nicht gewährleistet. Die Ärzte versichern jedoch, dass in allen bestreikten Krankenhäusern eine Notversorgung statt finde. Allerdings sollte man am Besten auf nicht-kommunale, also private oder kirchliche Krankenhäuser zurück greifen. "Die Krankenhäuser werden auf Wochenend-Niveau heruntergefahren", erläutert der Bundesvorsitzende des Marburger Bunds, Rudolf Henke. Universitätskliniken werden ebenfalls nicht bestreikt und Patienten sollten im Bedarfsfall dorthin ausweichen.
5000 Ärztestellen sind in Krankenhäusern unbesetzt.
Ein Hauptargument der Gewerkschaft ist der akute Ärztemangel an den städtischen Krankenhäusern. Aufgrund der schlechten Vergütung würden mittlerweile schon über 5000 Stellen in deutschen Kliniken unbesetzt sein. Henke warnte vor einer massiven Unterbesetzung an den Krankenhäusern und erinnerte daran, dass im kommenden Jahr tausende Ärzte in den Ruhestand gehen werden. Dabei kann es zu "schwere Versorgungsengpässen", so Henke. Eine bessere Vergütung könnte wieder mehr Ärzte in die Kliniken locken. Die Forderungen der Ärzte seien "maßvoll" und der derzeitigen wirtschaftlichen Lage der Kliniken angepasst. Schließlich hätten sich die Situation der Krankenhäuser im letzten Jahren deutlich verbessert.
Die Gewerkschaft "Verdi" betrachtet den Streik kritisch und warnt für zu hohen Tarifabschlüssen für Ärzte. Der Betriebsfrieden zwischen den einzelnen Berufsgruppen "könnte gestört werden", warnt Verdi-Fachbereichsleiter für Gesundheit, Günter Busch. Im März diesen Jahres hatte Verdi für Krankenpfleger und Assistenten 2,3 Prozent Lohnerhöhungen plus eine Einmalzahlung in Tarifverhandlungen vereinbart. Würden die Ärzte nun höhere Tarifabschlüsse erzielen, wäre die wie "Feuer in der Bude", so Busch. Ein Ende des Ärzte-Streiks ist bislang nicht in Sicht und dürfte noch einige Zeit andauern. (sb)
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