Schilddrüsenüberfunktion führt zur Verkürzung der Lebenszeit
06.06.2012
Bereits eine leichte Schilddrüsenüberfunktion hat gravierende Folgen für die Gesundheit. Sie verkürzt das Leben und steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten. Das ergab eine Metaanalyse der Thyroid Studies Collaboration.
Schilddrüsenüberfunktion kann Risiko für Herz-Kreislauf-Krankheiten erhöhen
Die Schilddrüse ist ein wichtiges Organ. Sie steuert zentrale Aufgaben im Stoffwechsel und beeinflusst Wachstum, Leistungsfähigkeit und Psyche. Rund ein Prozent der Bevölkerung ist von einer Überfunktion betroffen. Häufig ist eine Autoimmunerkrankung bei jüngeren Menschen die Ursache. „Bei der Basedow-Krankheit treiben bestimmte Antikörper die Produktion von Schilddrüsenhormonen an und der Patient entwickelt Symptome wie Zittern, innere Unruhe, Schweißausbrüche und Gewichtsverlust", erläutert DGE-Mediensprecher Professor Helmut Schatz aus Bochum. Bei älteren Menschen verursachen in der Regel sogenannte „heiße Knoten“ in der Schilddrüse die Überfunktion. „In beiden Fällen entzieht sich die Schilddrüse der Kontrolle durch die Hirnanhangdrüse", erklärt der Experte. Die Hirnanhangsdrüse steuert normalerweise die Bildung des Schilddrüsenhormons durch die Freisetzung des Hormons Thyreotropin (TSH). Im Fall einer Überfunktion verringert sich zunächst der TSH-Wert im Blut. Im weiteren Verlauf der Erkrankung kommt es durch die vermehrt gebildeten Schilddrüsenhormone zur vollständigen Unterdrückung.
Menschen, die unter einer Schilddrüsenüberfunktion leiden, haben demnach zu viele Schilddrüsenhormone im Blut und einen beschleunigten Stoffwechsel. Dadurch nehmen Betroffene ab, schwitzen schnell und haben mit Muskelabbau zu kämpfen. Hinzu können Schlafstörungen, Herzrasen, Haarausfall und Konzentrationsstörungen kommen. In der Folge können Herzrhythmusstörungen auftreten. Eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion kann sogar lebensbedrohlich sein.
Laut einer neuen Studie nimmt das Herz von Betroffenen bereits bei einer leichten Überfunktion Schaden. Die Thyroid Studies Collaboration wertete für ihre Metaanalyse medizinische Daten von 50.000 Teilnehmern aus. Zu ihnen gehörten 2.200 Menschen, die unter einer leichten Überfunktion, einer sogenannten subklinischen Hyperthyreose, litten, jedoch keine Beschwerden hatten. Die Auswertung ergab, dass diese Personengruppe ein um 68 Prozent erhöhtes Risiko für Vorhofflimmern hat. Die Sterberate war um 24 Prozent im Vergleich zur Normalbevölkerung erhöht.
Schilddrüsenüberfunktion sollte vom Endokrinologen behandelt werden
Aufgrund der besorgniserregenden Studienergebnisse rät die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE), Schilddrüsenüberfunktionen bereits frühzeitig, im „latenten“ Stadium behandeln zu lassen. Auch eine belgische Studie aus dem Jahr 2009 hat die dramatischen Folgen einer Überfunktion wissenschaftlich belegt. Demnach verkürzt bereits eine leichte Schilddrüsenüberfunktion das Leben älterer Menschen. Das Risiko für einen tödlichen Schlaganfall wird erhöht. Betroffene Frauen leiden zudem häufiger unter Knochenschwund, der sogenannten Osteoporose. Bislang war es gängige Praxis, latente Schilddrüsenüberfunktionen nicht zu behandeln, sofern keine Beschwerden auftraten.
Bei einer Blutuntersuchung kann der Arzt schnell feststellen, ob ein Patient unter einer Überfunktion der Schilddrüse leidet. Während das Hormon TSH in verminderter Konzentration vorliegt, liegen die eigentlichen Schilddrüsenhormone T3 und T4 noch im Normbereich, sofern es sich um eine leichte Überfunktion handelt. Treten Beschwerden auf, sollten Betroffene in jedem Fall einen Arzt konsultieren. Dieser wird die weitere Behandlung festlegen. „Fehlfunktionen der Schilddrüse – ganz gleich ob stark oder schwach – gehören am besten in die Hände eines Endokrinologen", erklärt Schatz. (ag)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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