Gesundheitsreform: Sind Private Krankenversicherungen nun wieder attraktiver? Wir zeigen auf, wann und für wen sich ein Wechsel lohnen könnte.
(07.07.2010) Durch die beschlossene Gesundheitsreform werden die Beitrage der gesetzlichen Krankenkassen für die rund 50 Millionen Versicherten deutlich höher. Für einen Teil der Versicherten könnte ein Wechsel in einer Private Krankenversicherung (PKV) lohnen, die Mehrzahl der GKV-Versicherten müssen jedoch in den gesetzlichen Krankenkassen verbleiben, da ein Wechsel in eine PKV nicht ohne Hürden gelingt. Derweil locken Private Krankenversicherungen mit attraktiven Konditionen.
Aufgrund der Einsparpolitik der Bundesregierung sowie des großen Defizits der Krankenkassen werden die Beiträge der Krankenkassen ab 2011 deutlich ansteigen. Für das kommende Jahr 2011 wird ein Defizit von rund 11 Milliarden Euro erwartet, wenn nicht rechtzeitig gegen gesteuert wird. So soll der allgemeine Kassenbeitrag auf 15,5 Prozent angehoben. Zudem wird der Arbeitgeberanteil auf 7,3 Prozent eingefroren. Das bedeutet, zukünftige Beitragserhöhungen müssen Arbeitnehmer aus eigener Tasche selbst bezahlen. Und weitere Beitragssteigerungen der Krankenkassen zeichnen sich schon jetzt ab. Zudem soll der Zusatzbeitrag frei gegeben werden, was so viel bedeutet, dass die Krankenkassen von 2011 an die Höhe der Zusatzbeiträge selbst bestimmen können.
Das alles könnten Gründe sein, warum Selbständige, Freiberufler oder Angestellte, die derzeit noch freiwillig gesetzlich versichert sind, wechseln sollten. Derzeit locken Private Krankenkassen mit günstigen Konditionen und individuell anpassbaren Leistungskatalogen. Voraussichtlich soll ab 2011 es allen Versicherten möglich sein, unter vereinfachten Voraussetzungen in die Private Krankenversicherung wechseln zu können.
Ein Wechsel zur PKV könnte sich für Freiwillig gesetzlich Krankenversicherte lohnen.
Für freiwillig gesetzlich Versicherte Angestellte könnte ein Wechsel in die PKV von Vorteil sein. Angestellte die über der Versicherungspflichtgrenze von momentan 4.162,50 Euro brutto liegen, müssen ab kommenden Jahr kräftig in die Tasche greifen. Denn rechnet man die zu erwartenden Zusatzbeiträge zu den Beitragserhöhungen dazu, so entsteht ein zusätzliche Mehrbelastung rund 100 Euro im Monat. Wenn man geschickt rechnet und das Leistungspaket der Privaten Krankenversicherung genau prüft, kann man einige Kosten sparen. Denn wenn man Hausarzt-Tarife oder einen entsprechenden Selbstbehalt belässt, lassen sich die PKV-Beiträge niedrig halten. Gleichzeitig hat man dennoch einen Anspruch auf Naturheilkunde-Behandlungen beispielsweise bei einem Heilpraktiker, eine Chefarztbehandlung oder Einzelbetten-Anspruch im Krankenhaus. Und trotzdem zahlt man dann weniger, als zuvor. Doch Vorsicht, planen Sie noch ein Kind, so sollten Sie hierbei genau nachrechnen. Denn Kinder werden bei der PKV im Gegensatz zur Gesetzlichen nicht automatisch mit versichert. In der Privaten Krankenversicherung muss jeder einzeln versichert werden. Zudem gilt weiterhin der Grundsatz, ist man einmal aus der Gesetzlichen Krankenversicherung ausgeschieden, so ist der Weg zurück versperrt.
Zugang zur privaten Krankenversicherung soll erleichtert werden.
Abgeschafft soll voraussichtlich ab 2011 die sog. Drei-Jahres-Regelung. Das bedeutet, dass Angestellte nur noch zwölf Monate lang, jeden Monat über der Versicherungspflichtgrenze liegen müssen, um in die Private Krankenversicherung wechseln zu können. Momentan gilt jedoch, die Drei-Jahres-Regelung, bei der man drei Jahre hinweg über dem festgelegten Satz liegen muss. Berufseinsteigern soll sogar die Entscheidung frei gegeben werden, ob sie sich privat oder gesetzlich versichern wollen. (sb)
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