Ărzte untersuchen Hamburger Bevölkerung auf 26 Volkskrankheiten
Am Montag stellte das UniversitĂ€tsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) die Hamburg City Health Study (HCHS), die gröĂte stĂ€dtische Gesundheitsstudie der Welt, vor. Zwischen 45.000 und 50.000 Hamburger BĂŒrger im Alter von 45 bis 75 Jahren sollen im Rahmen eines sechsstĂŒndigen Prozedere Fragebögen zu ihrer Gesundheit ausfĂŒllen und an Untersuchungen teilnehmen. Die Ărzte und Forscher wollen Daten zu 26 der hĂ€ufigsten Erkrankungen sammeln.
Hamburger Gesundheitsstudie untersucht Risikofaktoren von Volkskrankheiten
Nach wie vor gibt es zahlreiche RĂ€tsel in der Medizin, die trotz intensiver Forschung und moderner Technik nicht gelöst werden konnten. Mit einer groĂangelegten Gesundheitsstudie könnten einige dieser PhĂ€nomene zukĂŒnftig gelöst werden. So nennt Stefan Blankenberg vom UKE im GesprĂ€ch mit âsueddeutsche.deâ das Beispiel HerzschwĂ€che. âDie ist immer wieder ein RĂ€tsel”, so der Leiter der Kardiologie am Herzzentrum. âWir wissen nicht, warum die Pumpfunktion des Herzens bei manchen Menschen im Alter von 60 bis 80 Jahren nachlĂ€sst.” Finden die Ărzte tatsĂ€chlich eine ErklĂ€rung, könnte mancher frĂŒhzeitige Herztod verhindert werden.
Die Ergebnisse der Gesundheitsstudie, die in eine Daten- und Biomaterialbank einflieĂen, könnten dazu beitragen. Die Erkenntnisse aus den Untersuchungen sollen dafĂŒr genutzt werden, um mehr ĂŒber Erkrankungen wie HerzschwĂ€che, Herzinfarkt, Vorhofflimmern, Schlaganfall oder Demenz zu erfahren. Dabei stehen unter anderem die Risikofaktoren im Mittelpunkt. So könnten daraus Therapien abgeleitet werden, die Menschen helfen, bevor sie erkranken. âDie Hoffnung ist, mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit vorhersagen zu können, welche Volkserkrankung ein Mensch bekommen wird”, so Blankenberg.
âDie HCHS will das Geflecht verstehen, das hinter Erkrankungen steht. Denn Krankheit und Gesundheit hĂ€ngen nicht von einzelnen Risikofaktoren ab, sondern sind Folge eines komplexen Netzwerks von Einflussfaktoren wie Genetik, Vorerkrankungen, Lebensstil oder UmwelteinflĂŒssenâ, informiert das UKE in einer Mitteilung. âJe besser diese ZusammenhĂ€nge bekannt sind, desto fokussierter können die groĂen Volksleiden diagnostiziert und behandelt werden.â
Hamburger Gesundheitsstudie ist weltweit die gröĂte ihrer Art
âIm Rahmen der Studie werden insgesamt 270 Millionen Biodaten gesammelt – pseudonymisiert und unter strengsten Datenschutzauflagen gespeichertâ, teilt das UKE mit. âSie ermöglichen den Aufbau einer der gröĂten Biomaterialdatenbanken der Welt und machen eine weitreichende Netzwerkforschung ĂŒberhaupt erst möglich.â
Die Studienteilnehmer werden vom UKE per Zufallsprinzip eingeladen. Sie mĂŒssen innerhalb von sechs Stunden standardisierte Fragebögen beantworten und neun Untersuchungsstationen absolvieren, die bildgebende, klinische und genetische Analysen umfassen. FĂŒr jeden Probanden fallen 6.000 Analysedaten an, zusĂ€tzlich Bilder und eingefrorenes Biomaterial. Die Untersuchungen werden in zwei Untersuchungszyklen von jeweils sechs Jahren durchgefĂŒhrt. Die ersten Ergebnisse der HCHS wird das UKE voraussichtlich Ende 2016 vorlegen. 2021 können die ersten Langzeitergebnisse prĂ€sentiert werden.
Hamburger Gesundheitsstudie soll Nationale Kohorte ergÀnzen
Drei Jahre dauerten die Vorbereitungen fĂŒr die Hamburger Gesundheitsstudie, an der mehr als 30 Kliniken und Institute des UKE arbeiten. Sie tragen auch einen Teil der Kosten. Zudem unterstĂŒtzen Sponsoren und Förderer die Finanzierung. Das UKE hat fĂŒr nur die Studie 65 VollzeitkrĂ€fte eingestellt und ein Studienzentrum eingerichtet.
In Deutschland wird derzeit bereits eine andere Gesundheitsstudie durchgefĂŒhrt, die Nationale Kohorte, an der 200.000 Probanden bundesweit teilnehmen. Die HCHS soll diese Studie ergĂ€nzen.
Ein Ă€hnliches Projekt wird seit 1948 in den USA durchgefĂŒhrt, die Framingham Heart Study, bei der Ărzte und Forscher etwa 15.000 Einwohner von Framingham ĂŒber Generationen auf Koronare Herzkrankheiten und Arteriosklerose untersuchen. (ag)
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Bildnachweis: Dieter SchĂŒtz  / pixelio.de
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