Die Gesundheit in der Kindheit beeinflusst das spätere Erkrankungsrisiko. So kann beispielsweise eine Infektion wie Windpocken im Säuglingsalter oder Übergewicht in jungen Jahren das Risiko für spätere chronische Erkrankungen bei Männern deutlich erhöhen.
In einer neuen Studie von Fachleuten der University of Nottingham wurden die Hormonwerte junger Männer untersucht, um herauszufinden, welche Faktoren in Kindheit und Jugend langfristig die Hormonproduktion beeinflussen. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Andrology“ nachzulesen.
Auswirkungen kindlicher Gesundheitsprobleme
Die Forschenden analysierten Daten aus der bekannten Children of the Nineties-Langzeitstudie (auch bekannt als Avon Longitudinal Study of Parents And Children), die seit den 1990er-Jahren läuft.
Die männlichen Teilnehmer wurden von der Geburt an medizinisch begleitet, so dass umfassende Daten zu Ernährung, Infektionsverläufen, Körpergewicht und Lebensstil vorlagen.
Im Alter von 24 Jahren wurde der INSL3-Spiegel gemessen. Anschließend analysierte das Team, ob es Zusammenhänge zwischen den Hormonwerten und früheren Gesundheitsfaktoren gab.
Beeinträchtigte Hormonproduktion
Die Fachleute stellten fest, dass Männer, die in der Kindheit oder frühen Jugend übergewichtig waren, oder in der frühen Säuglingszeit an Windpocken oder anderen Infektionskrankheiten litten, im Erwachsenenalter um zehn bis 15 Prozent niedrigere INSL3-Werte aufwiesen.
„Wir wissen, dass der INSL3-Hormonspiegel bei Jungen und Männern ein robuster Biomarker für die Fähigkeit der Hoden ist, das Steroidhormon Testosteron zu produzieren, das nicht nur für die Fortpflanzung, sondern auch für das allgemeine Wohlbefinden wichtig ist“, erklärt die Studienautorin Dr. Anand-Ivell in einer aktuellen Pressemitteilung.
„In dieser neuen Studie haben wir einen klaren Zusammenhang zwischen bestimmten Gesundheitsfaktoren in der Kindheit vor der Pubertät, wenn sich die Hoden noch entwickeln, und der späteren Gesundheit von Männern im Alter festgestellt“, fügt die Medizinerin hinzu.
Auf Infektionsschutz achten
Diese Erkenntnis sei besonders relevant, da sie auf eine veränderte Hodenentwicklung bereits in frühen Lebensphasen hinweise. Hier werde deutlich wie wichtig Infektionsschutz im Säuglingsalter ist, um vermeidbare Infektionskrankheiten mit potenziell langfristigen Folgen zu verhindern.
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Die Ergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass Gesundheitsinterventionen nicht erst im Erwachsenenalter, sondern bereits in der Kindheit beginnen sollten und beispielsweise Übergewicht bei Jungen frühzeitig medizinisch begleitet und Infektionsrisiken durch gezielte Impfungen minimiert werden sollten.
Zudem arbeiten die Fachleute derzeit an einem sogenannten High-Throughput-Assay, einem Laborverfahren, das INSL3 künftig schnell und zuverlässig messen könnte, etwa im Rahmen von Routineuntersuchungen zur Früherkennung gesundheitlicher Risiken.
Insgesamt liefert die Studie einen wertvollen Ansatz auch im Hinblick auf die Prävention altersbedingter Erkrankungen. Und wer als Junge gesund isst, sich bewegt und Impfungen wahrnimmt, könnte als Mann nicht nur fitter, sondern auch hormonell besser aufgestellt sein und damit die Weichen für ein gesundes Altern stellen. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Richard Ivell, Bilal Tilumcu, Waleed Alhujaili, Ravinder Anand-Ivell: Maternal, childhood and adolescent influences on Leydig cell functional capacity and circulating INSL3 concentration in young adults: Importance of childhood infections and body mass index; in: Andrology (veröffentlicht 02.07.2025), Andrology
- University of Nottingham: New study shows link between childhood health and risk of disease in men in later life (veröffentlicht 03.07.2025), University of Nottingham
Wichtiger Hinweis:
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