Fluorid wird häufig mit Fluor verwechselt. Zur Klarstellung gleich vorab: Fluor ist eine gefährliche Substanz, während Fluorid für uns Menschen, in richtigen Mengen zugeführt, ein wichtiges Spurenelement ist. Fluorid ging lange als „gefährlich“ durch die Medien und Ängste wurden geschürt. Jedoch benötigen wir dieses Spurenelement für unsere Zähne und für unsere Knochen. Trotzdem gilt es, auf die zugeführte Menge zu achten. Alles Wichtige zu Fluorid erfahren Sie in den folgenden Zeilen.
Fluor – Fluorid
Nur zwei Buchstaben, jedoch verbirgt sich dahinter ein großer Unterschied. Fluor ist stark gesundheitsschädigend, wohingegen Fluorid wichtig für unsere Zahngesundheit ist. Oft wird allerdings auch von Fluorid behauptet, dass es gesundheitsschädlich sei und Paracelsus bracht es schon damals auf den Punkt: In jedem Ding ist ein Gift, es kommt nur auf die Dosierung an.
Fluor ist ein giftiges, stark riechendes Halogen und bereits kleinste Mengen davon in der Luft können in Augen und im Atemtrakt zu Verätzungen führen. Es ist ein äußerst reaktives Gas, das recht schnell mit andern Stoffen reagieren kann. Ist Fluor gebunden, so wird daraus Fluorid.
Wenn auf der Salzpackung steht „enthält Fluor“, so ist damit das Spurenelement Fluorid gemeint und auf keinen Fall das Halogen.
Giftig oder gesund?
Immer wieder kamen Bedenken gegenüber Fluorid auf, es sei gesundheitsschädlich. Würde zum Beispiel eine ganze Tube Zahnpasta auf einmal gegessen, könnte das Fluorid durchaus nachteilig wirken, weshalb kleine Kinder zum Beispiel Zahnpasta nur unter Aufsicht verwenden sollten, da sie eventuell ihre Lieblingszahnpasta mit Erdbeergeschmack als Leckerei einstufen und davon größere Mengen verzehren.
Beim Zähneputzen wird allerdings in der Regel nur eine kleine Menge Zahnpasta verwendet und der Großteil davon ausgespuckt. Ein Risiko ist hier nicht zu erwarten. Zumal verschiedene Untersuchungen bereits gezeigt haben, dass Fluorid wesentlich weniger giftig als Kochsalz ist und wer denkt beim Salzen schon daran, dass dies giftig sein kann.
Die tägliche Aufnahmemenge an Fluorid sollte laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) zwischen dem 19. und 65. Lebensjahr bei Frauen 3,1 Milligramm und bei Männern 3,8 Milligramm betragen. Darin eingerechnet sind Nahrung, Salz, Wasser und Supplementierungen.
Fluorid gegen Karies
Karies ist eine Erkrankung der Zähne, die durch den mikrobiellen Biofilm (auch Zahnbelag oder Plaque genannt) auf den Zähnen und durch Nahrungsbestandteile entstehen kann. Der Biofilm entwickelt sich sehr individuell.
Befinden sich vorwiegend Säuren im Zahnbelag, führt dies zu einer Demineralisierung der Zahnoberfläche, woraus dann Karies entsteht. Leider ist eine Ausbreitung bis hin zum Dentin (Zahnbein) möglich, was den Zahn komplett zerstören kann. Karies wird nicht vererbt, kann jedoch familiär gehäuft auftreten.
Fluorid ist dafür bekannt, dass es Kariesprophylaxe dient. Wichtig für die Prävention ist eine gesunde Oberflächenreaktion in und auf der äußersten Zahnschmelzschicht. Dies bedeutet, dass die aktuelle Fluoridverfügbarkeit ausschlaggebend dafür ist, ob sich Karies entwickelt kann oder nicht.
Säure entwickelt sich jedes mal, wenn die Zähne Bakterien ausgesetzt werden – mal mehr, mal weniger. Dabei lösen sich äußere Kristalle aus dem Zahnschmelz. Eine Reparatur ist unter günstigen Säurebedingungen möglich. Diese sind jedoch nicht immer gegeben.
Günstige Bedingungen sind pH-Werte zwischen 7 und 7,5. Fällt jedoch zu viel an Säure an, zum Beispiel durch zu viel Zuckerzufuhr, versagt der natürliche Reparaturmechanismus.
Sinkt der pH-Wert nicht unter 4, kann Fluorid die Reparatur übernehmen. Bei noch niedrigeren Werten können weder Fluorid noch Kalzium einen Schutz bieten, der Zahn oder die Zähne drohen zerstört zu werden.
Demnach kann bei kleinen bis mittelschweren Säureangriffen und guter Zahnhygiene Fluorid gute Dienste leisten. Ist die Mundhygiene schlecht, kann auch Fluorid dies nicht ausgleichen.
Fazit: Bei kleinen Zahnsünden hilft Fluorid, bei größeren sieht es um die Zahnqualität schlecht aus.
Welche Form von Fluorid?
Da Studien belegen, dass der direkte Kontakt von Fluorid mit der Zahnoberfläche wesentlich wirkungsvoller für die Kariesprophylaxe ist als die systemische Gabe, wie zum Beispiel als Tablette oder im Wasser, wird die Anwendung fluoridhaltiger Zahnpasta empfohlen. Und dies auf jeden Fall für Erwachsene.
Die Fluorid Empfehlungen für Babys und Kleinkinder werden in den letzten Jahren immer wieder recht kontrovers diskutiert. In Ländern wie zum Beispiel der Schweiz wird nur noch die lokale Anwendung von Fluorid empfohlen.
In Deutschland einigten sich verschiedene Fachgesellschaften wie die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für Jugendzahnpflege (DAJ) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) im Jahr 2021 auf folgende Empfehlung bei der Anwendung von Fluorid bei Kindern:
- bis zum ersten Zahndurchbruch täglich eine Fluoridtablette zusammen mit
Vitamin D, - ab Zahndurchbruch bis zum ersten Geburtstag, ein- bis zweimal am Tag putzen mit einer reiskorngroßen Menge einer fluoridhaltigen Zahncreme (1000ppm),
- bei Verwenden einer Zahnpasta ohne Fluorid, die Gabe einer Tablette Vitamin D mit Fluorid,
- vom ersten bis zum zweiten Geburtstag zweimal am Tag putzen mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta (1000 ppm), ebenso eine reiskorngroße Menge,
- vom zweiten bis zu sechsten Geburtstag zwei- bis dreimal am Tag putzen mit erbsengroßer Menge von fluoridhaltiger Zahnpasta.
Die Anwendung als Tablette ist bei Kleinkindern allerdings umstritten, da mittlerweile festgestellt wurde, dass die lokale Anwendung von Fluorid am wirksamsten ist. Somit sollten die Tabletten nicht geschluckt, sondern gelutscht werden, was bei einem einjährigen Kind eher nicht möglich ist.
Auch ist darauf hinzuweisen, dass bei einem Fluoridgehalt des Trinkwassers, der über 0,7 Milligramm pro Liter liegt, auf Fluoridtabletten verzichtet beziehungsweise die Säuglingsnahrung nicht damit zubereitet werden sollte.
Fluoridlacke,-gelees, und -lösungen gehören in die Zahnarztpraxis und sollten auch nur dort gezielt zum Einsatz kommen, zum Beispiel bei erhöhtem Kariesrisiko.
Ebenso können Mundspüllösungen, die Fluorid enthalten, eine Möglichkeit sein, bei erhöhtem Kariesrisiko dem Ganzen vorzubeugen. Wichtig ist, sich genau bezüglich der Menge an die Vorgaben des Herstellers zu halten und nach dem Ausspülen eine halbe Stunde lang nichts zu essen, zu trinken und auch nicht zu rauchen. Jedoch auch hier gilt: Mundspüllösungen ersetzen keine gründliche Mundhygiene.
Wirkungsweise von Fluorid
Fluorid fördert die Remineralisationsvorgänge an der Oberfläche der Zähne. Die Säureresistenz des Zahnschmelzes wird erhöht. Dazu kommt noch die antibakterielle Wirkung von Fluorid. Dies dringt in die Bakterien ein und behindert damit die Stoffwechselfunktion der Plaquebakterien.
Sind die Zähne noch nicht durchgebrochen, können die Fluoride aus der Nahrung beziehungsweise durch Tabletten in die Blutbahn gelangen und von dort aus in den Zahnschmelz eingebaut werden. Dies macht die Mikrostruktur im Zahn fester. Der Zahn wird widerstandsfähiger.
Zahncreme und fluroridiertes Speisesalz
In Deutschland werden zur Kariesprophylaxe die Anwendung fluoridierter Zahnpasta (Kinder bis 1000 ppm, Erwachsene bis 1500 ppm) und fluoridiertes Speisesalz empfohlen. In anderen Ländern wird das Trinkwasser mit Fluorid angereichert, so zum Beispiel in den USA.
Des Weiteren werden in Drogeriemärkten oder Apotheken fluoridierte Mundspülungen und Fluoridgele angeboten. Letztere werden nur einmal wöchentlich aufgetragen. In der Zahnpasta ist Natriumfluorid, Aminfluorid oder eine Kombination aus beiden enthalten. Natürlich ist auch Zahnpasta ohne Fluorid erhältlich.
Dentalfluorose
Eine Dentalfluorose ist eine weiße bis gelb-bräunliche Verfärbung auf den Zähnen. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern kann auch die Wiederstandfähigkeit des Zahnschmelzes herabsetzen. Eine Dentalfluorose kommt am ehesten bei Kindern durch eine Überdosierung von Fluorid vor. So ist zum Beispiel die Gabe von Fluorid-Tabletten nicht mit der Verwendung einer fluoridierten Zahncreme zu kombinieren.
Kariesprophylaxe
Die Kariesprophylaxe besteht nicht nur aus dem täglichen Putzen (mindestens zweimal) mit einer fluoridhaltigen Zahnpasta, sondern auch aus dem regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen beim Zahnarzt, einer zahnfreundlichen Ernährung und der regelmäßigen professionellen Zahnreinigung. Die Fluoride in der Zahnpasta bilden eine Art Schutzfilm, der die Zähne vor dem Säureangriff schützen soll.
Wo Fluoride überall vorkommen
Fluorid kann, je nach Region, bereits im Trinkwasser vorkommen. In manchen Ländern, wie schon erwähnt, wird das Trinkwasser mit Fluorid angereichert, so zum Beispiel in den USA, in Australien, Großbritannien und in der Schweiz. In Deutschland jedoch wurde entschieden, dass das Trinkwasser frei von Zusätzen sein soll, demnach wird hier nicht fluoridiert.
Dies bedeutet, dass das Fluorid auf eine andere Art und Weise zugeführt werden muss – durch angereichertes Speisesalz, Mineralwasser mit Fluorid, Fluorid-Tabletten für die Kinder und natürlich die bereits mehrfach erwähnte Kariesprophylaxe durch entsprechende Zahnpasten.
Lebensmittel, die Fluorid enthalten sind Seefisch und schwarzer Tee. Zusätzliche Möglichkeiten sind Gele, Mundwässer und Zahnlack. Letzterer wird von Zahnärztinnen und Zahnärzten genutzt, zum Beispiel bei Patientinnen und Patienten mit empfindlichen Zahnhälsen. Nach einer professionellen Zahnreinigung werden in der Regel die Zähne mit einem fluoridierten Zahngel behandelt.
Nachteile von Fluorid
Wie bei allem – die Dosis ist entscheidend. Zuviel an Fluorid führt, wie bereits oben beschrieben zu einer Fluorose. Bei uns kommt dies jedoch recht selten vor. Eher anzutreffen sind kleine weiße Wölkchen oder feine weiße Linien auf den Zähnen. Dies deutet auf ein bisschen zu viel Fluorid hin. Jedoch ist das völlig harmlos.
Eine Vergiftung mit Fluorid ist nahezu ausgeschlossen. Dafür müsste ein fünfjähriges Kind, mit dem Gewicht von circa 20 Kilo den kompletten Inhalt einer Erwachsenen Zahnpastatube aufessen. Dies würde zu einer Vergiftung führen.
Wird über Jahre hinweg eine zu große Menge an Fluorid zugeführt kann dies außerdem zu sogenannten Skelettfluorosen mit Verkalkung von Sehnen und Gelenkkapseln führen.
Die richtige Fluorid Zufuhr ermitteln
Die richtige, individuelle Fluorid-Zufuhr zu ermitteln, ist gar nicht so einfach. Jeder Mensch hat seinen ganz individuellen Zahnaufbau. Experten empfehlen 0,05 mg Fluorid pro Kilogramm Körpergewicht am Tag. Dazu gehören Nahrung, Wasser, Salz, Zahncreme und Mundwasser. Für den Fluoridgehalt in Zahnpasten existieren genaue Vorgaben. So darf eine Zahnpasta für Erwachsene maximal 0,15 Prozent (1500 ppm) Fluorid enthalten. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Ulrich Schiffner: Verwendung von Fluoriden zur Kariesprävention (veröffentlicht 11.06.2021), springer.com
- Herausgeber Deutsche Gesellschaft für Zahn-, Mund- und Kieferheilkunde e.V. / Deutsche Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde: Oralprophylaxe Kinderzahnheilkunde (Stand 27.04.2023), imeonline.de
- Deutsches Zahnärzteblatt (ZWR): Prophylaxe mit Fluoriden ist entscheidend 121 (3); 2012, thieme-connect.com
- Deutsche Apotheker Zeitung (DAZ): Kariesprophylaxe: Lokale Fluoridierung schützt besser als systemische, 02.07.2000, deutsche-apotheker-zeitung
- Deutsches Ärzteblatt: Fachgesellschaften empfehlen Fluorid für Schutz der Zähne von Geburt an (veröffentlicht 29.04.2021), aerzteblatt.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.