Berberitzen-Arten sind vielfältig – in Deutschland war ursprünglich nur der Gewöhnliche Sauerdorn (Berberis vulgaris) heimisch. Der Name sagt es: Die Pflanze trägt saure Beeren und lange spitze Dornen. Die Sträucher eigenen sich als Heckenpflanzen, die Tieren als Nahrung und Unterschlupf dienen. Nicht vergessen sollte man derweil die Heilwirkungen dieser Pflanze und die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung in der Küche.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Berberis vulgaris
- Volksnamen: Berberitze, Echte Berberitze, Gewöhnliche Berberitze, Sauerdorn, Dreidorn, Essigbeere
- Familie: Berberitzengewächse / Sauerdorngewächse (Berberidaceae)
- Verbreitung: Europa (Süd- und Mitteleuropa), Klein- und Westasien, Nordafrika
- Verwendete Pflanzenteile: hauptsächlich die Rinde und die Früchte
- Inhaltsstoffe: Alkaloide (Rinde), wie Berberin, Vitamin C , Fruchtsäuren, Mineralstoffe und Spurenelemente
- Traditionelle Anwendungsgebiete: Entzündungen, Verdauungsstörungen, Leber-, Milz- und Gallenblasenbeschwerden, Infektionen
Berberitze – Eine Übersicht
- Berberis vulgaris enthält hauptsächlich Alkaloide, insbesondere Berberin, das in Wurzel- und Stammrinde vorkommt, während die Früchte, Samen und Blüten alkaloidfrei sind.
- Die Früchte sind reich an Vitamin C, Fruchtsäuren und Mineralstoffen und sind essbar, während das Berberin in der Rinde in höheren Konzentrationen giftig sein kann.
- Für Berberis vulgaris und das enthaltene Berberin wurde in vielen Studien unter anderem antimikrobielle, entzündungshemmende, antioxidative und antidiabetische Wirkungen nachgewiesen. Zur medizinischen Anwendung fehlt es aber an weiteren Forschungsarbeiten.
- Traditionell wird die Berberitze seit langer Zeit vielseitig eingesetzt, vor allem in Form von Wurzelrinden-Extrakten. Die Beeren werden zudem in der Küche vielfältig genutzt, etwa in Marmeladen, Tees, Likören oder als Gewürz.
- Da die Wurzelrinde mit einer hohen Alkaloid-Konzentration schwach giftig ist, wird von einer Selbstmedikation abgeraten.
- Im Garten eignet sich die Berberitze gut als Heckenpflanze, da sie robust ist, radikal geschnitten werden kann und Vögeln sowie Insekten Nahrung sowie Unterschlupf bietet.
Berberis vulgaris – Inhaltsstoffe
Die Früchte der Berberitze enthalten viel Ascorbinsäure (Vitamin C) und weitere Fruchtsäuren sowie Mineralstoffe und Spurenelemente. Der wichtigste Inhaltsstoff sind Alkaloide, insbesondere Berberin. Dies kommt vor allem in der Wurzel- und Stammrinde in größeren Mengen vor. In den Blättern findet sich nur wenig Berberin, die Früchte, Samen und Blüten sind bei der Gewöhnlichen Berberitze alkaloidfrei.
Berberin gehört zu den Isochinolinalkaloiden und weist vielfältige medizinische Wirkungen auf – gleichzeitig ist es in höheren Dosierungen giftig. Somit sind nur die Beeren von Berberis vulgaris essbar (bei anderen Berberitzen können auch die Früchte giftige Wirkungen haben).
Medizinische Wirkungen der Berberitze
Laut umfassenden Reviews aus dem Jahr 2016, 2022 und 2024 wurden für Berberis vulgaris und dem enthaltenen Berberin in verschiedenen Studien vielfältige medizinische Wirkungen nachgewiesen – unter anderem antimikrobielle, entzündungshemmende, antirheumatische, antioxidative und antidiabetische Effekte.
Auch die klinische Anwendung, etwa zur Behandlung von Diabetes, Fettleibigkeit, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, neurodegenerative Erkrankungen, Autoimmunerkrankungen, Allergien, Entzündungen sowie bakteriellen und viralen Infektionen, wurde untersucht, wird aber bisher als unzulänglich beziehungsweise eingeschränkt eingestuft. Laut dieser Arbeiten sind weitere Studien notwendig, um die optimalen Dosierungen, Sicherheitsprofile und mögliche Wechselwirkungen zu klären.
Eine in dem Fachmagazin „Microbiological Research“ veröffentlichte Studie zeigt zudem, dass das enthaltene Berberin eine Blutdrucksenkung bei Bluthochdruck bewirken und zur Linderung vaskulärer Dysfunktionen beitragen kann. Die Wirkung wird dabei offenbar durch den Einfluss von Berberin auf die Darmflora bedingt.
Traditionelle medizinische Anwendungen
In der traditionellen Medizin findet die Berberitze seit langer Zeit Anwendung, etwa bei entzündlichen Erkrankungen, Verdauungsstörungen, Leber-, Milz- und Gallenblasenbeschwerden und bei Infektionen. In Mitteleuropa wird die Heilpflanze heute fast nur noch in der Homöopathie eingesetzt.
Zur Anwendung kommen meist Auszüge aus der Wurzelrinde (in der Homöopathie potenzierte Wurzelauszüge). Dem Verzehr von reifen Früchten, etwa in Form von Marmelade oder Saft, wird eine appetitanregende Wirkung nachgesagt.
Die sauren Beeren verfügen in hohem Ausmaß über Vitamin C und Fruchtsäuren, die den Magen reinigen sollen. Auch schweißtreibende, schleimlösende und antimikrobielle Wirkungen werden den Beeren zugeschrieben.
Somit gilt die Berberitze als bewährtes Heilmittel etwa bei Magenverstimmungen, Blaseninfekten oder auch Zahnschmerzen. Bei Letzterem kann die schmerzende Stelle mit Berberitzen-Fruchtsaft eingerieben werden.
Die Früchte können getrocknet werden und im Winter als „Vitamindrops“ eingenommen oder Teemischungen beigeben werden.
Berberitzenbeeren
In Deutschland wurden die Beeren traditionell als Gelee zubereitet, als Aroma für Tees genutzt und zu Likör verarbeitet – auch mit dem Wissen, dass die Pflanze als Heilmittel dient.
Getrocknete oder frische Berberitzen eignen sich als Würze für Lammspieße, Kouskous, Reis und Hühnchen und harmonieren mit Safran, Mandeln, Nüssen und Süßkartoffeln. Ihr starker Säuregehalt passt gut zu Wildgerichten wie Rehbraten oder Hasenrücken. Auch verschiedenen Süßspeisen zugeben, verliehen sie diesen das besondere Etwas.
Im Iran gehören die Berberitzen-Beeren zum Nationalgericht Sereschk Polo; im Nordostiran werden davon jährlich 4.500 Tonnen geerntet. Die persische Berberis vulgaris-Sorte „Asperma“ enthält keine Kerne und lässt sich deshalb einfach verarbeiten. Die Beeren schmecken süßsauer und enthalten viel Vitamin C und Säure – daher der herb-saure Geschmack.
Heil- und Giftpflanze
Die Wurzelrinde wirkt in höherem Ausmaß als die Früchte, da hier die Alkaloide in hoher Konzentration vorhanden sind. Diese sind allerdings schwach giftig, weshalb von einer Selbstmedikation abgeraten wird. Eine Alternative bieten hier verschiedene Präparate (zum Beispiel Kapseln), die in Apotheken erhältlich sind.
Eine Überdosierung von Berberin, etwa durch den Verzehr der Blätter, kann aber zu Erbrechen, Durchfall, Nierenschmerzen und Nasenbluten führen.
Berberitze – Beschreibung
Bei der Gewöhnlichen Berberitze handelt es sich um niedrige bis mittelhohe Sträucher. Die Blätter sind klein und haben eine ovale bis elliptische Form. Zur Abwehr bildet die Pflanze Blattdornen aus. Berberitzen-Holz ist sehr hart und hat eine gelbliche Farbe.
Die Blüten sind klein und gelb und eine hervorragende Bienenweide und bieten auch Schmetterlingen Nahrung. Manche Berberitzen-Arten haben blutrote Blätter, bei anderen färben sich die grünen Blätter im Herbst gelb und rot. Die Sträucher bilden länglich-ovale Beeren von kräftig roter Farbe aus.
Sauerdorn als Garten- und Nutzpflanze
Sauerdorn wird in Deutschland eher wenig genutzt. Das liegt vor allem daran, dass die hiesigen Früchte Kerne haben, und die Ausbeute der kleinen Beeren deshalb mühsam zu bekommen ist. Außerdem führen die schmerzhaften Dornen dazu, dass die Beeren nur mit festen Handschuhen, (Rosenhandschuhe) geerntet werden sollten.
Der Strauch eignet sich jedoch sehr gut als Nutzpflanze für den Kleingarten, denn er stellt kaum Ansprüche. Generell mag die Pflanze Sonne, gedeiht aber auch im Halbschatten oder sogar im Schatten. Sie benötigt einen durchlässigen Boden, der ein Minimum an Humus besitzt.
Berberitzen dienen häufig als Hecken, und dazu, Flächen zu begrünen oder Gräber zu schmücken. Im Naturgarten sollte die Pflanze nicht fehlen – sie harmoniert optisch, von der Größe und ihren Eigenschaften her, sehr gut mit Weißdorn, Feuerdorn und Schlehe.
Berberitzen vertragen radikale Schnitte und sind auch insofern als Heckensträucher ideal. Wenn Sie einen kleinen Strauch einpflanzen, sollten Sie diese gleich um ein Drittel kürzen, dann verzweigt sie sich gut. Die Sträucher lassen sich mit einer Heckenschere einfach schneiden, am besten einmal im Spätsommer.
Für Vögel ist die Berberitze ein wertvoller Strauch: Drosseln lieben die Beeren und die Sträucher bieten gut geeignete Nistplätze und Unterschlupf.
Ein Tipp: Berberitzen werden durch die Dornen oft als katzenabwehrende Pflanzen angesehen. Eine Vogelfutterstelle oder ein Vogelhaus ist recht katzensicher, wenn man diese auf einer Säule in einen Berberitzen-Strauch stellt oder in dem Strauch aufhängt. Aber: Auch für Katzen ist die Berberitze giftig. (Dr. Utz Anhalt)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Traversier, Rita: Westliche Pflanzen und ihre Wirkungen in der TCM, Karl F. Haug, 2014
- Courtenay, Elfie: Heilkräuter - Überliefertes Wissen für Hausapotheke und Küche: Über 70 herausragende Heilpflanzen - Mehr als 250 Anwendungen und Rezepte - Extra: Geschützte und giftige Pflanzen, Mankau Verlag, 2015
- Zhichao Wang, Yijia Shao, Fang Wu, Dangu Luo, Guoyifan He, Jianwen Liang, Xiaoqing Quan, Xiehui Chen, Wenhao Xia, Ye Chen, Yue Liu, Long Chen: Berberine ameliorates vascular dysfunction by downregulating TMAO-endoplasmic reticulum stress pathway via gut microbiota in hypertension; in: Microbiological Research (veröffentlicht 20.07.2024), , sciencedirect.com
Wichtiger Hinweis:
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