Sechs Prozent der Jugendlichen sind an Borderline erkrankt.
(02.07.2010) Etwa sechs Prozent der Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren leiden an der psychischen Erkrankung "Borderline". Die Erkrankung resultiert zu meist aus traumatischen Erlebnissen wie dem sexuellen Missbrauch in Familienstrukturen.
Eine erschreckende Zahl: Rund sechs Prozent der Jugendlichen leidet an der psychischen Erkrankung „Borderline“. Darauf wies die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde (DGPPN) während des ersten internationalen Kongresses zur Borderline-Persönlichkeitsstörung in Berlin hin.
Starke Stimmungsschwankungen sind ein Hauptmerkmal der Boderline.
Bei einer Borderline Störung leiden die jungen Menschen unter ständigen emotionalen Stimmungsschwankungen. Aus diesem Grund spricht man auch von einer Persönlichkeitsstörung. Betroffene wechseln ihre emotionale Verfasstheit von einem Moment zum anderen. Für Umstehende wirken diese Verhaltensweisen teilweise paradox und rufen Unverständnis hervor. Die Patienten leiden zudem unter einem "dichotomen Denkmuster", d.h. sie versuchen die Welt in ein "Schwarz-Weiß-Bild" einzuordnen. So werden Mitmenschen entweder stark Idealisiert und Abgrund tief abgelehnt und gehasst. Das Bild der Mitmenschen kann dabei stark und jeweils von der Tagesverfassung des Erkrankten variieren.
Weitere psychischen Störungen spielen eine gewichtige Rolle.
Eine Bordeline-Erkrankung ist oftmals mit weiteren psychischen Störungen verbunden. Die Patienten leiden mitunter unter dissoziativen Identitätsstörungen, Depressionen, Suizidalität, sowie selbst verletzendes Verhalten (z.B. "Ritzen" der Arme). Borderline-Patienten leiden unter einem sehr negativen Selbstbildnis und fügen sich regelmäßig Selbstverletzungen zu. Manche versuchen sich quasi zur Selbstmeditation mit der Einnahme von Drogen zu beruhigen.
Gründe: Oftmals sexueller Missbrauch der Kinder in der Familie.
Den Wissenschaftlern der DGPPN zufolge, sei der Hauptgrund für eine Borderline Erkrankung zumeist der sexuelle Missbrauch im Familiensystem. So hätten rund 60 Prozent der jungen Patienten von einem schwerwiegenden sexuellen Missbrauch im engeren familiären Umfeld gesprochen. Aber auch schwere Vernachlässigungen des Kindes können zum Ausbruch einer Boderline-Störung führen.
Genetische Faktoren begünstigen einen Ausbruch der Krankheit.
Dennoch ist der lang anhaltende Missbrauch von Kindern keine ausreichend allgemein gültige Erklärung für den Ausbruch einer Borderline-Störung. Forscher vermuten auch einen genetischen Zusammenhang. Denn immerhin bei 40 Prozent der Patienten habe ein sexueller Missbrauch keine oder keine wesentliche Rolle gespielt. Die Forscher warnen in diesem Zusammenhang auch vor einer Stigmatisierung der Betroffenen. Es besteht unter Psychiatern jedoch eine breite Einstimmigkeit darüber, dass ein wesentliche Eckpfeiler der Borderline schon im früh kindlichen Alter gelegt wird. So spielen soziale Umweltfaktoren im Kindesalter wie beispielsweise sexueller Missbrauch, Vernachlässigung und Gewalterfahrungen eine gewichtige Rolle bei der Entwicklung und Ausbruch einer Borderline-Störung.
Therapien häufig nicht erfolgsversprechend.
Insgesamt sind etwa 2 Prozent der Gesamtbevölkerung an Borderline erkrankt. Dabei überwiegt der Anteil der Frauen mit 70 Prozent. Therapien können erfolgreich sein, jedoch liegt es an den Indikatoren einer Borderline-Erkrankungen, dass Patienten Therapien oftmals abbrechen. Nach Schätzungen von Medizinern brechen bis zu 70 Prozent der Erkrankten eine Therapie ab. Damit wird eine Genesung fast vollständig verhindert. Harmoniert das Verhältnis zwischen Patient und Therapeut, so sind die Chancen für einen Therapieerfolg deutlich höher anzusetzen. (sb)
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Wichtiger Hinweis:
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