Adipositas im Jugendalter häufig durch Übergewicht der Mutter während der Schwangerschaft begünstigt
19.11.2014
Rund 200.000 Jugendliche sind der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) zufolge von einer extremen Form des Übergewichts (Adipositas) betroffen. Bereits im Alter von 15 Jahren wiegen einige betroffene Jugendliche bereits 150 Kilogramm. Die gesundheitlichen Folgen einer solch ausgeprägten Fettleibigkeit sind dramatisch. Diabetes Typ 2, Gelenkbeschwerden, das Schlaf-Apnoe-Syndrom und Bluthochdruck sind nur einige Erkrankungen, die im Zusammenhang mit starkem Übergewicht auftreten. Aber auch die Psyche der Betroffenen ist durch Adipositas häufig belastet.
Während der Schwangerschaft begünstigt Adipositas der Mutter auch Übergewicht beim Kind
Während bei einigen Jugendlichen erst im Laufe der Zeit Übergewicht in Folge eines ungesunden Lebensstils auftritt, kommen andere Kinder bereits mit einem hohen Gewicht zur Welt. Die DDG weist deshalb zusammen mit der Deutsche Adipositas-Gesellschaft (DAG) daraufhin, dass werdende Mütter bereits während der Schwangerschaft Einfluss auf das Gewicht und damit den Gesundheitszustandes ihrer Kinder nehmen können. Mit ausreichend Bewegung und einer gesunden Ernährung können Schwangere nicht nur ihr Gewicht im Normalbereich halten, sie beugen auch der häufigsten Komplikation während der Schwangerschaft, der sogenannten Schwangerschaftsdiabetes (Gestationsdiabetes) vor, zu deren Hauptrisiken Übergewicht zählt. Rund vier Prozent aller Schwangeren waren der DDG und der DAG zufolge im vergangenen Jahr davon betroffen. Idealerweise sollten übergewichtige Frauen bereits vor der Schwangerschaft ihr Gewicht reduzieren. Auf dies Weise verringern sie gleichzeitig das Risiko für Adipositas bei ihrem Kind.
Adipositas im Jugendalter bedeutet häufig Ausgrenzung
„Fettleibige junge Menschen neigen zu Depressionen und selbstverletzendem Verhalten, sie werden auch häufiger straffällig“, erläutert Professor Martin Wabitsch, Leiter Abteilung für experimentelle und klinische Endokrinologie, Diabetologie und Adipositas an der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendmedizin Ulm und Präsident der DAG. Die Betroffenen werden von Gleichaltrigen ausgegrenzt, gehänselt und sogar von Erwachsenen diskriminiert. Gleichzeitig ziehen sie sich häufig von ihren Eltern und Mitschülern zurück. Für Therapieprogramme und Beratungen sind die Jungendlichen jedoch kaum zu motivieren. Meist haben sie bereits einige gescheiterte Diätversuche hinter sich. „Um überhaupt Kontakt zu solchen Jugendlichen zu bekommen, steht daher die Gewichtsabnahme nicht im Zentrum unserer Angebote“, so Wabitsch. „Die vorrangigen Ziele sind die Steigerung des Selbstbewusstseins, die Unterstützung bei der Jobsuche und die frühzeitige Diagnose und Behandlung von Folgekrankheiten.“
Betroffene Jugendliche sollten nicht nach dem Motto „Die sind doch selber schuld“ diskriminiert und ausgegrenzt werden. „Wir müssen aber auch erkennen, dass betroffene Jugendliche nicht allein für ihre Situation verantwortlich sind und gesamtgesellschaftliche Hilfe benötigen“, betont Wabitsch. So seien Eingliederungsmaßnahmen wie etwa eine Unterstützung bei der Berufsausbildung und die Schaffung entsprechender Arbeitsplätze notwendig. „Wir brauchen Regelungen und Kooperationen zur Gleichberechtigung von Menschen mit Adipositas.“
Im Rahmen der 8. Herbsttagung der DDG und der 30. Jahrestagung der DAG diskutieren Experten vom 21. bis 22. November 2014 im Congress Center Leipzig (CCL) rund um das Thema Adipositas bei Jungendlichen. Ein Schwerpunkt soll dabei die Integration in den Arbeitsmarkt sein. (ag)
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