Ein einfacher Bluttest könnte helfen, den Verlauf von Alzheimer besser vorherzusagen. Denn Menschen mit Insulinresistenz haben ein deutlich erhöhtes Risiko für einen schnellen Abbau der kognitiven Fähigkeiten. Eine Erkenntniss, die auch bessere Chancen auf eine gezielte Prävention eröffnet.
In einer neuen Studie wurde der Zusammenhang zwischen Insulinresistenz und dem Fortschreiten von Alzheimer untersucht. Die aufschlussreichen Ergebnisse wurden auf Kongress der European Academy of Neurology (EAN) 2025 vorgestellt.
Verbindung mit dem Alzheimerverlauf
Zwar haben frühere Forschungsarbeiten Insulinresistenz bereits mit dem Ausbruch von Alzheimer in Verbindung gebracht, doch wurde ihr Einfluss auf den Krankheitsverlauf bisher weniger beachtet. Um dies zu ändern, untersuchte das Team 315 Teilnehmende mit kognitiven Beeinträchtigungen, darunter auch 200 Personen mit gesicherter Erkrankung an Alzheimer.
Die Forschenden nutzten den sogenannten TyG-Index, der sich aus den Nüchternwerten von Triglyzeriden und Glukose berechnet, zur Beurteilung der Insulinresistenz. Dabei handelt es sich um einen Standardwert, der in praktisch jedem Krankenhaus erfasst werden kann.
Beschleunigte Abnahme der kognitiven Fähigkeiten
Nachdem die an Alzheimer erkrankten Teilnehmenden anhand ihres TyG-Werts in drei Gruppen aufgeteilt wurden, zeigte sich ein deutlicher Unterschied. So verschlechterten sich Teilnehmende im obersten Drittel bei dem sogenannten Mini-Mental-State-Test pro Jahr im Schnitt um mehr als 2,5 Punkte, berichtet das Team um Dr. Bianca Gumina.
Der Mini-Mental-State-Test ist ein weit verbreitetes Instrument zur Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit und das Risiko der Teilnehmenden für eine Verschlechterung bei den Testergebnissen war laut den Forschenden in der Gruppe mit den höchsten TyG-Werten viermal so hoch wie bei Personen mit den niedrigsten Werten.
Dieser Zusammenhang bestand ausschließlich bei Alzheimer-Erkrankten, nicht bei anderen neurologischen Diagnosen und der Effekt zeigte sich unabhängig von dem bekannten genetischen Risikofaktor APOE ε4, so das Forschungsteam. Metabolische und genetische Risiken scheinen demnach über unterschiedliche Wege auf das Gehirn einzuwirken.
„Unsere Daten zeigen, dass ein einfacher Stoffwechselmarker, der in jedem Krankenhauslabor verfügbar ist, dazu beitragen kann, anfälligere Patienten zu identifizieren, die für eine gezielte Therapie oder spezifische Interventionsstrategien geeignet sein könnten“, resümiert die Studienautorin Dr. Bianca Gumina in einer aktuellen Pressemitteilung.
Die Ergebnisse sind auch deshalb so relevant, weil viele Betroffene und ihre Angehörigen sich die Frage stellen, wie schnell die Erkrankung fortschreiten wird.
Perspektiven für Prävention und Therapie
Insgesamt liefert die Studie nicht nur neue Erkenntnisse, sondern auch konkrete Ansatzpunkte für zukünftige Strategien. Zum Beispiel könnten Personen mit hohem TyG gezielter für Studien mit anti-amyloid- oder anti-tau-Therapien ausgewählt werden.
Zugleich könnte frühzeitig eine Ernährungsumstellung oder medikamentöse Intervention zur Verbesserung der Insulinempfindlichkeit erfolgen, in der Hoffnung, das Fortschreiten von Alzheimer zu verlangsamen.
„Wenn eine gezielte Beeinflussung des Stoffwechsels das Fortschreiten der Erkrankung verzögern kann, verfügen wir über ein leicht modifizierbares Ziel, das neben neu entstehenden krankheitsmodifizierenden Medikamenten wirkt“, fügt Dr. Gumina hinzu.
Wer Risikofaktoren für Insulinresistenz wie den Mangel an Bewegung, Übergewicht oder schlechte Ernährung reduziert, tut nicht nur seiner körperlichen Gesundheit etwas Gutes, sondern möglicherweise auch seinem Gehirn. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Beyond: Simple blood test predicts cognitive decline in Alzheimer's patients, new study shows (veröffentlicht 22.06.2025), Beyond
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.