Gesundheitsrisiko: Arbeitslosigkeit verändert die Psyche
23.02.2015
Dass sich Arbeitslosigkeit auf die Gesundheit auswirkt, wurde bereits in mehreren Untersuchungen festgestellt. Eine neue Studie aus Großbritannien stellt nun fest, dass Arbeitslosigkeit zusehends die Persönlichkeit zerstört. Offenbar verändert sich die Psyche umso stärker, je länger die Erwerbslosigkeit anhält.
Arbeitslosigkeit macht krank
In den vergangenen Jahren haben verschiedene Untersuchungen der Arbeitslosigkeit eine Begünstigung von Krankheiten bescheinigt. Beispielsweise steigt durch länger anhaltende Erwerbslosigkeit das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Vor allem aber haben Wissenschaftler einen Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und psychischen Erkrankungen feststellen können. Wie „gegen-hartz.de“ berichtet, ist der durch Arbeitslosigkeit verursachte psychische Schaden größer als bisher angenommen.
Weniger rücksichtsvoll und verständnisvoll
Zu diesem Schluss kommt der Meldung zufolge eine aktuelle Studie der schottischen University of Stirling. Nicht nur das persönliche Wohlbefinden leidet demzufolge unter der Arbeitslosigkeit, sondern auch der Persönlichkeitskern verändert sich ungünstig. Laut der Meldung wurde die Persönlichkeitsstruktur seit jeher als konstant betrachtet. Die Forscher aus Großbritannien fanden nun jedoch heraus, dass bei Menschen, die Erfahrungen mit Arbeitslosigkeit gemacht haben, das Pflichtbewusstsein, das Verständnis gegenüber anderen sowie die Offenheit stark reduziert werden, schreibt „pressetext.com“. Demnach agieren Erwerbslose weniger rücksichtsvoll und verständnisvoll. Diese Veränderungen werden den Angaben zufolge umso größer, je länger die Arbeitslosigkeit anhält.
Stärkere Persönlichkeitsveränderung bei längerer Arbeitslosigkeit
„Die Resultate der Studie legen nahe die Idee aufzugeben, dass unsere Persönlichkeit unveränderlich ist. Externe Faktoren, wie Arbeitslosigkeit können einen großen Einfluss auf die Grundlage unserer Persönlichkeit entwickeln“, so der Hauptautor der Studie, Christopher Boyce. In einem zeitlichen Abstand von vier Jahren mussten die Probanden der Studie zwei Persönlichkeitstests ausfüllen. Wie berichtet wird, waren beim ersten Zeitpunkt alle in Beschäftigung, vier Jahre später standen die Studienteilnehmer entweder immer noch in Lohn und Brot, waren arbeitslos oder dazwischen zeitweise ohne Einkommen. Wie es heißt, waren diejenigen am stärksten von der Persönlichkeitsveränderung betroffen, die die längste Periode ohne Beschäftigung erfuhren.
Arbeitslose werden stigmatisiert
Weiter heißt es in der Meldung, dass damit deutlich wird, dass die Effekte von Arbeitslosigkeit nicht nur eine ökonomische Komponente haben. Ungerechterweise werden Arbeitslose auch für ihre Persönlichkeitsveränderungen stigmatisiert, die in eine Abwärtsspirale am Arbeitsmarkt mündet. „Politik nimmt daher eine Schlüsselrolle in der Gesellschaft ein, indem sie versuchen muss, die Arbeitslosigkeit niedrig zu halten und den Arbeitslosen große Unterstützung angedeihen zu lassen“, schreiben die Autoren abschließend.
Depressionen können zu Arbeitslosigkeit führen
Allerdings kann es auch einen umgekehrten Zusammenhang zwischen Arbeitslosigkeit und psychischen Erkrankungen geben. So hatte etwa der Vorstandsvorsitzende der Stiftung Deutsche Depressionshilfe, Prof. Dr. Ulrich Hegerl, im vergangenen Jahr darauf hingewiesen, dass Depressionen und andere psychische Erkrankungen zu Arbeitslosigkeit führen und den Weg zurück in die Arbeit erschweren können. In Leipzig hat man auf das Problem reagiert. Dort erhalten betroffene Jobcenter-Kunden im Rahmen des Modellprojekts „Psychosoziales Coaching“ Informationen zu ihrer Erkrankung und eine Beratung zu Behandlungsmöglichkeiten. Außerdem gibt es die Möglichkeit an Gruppenprogrammen, wie zum Stressabbau oder Entspannungsübungen, teilzunehmen. (ad)
Bild: Dr. Klaus-Uwe Gerhardt / pixelio.de
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