Auge: Biosynthetische Hornhaut entwickelt.
(27.08.2010) Schwedische Forscher haben aus künstlichem Kollagengewebe eine Hornhaut auf biosynthetischem Wege hergestellt. Zehn Patienten wurde das neuartige Implantat bereits erfolgreich transplantiert, wobei sechs von ihnen eine erhebliche Verbesserung der Sehkraft verzeichnen konnten.
Die auf der Oberfläche des Augapfels sitzende Hornhaut, übernimmt wesentlich Funktionen bei der Lichtbrechung und bestimmt unter anderem die Sehkraft eines Menschen. Direkt an der Oberfläche befindlich ist die Hornhaut jedoch auch besonders anfällig für Verletzungen, Infektionen und andere Erkrankungen, die sie schädigen oder trüben können. Ist sie beschädigt, lässt die Sehschärfe erheblich nach und in manchen Fällen folgt ein Totalverlust der Sehkraft. Den Betroffenen kann oft nur durch die Transplantation einer gesunden Hornhaut geholfen werden, wobei bisher meist auf die Hornhaut von Verstorbenen zurückgegriffen wurde. Es fehlt jedoch an Spendern , um den bestehenden Bedarf zu decken. So bietet das Verfahren zur Herstellung einer künstlichen Hornhaut aus Kollagen für viele Patienten, die bereits seit Jahren auf eine Operation warten, guten Grund zur Hoffnung.
Etwa 4.000 Hornhaut-Transplantationen werden jedes Jahr in Deutschland durchgeführt, wobei auch in der Vergangenheit schon künstliches Gewebe aus Kunststoff verpflanzt wurde. Das jetzt von den Forschern der schwedischen Universität in Linköping entwickelte Verfahren, macht sich jedoch die natürlichen Eigenschaften des Auges zu Nutze und kommt so zu bessern Ergebnissen. Sie nutzen die natürliche Struktur der Hornhaut, welche zum Großteil aus gitterartig vernetzten Kollagenfasern besteht, die beidseitig (oben / unten) von jeweils einer Zellschicht bedeckt werden. Per Operation entfernten die Mediziner nur die beschädigte Hornhaut und ersetzen den kollagenhaltigen Anteil durch ein synthetisches Pendant. Bei den bisher behandelten Patienten reagierte das Auge darauf indem die zellhaltigen Bereiche rund um das Implantat neu aufgebaut wurden. Zwei Jahre nach der Operation war das biosynthetische Gewebe bei allen Teilnehmern vollständig ins Auge integriert, funktionsfähig und sogar berührungsempfindlich, betont der Studienleiter Per Fagerholm.
Bei neun der zehn Patienten wuchsen sogar die durchtrennten Nerven wieder in das neue Gewebe hinein und bei sechs von ihnen stellte sich eine erhebliche Verbesserung ihrer Sehkraft ein, so die Forscher weiter bei der Vorstellung ihrer Ergebnisse im Fachblatt "Science Translational Medicine". Zwei Operationen hatten allerdings auch eine Verschlechterung der Sehkraft zur Folge, welche mit Kontaktlinsen ausgeglichen werden musste.
Die Vorteile des Verfahren liegen für die schwedischen Wissenschaftler um Per Fagerholm dennoch auf der Hand: keine Gefahr einer Übertragung von Krankheitserregern und keine Gefahr einer Abstoßungsreaktion durch das Immunsystem. Und die Ergebnisse ließen sich aus Sicht der Forscher durchaus noch verbessern, wenn bei der Operation keine Nähte, sondern zum Beispiel ein biologischer Klebstoff eingesetzt werden würde, um den Heilungsprozess zu begünstigen. Generell seien die Ergebnisse jedoch schon jetzt durchaus vergleichbar mit denen nach einer Hornhaut-Transplantation, erklärte Per Fagerholm. Demnach sind die Forscher davon überzeugt eine echte Alternative zur herkömmlichen Hornhaut- Transplantation entdeckt zu haben. (fp)
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