Männer erkranken und versterben weltweit wesentlich häufiger an Bluthochdruck, Diabetes und AIDS als Frauen. Gleichzeitig nehmen sie deutlich seltener medizinische Hilfe in Anspruch.
In einer neuen Studie unter Beteiligung von Fachleuten der Universität La Sapienza in Rom wurden geschlechtsspezifische Unterschiede im Krankheitsverlauf und in der medizinischen Versorgung bei Bluthochdruck, Diabetes und AIDS analysiert. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „PLOS Medicine“ nachzulesen.
Geschlecht beeinflusst Krankheitsverläufe
Schon länger weisen Fachleute darauf hin, dass biologische und soziale Unterschiede zwischen Männern und Frauen gesundheitliche Auswirkungen haben – doch viele Gesundheitssysteme behandeln beide Geschlechter gleich.
Die aktuelle Untersuchung betrachtete nun die geschlechtsspezifischen Unterschiede bei Diabetes, Bluthochdruck und AIDS – von der Risikofaktorenexposition über die Erkrankung und Diagnose bis hin zur Behandlung und Sterblichkeit.
Männer stärker gefährdet
Die Datenauswertung ergab bei Bluthochdruck in 200 Ländern, bei Diabetes in 39 Ländern und bei AIDS in 76 Ländern signifikante Unterschiede in der Versorgung zwischen Männern und Frauen, berichtet das Team. Männer seien dabei deutlich häufiger an diesen Erkrankungen erkrankt und an den Folgen verstorben.
Besonders alarmierend sei, dass Männer in vielen Ländern nicht nur höhere Erkrankungs- und Sterblichkeitsraten aufwiesen, sondern auch einen schlechteren Zugang zu Diagnostik und Therapie. Zudem suchten sie seltener medizinische Hilfe auf oder setzten empfohlene Behandlungen nicht um, erläutern die Forschenden.
Die Fachleute beobachteten zudem, dass Männer weltweit häufiger rauchten, während Frauen häufiger adipös waren und häufiger ungeschützten Geschlechtsverkehr hatten.
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Die ausgewerteten Daten zeigen, wo sich die Gesundheitsverläufe von Männern und Frauen unterscheiden, sei es in Bezug auf die Risikofaktoren, denen sie ausgesetzt sind, ihr Verhalten bei der Inanspruchnahme von Gesundheitsleistungen oder ihre Erfahrungen mit Gesundheitssystemen, erklären die Forschenden in einer aktuellen Pressemitteilung.
Geschlechtsspezifische Unterschiede beachten
Insgesamt verdeutlichen die Studienergebnisse, dass die Prävention und Versorgung besser auf geschlechtsspezifische Bedürfnisse zugeschnitten sein sollten. Dazu gehört auch, Männer gezielter in Präventionsangebote und Gesundheitsprogramme einzubeziehen – etwa durch niedrigschwellige Aufklärung oder verstärkte Ansprache in männerdominierten Lebenswelten.
Denn Gesundheit ist kein geschlechtsneutrales Thema. Nur wenn Daten nach Geschlecht aufgeschlüsselt und systematisch ausgewertet werden, lassen sich Lücken erkennen und schließen, so dass die Präventionsstrategien, Therapien und die Gesundheitskommunikation geschlechtersensibel gestaltet werden können. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alessandro Feraldi, Virginia Zarulli, Kent Buse, Sarah Hawkes, Angela Y. Chang: Sex-disaggregated data along the gendered health pathways: A review and analysis of global data on hypertension, diabetes, HIV, and AIDS; in: PLOS Medicine (veröffentlicht 01.05.2025), PLOS Medicine
- PLOS: Males are more likely to get sick and less likely to seek care for three common diseases (veröffentlicht 01.05.2025), PLOS
Wichtiger Hinweis:
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