Warum Frauen-Herzen anders schlagen als Männer-Herzen
Sowohl bei Frauen als auch bei Männern stellen Herz-Kreislauf-Erkrankungen weltweit die häufigste Todesursache dar. Dennoch unterscheiden sich die Arten der Herzkrankheiten deutlich zwischen den beiden Geschlechtern. Fachleute erläutern die Unterschiede.
Eine Forschungsgruppe des Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung e.V. untersucht die geschlechtsabhängigen Unterschiede bei Frauen- und Männerherzen auf zellulärer Ebene. Ziel des Teams ist es, neue Regulationsmechanismen der Herzfunktion zu entdecken, um Herzkrankheiten geschlechtsspezifischer behandeln zu können.
Geschlechtsabhängige Unterschiede beim Herz
Selbst bei völlig gesunden Personen schlägt das Herz von Mann und Frau unterschiedlich. Dies äußert sich beispielsweise an der Herzfrequenz, am Stoffwechsel sowie an den Regulationsmechanismen, die im Erbgut festgeschrieben sind.
Frauen erhalten auf Männer abgestimmte Therapien
Aus diesen grundlegenden Unterschieden ergeben sich andere Risiken für Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Selbst die gleiche Erkrankung nimmt oft einen anderen Verlauf. Trotzdem sind Frauen in klinischen Studien unterrepräsentiert. Viele Therapien sind von Erkenntnissen abgeleitet, die überwiegend an Männern gewonnen wurden.
Herz-Therapien sollen geschlechtsspezifischer werden
An der Charité – Universitätsmedizin Berlin erforscht die neue Nachwuchsgruppe um Dr. Claudia Crocini solche Unterschiede, um in Zukunft geschlechtsspezifische Behandlungen bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen anbieten zu können.
Hierfür züchtet und untersucht das Team männliche und weibliche Herzmuskel- und Bindegewebszellen aus Stammzellen, die von gesunden Männern und Frauen entnommen wurden. Das Forschungsprojekt wird mit 1,65 Millionen Euro gefördert.
Weibliche Bindegewebszellen sind weniger krankheitsanfällig
„Bindegewebszellen aus dem Herz von Frauen sind weniger anfällig dafür, sich krankhaft zu vermehren“, erklärt Dr. Crocini. Dafür gebe es bereits Hinweise in der Fachliteratur.
Ein krankhaftes Wachstum von Bindegewebszellen sei wiederum mit bestimmten Herz-Kreislauf-Erkrankungen verbunden, wie beispielsweise der hypertrophen Kardiomyopathie, bei der die Wand der linken Herzkammer verdickt ist.
Gleiche Krankheit – andere Auswirkungen
Ausgelöst werden Veränderungen in den Bindegewebszellen beispielsweise durch eine genetisch bedingte Mutation in dem sogenannten Myosin-Gen, welches ein Protein ausbildet, dass mit daran beteiligt ist, dass sich der Herzmuskel zusammenziehen kann.
Doch selbst diese Mutation verläuft bei Männern und Frauen unterschiedlich. „Bei dieser Mutation sieht das Herzgewebe von Männern und Frauen anders aus“, bestätigt Dr. Crocini. Dieser unterschiedliche Verlauf sei auch aus Tiermodellen bekannt.
Auch laut der Deutschen Herzstiftung gibt es zahlreiche Unterschiede zwischen Männern und Frauen bei der Häufigkeit bestimmter Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Frauen erkranken beispielsweise seltener als Männer an koronarer Herzkrankheit oder an bestimmten Herzrhythmusstörungen.
Tritt bei Frauen jedoch eine Herzschwäche auf, sind die Auswirkungen häufig stärker als bei Männern, was unter anderem darauf zurückzuführen ist, das Frauenherzen kleiner sind und daher schneller steif und weniger elastisch werden können als männliche Herzen. (vb)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Deutsches Zentrum für Herz-Kreislauf-Forschung e.V.: Frauen- und Männer-Herzen: Was ist anders? (veröffentlicht: 29.03.2023), dzhk.de
- Deutsche Herzstiftung: Schlagen Frauenherzen anders? (veröffentlicht: 24.11.2020), herzstiftung.de
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.