Gefährlicher Silikonbusen: 280 Frauen wurden fehlerhafte Silikonkissen implantiert.
31.01.2011
Mehr als 280 Schweizer Frauen drohen durch die Implantation fehlerhafter Silikonbusen ernsthafte gesundheitliche Konsequenzen. Die Silikonkissen könnten reißen, platzen und zu Entzündungen führen warnte die Schweizer Kontrollstelle für Heilmittel.
Isabel Scuntaro, Sprecherin von Swissmedic bestätigte am Montag die vom Westschweizer Radio RSR gemeldete Zahl der 280 betroffenen Schweizer Frauen. Der französische Hersteller Poly Implant Prothèse (PIP) hatte über Jahre fehlerhafte Silikonkissen ausgeliefert, die ein aggressives Silikongel enthielten, welches unter Umständen die eigentlich stabile Außenhülle der Brustimplantate angreifen kann. Eine mögliche Folge sind Risse im Silikonkissen, die ihrerseits zum Austreten des Material und zu schweren Entzündungen führen können. In der Schweiz wurden von acht Medizinern entsprechende Implantate verwendet, wobei insgesamt mehr als 280 Frauen betroffen sind.
Platzgefahr: Silikonbusen enthalten aggressives Silikongel
Bereits im März 2010 hatten die französischen Gesundheitsbehörden die Brustimplantate der Firma PIP vom Markt genommen. Die PIP-Silikonkissen hätten eine höhere Tendenz zum Reißen als vergleichbare Produkte und könnten zu Entzündungen und weiteren Komplikationen führen, so die damalige Begründung der Behörden. PIP hatte bei der Herstellung einen anderen Silikon-Typ verwendet als ursprünglich angekündigt. Allein in Frankreich sind nach Schätzungen der Gesundheitsbehörden zwischen 35.000 und 40.000 Frauen von den fehlerhaften Silikonkissen betroffen. In der Schweiz ist die Anzahl der Frauen, die mit einem PIP-Implantat versorgt wurden, relativ überschaubar, da das französische Unternehmen hier über kein Verkaufsnetz verfügt. Allerdings konnten die Ärzte PIP-Silikonkissen direkt importieren. Die französische Gesundheitsbehörde hatte nach dem Rückruf der Silikonkissen bereits im Frühjahr 2010 alle betroffenen Ärzte, Kliniken und Patienten aufgefordert, sich wegen der eventuell erforderlichen Nachbehandlung zu besprechen.
Ärzte sollen betroffene Frauen kontaktieren
Die acht Ärzte, welche PIP-Silikonkissen verwendet haben, wurden von der Schweizer Kontrollstelle für Heilmittel informiert und aufgefordert die betroffenen Frauen zu kontaktieren. Eine Aufforderung, zur präventiven Entfernung der noch intakten Implantate bei entsprechendem Ersatz durch ein neues Implantat, erfolgte von Swissmedic jedoch nicht. Denn auch eine solche präventive Operation berge Risiken, erklärte Isabel Scuntaro. Allerdings hat sich das Heilmittelinstitut eine solche Empfehlung für die Zukunft vorbehalten, sollten problematische Substanzen bei der weiteren Analyse nachgewiesen werden. Silikonkissen die bereits kaputt sind, müssen ausgewechselt werden, wobei die Kosten für den Eingriff und die Nachbehandlung laut Auskunft von Swissmedic in diesem Fall die Krankenkassen tragen. Bei der präventive Entfernung des Implantats sind die Kassen indes nicht kostenpflichtig.
Fehlerhafte Silikonkissen gingen auch nach Deutschland
Auch in Deutschland sollen die Implantate des französischen Herstellers vereinzelt zum Einsatz gekommen sein. Um nachzuvollziehen, ob die eigenen Brustimplantate möglicherweise von dem französischen Hersteller kommen, können Frauen den jeweiligen Hersteller ihrer Silikonkissen im eigenen Implantat-Pass nachlesen. (fp)
Bild: Martin Büdenbender / pixelio.de
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