Demenz Studie: Wer sich regelmäßig bewegt, kann Gedächtnisverlust vorbeugen und sein Gehirnvolumen vergrößern
01.02.2011
Bereits wenige aber regelmäßig durchgeführte Trainingseinheiten reichen aus, um spezielle Bereiche im Gehirn zu vergrößern, die für die geistige Erinnerung verantwortlich sind. Laut einer aktuell veröffentlichten Studie der Universität Pittsburgh kann Sport einen wesentlichen Beitrag leisten, die Gedächtnisleistungen entscheidend zu verbessern. Vor allem ältere Patienten können einem zunehmenden Gedächtnisverlust entgegen wirken, wenn sie sich regelmäßig aktiv bewegen.
Regelmäßiges Training vergrößert Gehirnvolumen
Regelmäßiges Training kann das Gehirn vergrößern und effektiv die Leistungsfähigkeit steigern. Die Forscher berichten in dem Wissenschaftsmagazin „PNAS“, dass hiervon vor allem ältere Menschen profitieren könnten, um Alterserkrankungen wie Demenz und Diabetes vorzubeugen. Angeregt durch die aktive Bewegung wird vor allem der Hippocampus, ein Teil des Gehirns, welcher maßgeblich für das Gedächtnis verantwortlich ist. Der Hippocampus ist Teil des mittleren Bogens des Limbischen Systems. Dieser Bereich schrumpft stetig mit Fortschreiten des Lebensalters. Das Volumen nimmt von Jahr zu Jahr um etwa ein bis zwei Prozent ab. Daraus folgt eine relative Minderung der Denk- und Erinnerungsprozesse. Das Risiko an einer Demenz zu erkranken steigt mit zunehmenden Alter. Eben jener Prozess kann verlangsamt und. sogar gestoppt werden, wie das Forscherteam um Krik Erickson der „University of Pittsburgh“ berichten. Leichte aber regelmäßig durchgeführte Sportübungen können den Abnahmeprozess des Hippocampus stoppen und die Gehirnleistungen wieder erhöhen.
Studie mit Probanden älteren Jahrgangs
In der Vergleichsstudie untersuchten die Wissenschaftler 120 Frauen und Männer im Alter von 55 bis 80 Jahren. Vor Studienbeginn zeigten alle Teilnehmer keine diagnostischen Hinweise auf eine bevorstehende Altersdemenz. Bevor die Studie startete, analysierten die Forscher mit Hilfe der Magnetresonanztomographie die Hirngröße aller Probanden. Danach wurden alle Studienteilnehmer in zwei gleich große Gruppen eingeteilt. Die eine Studiengruppe erhielt einen leicht durchzuführenden Sport-Trainingsplan, die zweite Gruppe sollte jeden Tag Dehnübungen durchführen, ohne sich körperlich zu beanspruchen.
Im Verlauf der Studie wurde nach einem halben Jahr und danach wiederum nach einem halben Jahr die Hirngröße abermals gemessen. Dabei stellten die Forscher fest, dass diejenigen, die leichte Aerobic-Sportübungen regelmäßig durchführten, eine relative Vergrößerung des Hippocampus aufwiesen. Im Durchschnitt wuchs der Bereich im Gehirn nach einjähriger Studienphase um circa zwei Prozent. Bei der zweiten Gruppe, die lediglich Dehnungen durchführten, schrumpfte der Hippocampus um durchschnittlich 1,4 Prozent. Die Forscher sehen es damit als erwiesen an, dass das Gehirn jährlich um ein bis zwei Prozent schrumpft, während eine dauerhafte und regelmäßig durchgeführte aktive Bewegung das Gehirnvolumen ansteigen lässt.
Botenstoff schützt Neuronen und lässt neue Synapsen entstehen
Die Forschungsergebnisse zeigen eindrucksvoll, dass es auch im fortgeschrittenen Alter nicht zu spät ist, mit Sport zu beginnen. Über die genauen Gründe hierfür können die Wissenschaftler zunächst nur Vermutungen anstellen. So entdeckten die Forscher in den Blutproben der ersten Gruppe auffällig signifikant gestiegene Werte des Botenstoffes BDNF (vom Gehirn stammender neurotropher Faktor). BDNF bewirkt einen Schutz von bereits bestehenden Neuronen und fördert das Wachstum neuer Synapsen. Zudem spielt anscheinend der Signalstoff eine gewichtige Rolle bei der Förderung von Erinnerungsprozessen. In dem Fachmagazin "Proceedings" der Nationalen Akademie der Wissenschaften (PNA) rief das Forscherteam dazu auf, ein tägliches Sportprogramm zu absolvieren. Die Studie zeige, dass eine mangelnde Bewegung die Entstehung von Erkrankungen fördert. Wer sich hingegen regelmäßig bewegt und Sport treibt, senkt das Erkrankungsrisiko. (sb)
In Deutschland leiden derzeit rund 1,2 Millionen Menschen an Demenz. Durch den demografischen Wandel vermuten Forscher, dass sich das Auftreten der Krankheit bereits in 50 Jahren verdoppelt haben dürfte. Die Erkenntnisse der Studie könnten auch dazu genutzt werden, um bereits Erkrankten einen Trainingsplan zu erstellen, um das Fortschreiten der Krankheit zu mindern. Hierzu müssten allerdings noch weitere Studien folgen. (sb)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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