Molekularbiologen befreien Mäuse von tödlichen HI-Viren
18.12.2013
Molekularbiologen vom Universitäts KrebsCentrum (UCC) der Medizinischen Fakultät der TU Dresden haben einen medizinischer Meilenstein erreicht: Sie befreiten mehrere infizierte Labormäuse von tödlichen HI-Viren und sorgten so dafür, dass die Tiere wieder gesund wurden. Damit haben die Forscher eine neue Hoffnung im Kampf gegen AIDS geschaffen.
Wissenschaftler optimieren über Jahre hinweg das Enzym „Tre-Rekombinase“
Wissenschaftlern vom Universitäts KrebsCentrum (UCC) der Medizinischen Fakultät der TU Dresden ist ein medizinisches Wunder gelungen: Sie entnahmen infizierten Labormäusen HI-Viren und schufen dadurch die Voraussetzung, dass die Tiere wieder genesen konnten. Gelungen ist dies mittels der „Biomedizin“, einer Teildisziplin der Humanbiologie, die als interdisziplinäres Fachgebiet Inhalte der experimentellen Medizin mit der Molekularbiologie und der Zellbiologie verknüpft. So hatten Molekularbiologen am UCC über mehrere Jahre lang das Enzym „Tre-Rekombinase“ mithilfe eines biotechnologischen Verfahrens so optimiert, dass dieses in Form einer „molekularen Schere“ das Viren-Erbgut erkennen und aus dem Genom betroffener Zellen herausschneiden konnte.
Tre-Rekombinase kann HIV-Infektion rückgängig machen
In einem Gemeinschaftsprojekt mit Kollegen vom Hamburger Heinrich-Pette-Institut, Leibniz Institut für Experimentelle Virologie kam das gezüchtete Enzym schließlich zum Einsatz, indem die HIV-Infektion bei Mäusen behandelt wurde. Schon frühere Experimente hatten gezeigt, das gentechnisch im Labor hergestellte Tre-Rekombinase in der Lage ist, eine HIV-Infektion rückgängig zu machen – doch die neue Studie demonstrierte nun, dass das Enzym „HIV-1 auch aus einem infizierten lebenden Organismus wieder entfernen kann“, so die Mitteilung des Heinrich-Pette-Instituts.
„Hohe antivirale Aktivität ohne jegliche unerwünschten Nebenwirkungen“
Für die Wissenschaftler ein wichtiger Durchbruch im Bereich der AIDS-Forschung: „Unsere neuesten Ergebnisse sind besonders erfreulich, da das technisch komplexe Einbringen der Tre-Rekombinase in Zellen und deren hohe antivirale Aktivität ohne jegliche unerwünschten Nebenwirkungen erstmals im Tiermodell gezeigt werden konnte. Diese Ergebnisse lassen hoffen, dass Tre-Rekombinase in absehbarer Zukunft Bestandteil einer Therapie zur Heilung von Infektionen mit dem AIDS-Virus HIV sein kann“, so der Leiter der Abteilung „Antivirale Strategien“ im Heinrich-Pette-Institut, Prof. Joachim Hauber.
"Molekulare Schere" könnte in etwa zehn Jahren ausgearbeitet sein
Ob der Einsatz der Tre-Rekombinase auch beim Menschen Erfolg haben könnte, müsse nun dem Wissenschaftler nach in klinischen Studien erprobt werden. Laut dem Dresdner Teamchef Professor Frank Buchholz könnte die "molekulare Schere" in etwa zehn Jahren ausgearbeitet sein, sodass dann theoretisch eine somatische Gentherapie möglich wäre. In dieser würden blutbildende Stammzellen entnommen und das Tre-Rekombinase-Enzym mithilfe eines so genannten „Gen-Vektors“ eingeführt werden. Die auf diese Weise gentechnisch veränderten Blutstammzellen würden dann dem Patienten zurück transplantiert – dadurch das es sich um die „eigenen“ Blutzellen handele, sei dabei laut Buchholz keine Abstoßungsreaktionen zu erwarten.
Tre-Rekombinase wertvoller Bestandteil einer zukünftigen Therapie
Aus Sicht der Forscher sei davon auszugehen, dass im Anschluss an diesen Eingriff immer mehr genetisch veränderte Immunzellen heranwachsen würden und das Blutsystem auf diesem Wege Schritt für Schritt erneuert werde. Dadurch könne der Patient laut Buchholz also langfristig geheilt werden – dies sei zumindest bei den Labor-Mäusen der Fall gewesen, bei denen die Virusmenge deutlich abgenommen habe oder sogar gar nicht mehr im Blut nachweisbar gewesen war. Daher könnten die aktuellen Ergebnisse einen Durchbruch in der Behandlung von HIV-Patienten bedeuten: „Die In-vivo-Analyse der Tre-Rekombinase zeigte eine hoch signifikante antivirale Wirkung des Tre in HIV-infizierten humanisierten Mäuse. Die vorgestellten Daten zeigen, dass die Tre-Rekombinase ein wertvoller Bestandteil einer zukünftigen Therapie zur Virenbekämpfung sein könnte“, so Hauber im Fachjournal „PLoS Pathogens“.
Methode könnte neue Hoffnung für HIV- Patienten bringen
Der Sprecher des Kompetenznetz HIV/Aids, Professor Norbert Brockmeyer, sieht großes Potenzial in der Idee der "molekularen Schere", die seiner Ansicht nach unbedingt weiterverfolgt werden sollte. So sei zwar „sicher noch eine Forschung von 10 bis 15 Jahren nötig, bevor das in der Klinik ist“ – sofern es dann jedoch gelinge, mit dieser Methode erfolgreich zu behandeln, sei dies ein weiterer Schritt auf dem Weg dahin, HIV-Infektionen heilen zu können. (nr)
Bild: Martin Gapa / pixelio.de
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