Neues Forschungszentrum bündelt Kompetenzen
28.06.2012
Seit Jahren wächst die Verbreitung antibiotikaresistenter Keime und immer mehr Menschen erleiden entsprechende schwer zu behandelnde Infektion. Doch die Forschung tritt bislang auf der Stelle, nicht zuletzt da die Pharmaindustrie hier keine großen Gewinne erwartet. Das neue Deutsche Zentrum für Infektionsforschung (DZIF) in Braunschweig soll hier nun Abhilfe schaffen.
Die Wissenschaftler des DZIF widmen sich explizit dem Kampf gegen antibiotikaresistente Krankheitserreger, wobei nicht nur neue Impfstoffe und neue Antibiotika entwickelt, sondern auch die Diagnostik multiresistenter Erreger deutlich verbessert werden soll. An den einzelnen Forschungsstandorten deutschlandweit arbeiten Grundlagenforscher, Chemiker, Biologen und Klinikärzte zusammen, um der wachsenden Bedrohung durch die antibiotikaresistenten Erreger zu begegnen. Auch werden sich Klinikärzte in einem Nachwuchsprogramm für ein Jahr ausschließlich der Forschung zu multiresistenten Keimen widmen und so die Infektiologie als Fachgebiet weiter etablieren, berichten die Verantwortlichen des DZIF.
Zentrum für Infektionsforschung widmet sich dem Kampf gegen resistente Erreger
Angesichts der zunehmenden Verbreitung antibiotikaresistenter Erreger, scheint die Einrichtung des Zentrums für Infektionsforschung logische Konsequenz. Allerdings stehen die Forscher des DZIF nun unter einem „immensen Druck, gerade auch weil die Pharmaindustrie in diese Richtung nicht mehr oder kaum noch forscht“, betonte der Projektmanager des neuen Zentrums für Infektionsforschung, Timo Jäger, gegenüber der Nachrichtenagentur „dpa“. Die am Mittwoch gegründete Forschungsgemeinschaft soll fortan vor allem im Bereich der Grundlagenforschung Ergebnisse liefern. Denn hier sind die Pharmakonzerne bislang kaum aktiv und mangels Aussicht auf die Entwicklung eines Blockbuster-Medikamentes in der Infektionsforschung, das den Pharmaunternehmen Milliardenumsätze versprechen würde, lässt sich auch für die Zukunft kein verstärktes Engagement der Privatwirtschaft erwarten. Daher „ist die universitäre Forschung da noch viel mehr gefragt“, betonte Timo Jäger.
Forschungsgemeinschaft soll auch neue Antibiotika und Wirkstoffe entwickeln
Heute müssen Wirkstoffe und Antibiotika laut Aussage des DZIF-Projektmanagers bis zu einem Punkt entwickelt werden, wie dies bisher in der Forschung nicht üblich und auch nicht leistbar war.„Dies können und wollen wir mit dem neuartigen Verbund leisten, dadurch dass wir nicht nur die Grundlagenforscher mit im Boot haben, sondern auch die Kliniken und die Ärzte, die dicht am Patienten dran sind“, betont Jäger das Anliegen der neuen Forschungsgemeinschaft. Für den Experten war die Einrichtung einer entsprechenden Institution seit langem überfällig, zumal in anderen Staaten entsprechende Zentren der Infektionsforschung bereits seit Jahren erfolgreich arbeiten. So sieht Jäger die Position Deutschlands „im Rahmen der Infektionsforschung im Moment eher im Mittelmaß.“ Andere Länder wie die USA oder Frankreich seien hier deutlich weiter. In Frankreich leistet zum Beispiel das gut vernetzte Institut Pasteur einen wesentlichen Beitrag zur Grundlagenforschung im Bereich der Infektionen. Durch das nun ins Leben gerufenen DZIF hoffen die Initiatoren auch die deutsche Forschung im internationalen Vergleich voranzubringen. (fp)
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Bild: Sebastian Karkus / pixelio.de
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