Virtuelle Sprechstunde: Google testet Video-Chat mit Ärzten
14.10.2014
Kopfschmerzen, Rückenschmerzen, Ohrenschmerzen: Wenn man in Deutschland nach Krankheitssymptomen googelt, landet man in der Regel auf Gesundheitsportalen. In den USA hingegen können Internet-Nutzer neuerdings eine Überraschung erleben: Sie bekommen von der Suchmaschine einen Video-Chat mit einem Arzt angeboten.
Angstzustände durch Selbstdiagnose
Verstopfung, Halsschmerzen, Bauchschmerzen: Für so gut wie alle Krankheitssymptome finden sich im Internet Suchergebnisse. Oft lässt eine entsprechende Selbstdiagnose, die Internet-Nutzer mit Angstzuständen ob einer vermeintlich gefährlichen Krankheit zurück. Dafür gibt es mittlerweile sogar ein Wort, zusammengesetzt aus Cyber und Hypochondrie: Cyberchondrie. Google scheint jetzt einen Weg aus dem Dilemma zu eröffnen, zumindest in den USA: Dort sollen Suchmaschinenbenutzer einen Video-Chat mit einem Arzt angeboten bekommen, bevor sie sich selbst behandeln.
Virtuelle Sprechstunden im Testbetrieb
Diese virtuellen Sprechstunden, die derzeit im beschränkten Testbetrieb absolviert werden, funktionieren folgendermaßen: Wenn man bei Google nach Symptomen typischer Gesundheitsproblemen sucht, bekommt man neben den klassischen Ergebnissen auch eine Infobox mit weiterführenden Hinweisen und Informationen. Zudem taucht in manchen Fällen ein Link mit Videokamera-Symbol: „Sprich sofort mit einem Arzt“ auf. Dieser Link führt zu einem Video-Chat mit medizinischem Personal, das per Webcam Gesundheitstipps gibt.
Internet-Nutzer findet neuen Dienst per Zufall
Bei der Suche nach „Knieschmerzen“ ist der Reddit-Nutzer jasonahoule zufällig über die neue Funktion gestolpert, wie verschiedene Medien berichten. Google erklärt dort: „Anhand deiner Suchanfrage vermuten wir, dass du eine Krankheit verstehen willst. Hier findest du Gesundheitsexperten, mit denen du eine Video-Sprechstunde haben kannst. Innerhalb dieser begrenzten Probezeit übernimmt Google alle Sprechstundenkosten.“ Dem Bericht zufolge ist das neue System eine Spezialanwendung von Googles Expertenpool „Helpout“. Bei diesem Webdienst werden Laien mit Experten zusammengebracht, die dort gegen Bezahlung ihre Dienste erbringen.
Juristische Hindernisse in Deutschland
In „Helpouts“ sollen auch Ärzte ihre Dienste anbieten. Allerdings ist das Ärzteverzeichnis derzeit noch leer, wie das Magazin schreibt. Der US-Konzern hat bislang noch keine Daten über die bisherige Nutzung der virtuellen Sprechstunden bekannt gegeben. In Deutschland würden einem solchen Dienst wohl erhebliche juristische Hindernisse im Weg stehen. So ist es Ärzten hierzulande laut der Berufsordnung untersagt, eine Behandlung „ausschließlich über Print- und Kommunikationsmedien“ durchzuführen. Zudem dürfte eine rein virtuelle Diagnose lediglich bei leichten Krankheitssymptomen Sinn machen, da ein „Internet-Arzt“ weder eine körperliche Untersuchung, noch einen Bluttest oder gerätegestützte Untersuchungen wie Röntgen oder Computertomografie durchführen kann. (ad)
Bild: Tim Reckmann / pixelio.de
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Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.