Bundesrat erlaubt freien Verkauf von HIV-Selbsttests
Vor wenigen Monaten war angekĂŒndigt worden, dass der lange angekĂŒndigte HIV-Selbsttest schon ab Herbst frei erhĂ€ltlich sein wird. Nun hat der Bundesrat grĂŒnes Licht dafĂŒr gegeben. Experten begrĂŒĂen die Entscheidung.
Viele Betroffene wissen nichts von ihrer Infektion
Das Robert Koch-Institut (RKI) berichtete vor einigen Jahren ĂŒber SchĂ€tzungen, denen zufolge rund 14.000 Deutsche unwissentlich mit HIV infiziert waren. Schon damals hĂ€tte die Zahl der Betroffenen womöglich geringer ausfallen können, wenn sich Personen, die vermuteten, sich angesteckt zu haben, einfach selbst auf den tödlichen Erreger testen hĂ€tten können. Nun ist beschlossen worden, dass solche HIV-Selbsttests schon bald auch ohne Ă€rztliche Verordnung verkauft werden können.
Bundesrat erlaubt Freigabe von HIV-Selbsttests
Wie das Bundesgesundheitsministerium in einer Mitteilung berichtet, hat der Bundesrat am Freitag die Abgabe von HIV-Selbsttests â sogenannten âHeimtestsâ – erlaubt.
Bislang dĂŒrfen HIV-Schnelltests hierzulande nur an Ărzte, medizinische Laboratorien und bestimmte weitere Einrichtungen, Behörden und Unternehmen abgegeben werden.
Durch die neue Ănderung der Medizinprodukte-Abgabeverordnung können sich die Menschen in Deutschland in Zukunft HIV-Selbsttests beispielsweise in Apotheken, Drogerien oder im Internet kaufen â auch ohne Ă€rztliche Verordnung.
Den Angaben zufolge soll der Selbsttest von Personen genutzt werden, die bislang vor einem Test beim Arzt zurĂŒckschrecken und sich daher bisher gar nicht oder nur unregelmĂ€Ăig testen lassen.
HIV lĂ€sst sich dadurch frĂŒher nachweisen und schneller behandeln.
Kampf gegen HIV und AIDS
âWir wollen Menschen, die sich ohne Ă€rztliche Beratung auf HIV testen, unterstĂŒtzenâ, sagte Bundesgesundheitsminister Jens Spahn.
âMit der Verkaufs-Freigabe fĂŒr solche HIV-Selbsttests können wir noch erfolgreicher sein im Kampf gegen HIV und AIDSâ, so der Politiker.
âJe frĂŒher Betroffene die Diagnose HIV kennen, desto frĂŒher können sie gut behandelt werden. Und andere haben bei Unsicherheit die Chance auf schnelle Gewissheit, nicht infiziert zu sein.â
HIV ist unter Therapie nicht mehr ĂŒbertragbar
Auch die Deutsche AIDS-Hilfe, die sich lange fĂŒr die EinfĂŒhrung des HIV-Selbsttests eingesetzt hat, begrĂŒĂte die Entscheidung von Bundesgesundheitsministerium und Bundesrat.
âDer HIV-Selbsttest wird zahlreiche Aids-Erkrankungen und HIV-Infektionen verhindernâ, so Sylvia Urban vom Vorstand der Deutschen AIDS-Hilfe (DAH) in einer Mitteilung.
âDie freie VerfĂŒgbarkeit senkt die Hemmschwelle und ermöglicht so mehr Menschen eine frĂŒhe Diagnose und damit eine Behandlung. Unter Therapie ist HIV auch nicht mehr ĂŒbertragbarâ, erklĂ€rte die Expertin.
Test drei Monate nach dem letzten Risiko einer HIV-Infektion
Der Selbsttest wird laut der Deutschen AIDS-HILFE voraussichtlich ab Oktober frei verkÀuflich sein.
Den Experten zufolge ist ein Test immer dann angebracht, wenn die Möglichkeit besteht, sich mit HIV infiziert zu haben.
Allerdings kann der Test erst drei Monate nach dem letzten Risiko eine HIV-Infektion ausschlieĂen. Positive Ergebnisse mĂŒssen stets mit einem weiteren Test in der Arztpraxis bestĂ€tigt werden.
Problem der SpÀtdiagnosen
Die DAH weist zudem darauf hin, dass der HIV-Selbsttest zwar eine wichtige ErgÀnzung des vielfÀltigen Testangebots in Deutschland ist, das Problem der SpÀtdiagnosen aber nicht vollstÀndig lösen wird.
âViele Menschen gehen nicht zum HIV-Test, weil sie Angst davor haben, abgestempelt zu werden, wenn der Test positiv ausfĂ€lltâ, so DAH-Vorstand Sylvia Urban.
âDie wichtigste MaĂnahme gegen Aids ist deswegen das Engagement gegen Ablehnung, Schuldzuweisungen und Diskriminierungâ, sagte die Expertin.
âWichtig ist auch die Botschaft, dass man mit HIV heute gut leben kann. Denn viele Menschen haben noch die Schreckensbilder alter Tage im Kopf und verdrĂ€ngen das Thema deswegen.â (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthÀlt nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.