Krankenkassen: Es gibt jetzt und in Zukunft keinen Ärztemangel.
(06.09.2010) Nach Angaben des Gesamtverbands der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gebe es derzeit keinen Ärztemangel in Deutschland. Damit widerspricht der GKV-Spitzenverband den aktuellen Darstellungen und Zahlen der Bundesärztekammer (BÄK) sowie der Kassen-ärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Beide Verbände hatten am Wochenende davor gewarnt, dass es im Jahr 2020 rund 7.000 Hausärzte weniger geben könne. Der Ärztemangel wird sich vor allem in den ländlichen Gebieten außerordentlich stark bemerkbar machen. "Stellt man der Zahl der Abgänge die voraussichtlichen Zugänge bis zum Jahr 2020 gegenüber, so wird es dann in Deutschland knapp 7.000 Hausärzte weniger geben als bisher. Diese Zahl ist alarmierend", argumentierte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV.
Der Krankenkassenverband sieht hingegen keinen Ärztemangel. "Wir haben mehr Fachärzte als genug und es gibt keinen seriösen Hinweis, dass sich dies in absehbarer Zeit ändern würde", so Johann-Magnus von Stackelberg, Vize-Vorsitzender des GKV-Spitzenverbands. Von Stackelberg sieht in den präsentierten Zahlen einen Versuch der Ärzte, Stimmung zu machen, um "Jahr für Jahr Milliardenschwere Honorarerhöhungen durchzusetzen". Allerdings, so räumt auch der Krankenkassen-Vizechef ein, könnte es künftig Probleme auf dem Land geben, wenn nicht rechtzeitig etwas getan wird. In einigen ländlichen Regionen fehlen schon jetzt Hausärzte. "Deshalb fordern wir, dass sich alle Ärzte künftig nur noch in Regionen niederlassen dürfen, wo es einen echten Bedarf gibt", so der Verbandsvize.
Die Kassen-ärztliche Vereinigung und die Bundesärztekammer hatten am Freitag in einer gemeinsamen Erklärung davor gewarnt, dass die Anzahl der Ärzte in den nächsten zehn Jahren um 7000 Mediziner sinken werde, wenn nicht rechtzeitig gegen gesteuert werde. In manchen Facharztbereichen – vor allem bei Augen-, Frauen-, Haut- und Nervenärzten – und in den Krankenhäusern würden Ärzte zunehmend fehlen, so die Verbände. Anhand der vorgelegten Zahlen könne man erkennen, dass immer weniger Mediziner die Stellen der altersbedingt ausgeschiedenen Ärzte nach besetzen. Das sei vor allem auf dem Land der Fall. Schon jetzt gebe es 5.000 unbesetzte Arztstellen in Krankenhäusern.
Die beiden Vereinigungen machen unter anderem die schlechter werdenden Arbeitsbedingungen dafür verantwortlich. Denn zahlreiche Ärzte würden ins Ausland abwandern. Allein im Jahr 2009 wanderten 2.486 deutsche Ärzte aus. Momentan sind rund 17.000 deutsche Ärzte im Ausland tätig. „Diese Mediziner fehlen uns hier. Deshalb müssen wir dafür sorgen, dass die Arbeitsbedingungen für Ärzte in Deutschland attraktiver werden“, so Köhler. (sb)
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