Deutscher Männergesundheitsbericht: Männer leiden häufiger unter Depressionen und führen einen ungesunden Lebensstil.
(29.10.2010) Männer leben im Allgemeinen ungesünder als Frauen: Sie trinken mehr Alkohol, rauchen mehr und ernähren sich zu einseitig und viel zu fettreich. Das ergab der "Erste Deutsche Männergesundheitsbericht", der von der Stiftung Männergesundheit und der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit sowie der Deutschen Krankenversicherung erstellt und der Öffentlichkeit vorgestellt wurde. Der Lebensstil von Männern verursacht neben genetischen Komponenten eine durchschnittlich geringere Lebenserwartung als bei Frauen.
Ungesunde Lebensgewohnheiten werden anerzogen
Männer leben ungesund und das schon seit Generationen. Denn das Vorleben des Vaters wird bereits vom Sohn verinnerlicht. "Starke Männer" rauchen viel, essen kaum Gemüse – dafür aber mehr Fleisch- trinken viel Alkohol und gehen kaum zum Arzt. Doch wie der "Erste Deutsche Männergesundheitsbericht" feststellte, ist eben dieser nicht-gesunde Lebensstil der Grund dafür, dass Männer kränker sind, als sie zugeben wollen. Das Klischee vom „starken Geschlecht“ führt dazu, dass Männer ihre Gesundheit extrem vernachlässigen. Allerdings zeigen Statistische Auswertungen, dass Männer wesentlich häufiger einen Herzinfarkt erleiden, in etwa drei mal so oft einen Selbstmord (Suizid bei depressiven Menschen) begehen und immer häufiger an psychischen Störungen wie Depressionen erkranken. So kann man feststellen, dass Männer sich in einem Teufelskreis befinden, aus dem sie nur schwer wieder heraus finde. Die meisten ungesunden Angewohnheiten sind quasi sozialisiert (anerzogen) worden.
Pschische Störungen bleiben bei Männern oft unbehandelt
Vor allem psychische Störungen bleiben oftmals unbehandelt und die Beschwerden verschlimmern sich hierdurch zunehmend. Viele Männer haben Angst davor einzugestehen, dass sie an einem psychisches Leiden erkrankt sind. Viele denken, sie werden von männlichen Freunden ausgelacht oder sie gelten bei Frauen als "Unmännlich". In der Tat müssen sich dann viele anhören „Jetzt stell Dich nicht so an“, oder „Das kann doch alles nicht so schlimm sein“. Unbehandelte Depressionen können allerdings zu Alkoholabhängigkeit, Kriminalität, Krankheiten wie Diabetes, geringere Lebenserwartung und sogar im schlimmsten Fall zur Selbsttötung führen.
Männer müssen immer "stark sein" und keine "Schwäche" zeigen
Von Männern wird häufig im Alltag verlangt, Probleme zielgerichtet zu lösen und keine Schwäche zu zeigen. "Männer sind häufig darauf ausgerichtet zu funktionieren", sagte Matthias Stiehler, Mitautor des Männergesundheitsberichts. "Sie sollen vor allem stark sein und wenig Probleme machen.", so Stiehler weiter. Viele Männer unterliegen dieser Ansicht, was ein Eingestehen eines gesundheitlichen Problems um so schlimmer macht. Sie sehen eine psychische Störung als ein Zeichen der Schwäche an. Nach Ansicht des Männergesundheitsberichts müsse sich die gesellschaftliche Sicht auf Männer grundsätzlich verändern, damit sie wieder einen Zugang zur eigenen Gesundheit erlernen. "Männer, nehmt eure Krisen ernst! Egal ob sie psychischer oder körperlicher Natur sind." so der Appell der Stiftung Männergesundheit. Nur wer gesund lebt, kann auch länger leben.
Männer haben eine weitaus geringere Lebenserwartung
Laut Erhebungen des Statistischen Bundesamtes haben Jungs die zwischen 2006 und 2008 eine durchschnittliche Lebenserwartung von 77 Jahren. Ein Mädchen, dass im gleichen Zeitraum geboren wird, hat eine Lebenserwartung im Durchschnitt von 82,5 Jahren. Gerade ein Jahr Unterschied ist genetisch bedingt, die restlichen Jahren werden durch die ungesunde Lebensführung und sozialen sowie kulturellen Faktoren verursacht. Die Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) sagte bei der Präsentation des Männerberichts, für Mädchen und Frauen sei bereits viel getan worden. Nun müssten neue Rahmenbedingungen geschaffen werden, damit Männer gesünder leben können. Der erste Frauengesundheitsbericht erschien bereits im Jahr 2001, der erste Männergesundheitsbericht erst 2010. Nächsten Sommer 2011 will das Bundesfamilienministerium eine staatliche Studie unternehmen, um das gesundheitliche Problem der Männer intensiver zu beleuchten. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
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