Forscher lasen neue Haare auf kahler Haut wachsen
22.10.2013
Nicht nur Männern, sondern auch viele Frauen entwickeln im Laufe ihres Lebens lichtes Haar bis in zu Glatze. Betroffene leiden nicht selten an einem deutlich verminderten Selbstwertgefühl und entsprechenden psychischen Problemen. Nun haben Wissenschaftler des „Columbia University Medical Center“ (CUMC) ein Verfahren der Haartransplantation entwickelt, das neues Haarwachstum auf vorher kahler Haut ermöglicht. „Der Ansatz könnte den Einsatz der Haartransplantation bei Frauen mit Haarausfall, die unzureichend Spenderhaar haben, sowie bei Menschen in frühen Stadien der Glatzenbildung erheblich erweitern“, berichtet das CUMC in einer aktuellen Pressemitteilung. Die Ergebnisse der Studie wurden in der Online-Ausgabe des Fachmagazins „Proceedings of the National Academy of Sciences“ (PNAS ) veröffentlicht.
„Über 90 Prozent der Frauen mit Haarausfall sind wegen unzureichender Spenderhaare keine Kandidaten für eine herkömmliche Haartransplantation“, erläuterte die Co-Studienleiter Dr. Angela Christiano. Mit dem neu entwickelten Verfahren könne ihnen in Zukunft jedoch möglicherweise geholfen werden. „Diese Methode bietet die Möglichkeit der Induktion einer großen Anzahl von Haarfollikeln oder der Verjüngung vorhandener Haarfollikel, beginnend mit Zellen, die aus nur ein paar hundert Spenderhaaren gewachsen sind“, betonte die Forscherin. Die neuartigen Haartransplantationen könnten genutzt werden, „um Menschen mit einer begrenzten Anzahl von Follikeln, einschließlich derjenigen mit weiblichem Haarausfall und Haarausfall aufgrund von Verbrennungen,“ zu helfen, so Angela Christiano weiter. Da diese Patienten laut Aussage der Forscherin „von bestehenden Medikamenten, die die Rate des Haarausfalls verlangsamen, aber in der Regel kein robustes Wachstum neuer Haare stimulieren, nicht profitieren“, wäre das neue Verfahren für sie ein besonderer Durchbruch.
Neues Haarwachstum auf kahler Haut möglich?
Seit langem arbeiten Wissenschaftler daran, auf kahler Haut neues Haarwachstum zu initiieren. In verschiedenen Versuchen wurden hierfür auch die sogenannten „Dermal-Papilla-Zellen“ (haarbildende Zellen) genutzt, doch sobald die Zellen „in herkömmliche zweidimensionale Zellkultur gebracht werden, entwickeln sie sich zurück in Hautzellen und verlieren ihre Fähigkeit Haarfollikel zu erzeugen“, erläuterte Studienautor Colin Jahoda, Professor für Stammzell-Wissenschaften an der Universität Durham in England. Die Forscher widmeten sich daher in ihrer aktuellen Untersuchung der Frage, wie eine ausreichend große Anzahl von Zellen für die Regeneration der Haare gezüchtet und gleichzeitig ihre induktive Eigenschaft erhalten bleiben kann.
Transplantierte Zellen bilden Haarfollikel und lassen Haare wachsen
Die Forscher entnahmen die Dermal-Papilla-Zellen aus der Haarfollikel von sieben Männern, doch anstatt diese in herkömmlichen Kulturen zu vermehren, schufen sie eine spezielle dreidimensionale Mikroumgebung, die mehr den natürlichen Bedingungen des Zellwachstums entsprach. Anschließend wurden die Zellen in kahle menschliche Haut transplantiert, die ihrerseits zuvor auf den Rücken von Mäusen transplantiert worden ist. Das Ergebnis: Bei fünf von sieben Versuchen zeigten sich innerhalb weniger Wochen Haarfollikel, die ein Haarwuchs auf der kahlen Haut ermöglichten. Die Gen-Expression habe dabei zu 22 Prozent mit denen in normalen Haarfollikeln des Spenders übereingestimmt. „ Das ist weniger als wir erwartet hatten , aber es war ausreichend für die Induktion des Wachstums neuer Haarfollikel ", erläuterte Dr. Christiano.
Klinische Studien zu dem neuen Verfahren der Haartransplantation erforderlich
Bevor das Verfahren an Menschen getestet werden kann, müssen laut Aussage der Forscher jedoch noch einige Untersuchungen erfolgen. So sei zum Beispiel zu prüfen, wie die kritischen intrinsischen Eigenschaften der neu induzierten Haare (Haarwachstumszyklus, Farbe, Winkel , Positionierung etc.) beeinflusst werden können, erläuterte Prof. Jahoda . Insgesamt sei das Team jedoch optimistisch, dass klinische Studien in naher Zukunft beginnen können. Die aktuelle Untersuchung sei auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zur Schaffung einer Ersatz-Haut, die Haarfollikel mit enthält und zum Beispiel bei Patienten mit Verbrennungen Verwendung finden könne, betonte Dr. Jahoda. (fp)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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