Forscher entwickeln Risikotests für Pankreaskarzinom
14.12.2013
Künftig soll mit neuartigen Testverfahren das genetische Risiko für eine Erkrankung an Bauchspeicheldrüsenkrebs erfasst werden können. Forscher aus Greifswald und Rostock arbeiten derzeit unter Hochdruck an einem entsprechenden ersten genetischen Risikotest.
Greifswalder und Rostocker Wissenschaftler
Greifswalder und Rostocker Wissenschaftler arbeiten derzeit unter Hochdruck daran, einen ersten genetischen Risikotest für die Bauchspeicheldrüsenentzündung (Pankreatitis) und den seltenen, aber sehr gefährlichen Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) zu entwickeln. Dies teilte der Greifswalder Direktor der Inneren Medizin A an der Universitätsmedizin, Professor Markus M. Lerch, mit. Mit gut einer Million Euro werde das mit 2,2 Millionen Euro veranschlagte Projekt der Universitäten Greifswald und Rostock sowie der auf Gen-Diagnostik spezialisierten Rostocker Biotechnologiefirma Centogene, vom Land Mecklenburg-Vorpommern und der EU gefördert.
Aus Blutprobe auf Risiko schließen
Die Wissenschaftler wollen in dem Forschungsvorhaben mit einer Laufzeit bis Ende 2014 Biomarker für die akute und chronische Pankreatitis sowie das Pankreaskarzinom identifizieren und diagnostische Tests entwickeln. Es bestehe die Hoffnung, aus einer einfachen Blutprobe auf das Erkrankungsrisiko schließen zu können, um möglichen Risikopatienten rechtzeitig Vorsorgeuntersuchungen empfehlen zu können.
Risikofaktoren Rauchen und Alkoholmissbrauch
In Deutschland erkranken jährlich rund 50.000 bis 60.000 Menschen an einer Bauspeicheldrüsenentzündung und etwa 12.000 an dem als sehr gefährlich geltenden Bauchspeicheldrüsenkrebs. Professor Lerch erklärte, dass die mittlere Lebenserwartung nach der Krebsdiagnose bei optimaler Therapie zwei bis drei Jahre betrage. Rauchen und Alkoholmissbrauch seien die größten Risikofaktoren für die Erkrankung. „Dennoch kommt es häufig vor, dass vollkommen gesund lebende Menschen an der Bauchspeicheldrüse erkranken. Somit spielen offensichtlich auch nicht beeinflussbare genetische Faktoren als Auslöser eine Rolle“, so Dr. Ulrich Weiss, einer der Projektleiter aus Greifswald.
Genetisch bedingte Ursachen herausfinden
Die Wissenschaftler gehen deswegen davon aus, dass nicht beeinflussbare genetische Faktoren als Auslöser eine Rolle spielen könnten. „Es ist unsere Aufgabe, diese genetisch bedingten Ursachen herauszufinden. Basis dafür sind ca. 1.000 Patienten der Unimedizin Greifswald, die in den letzten Jahren an einer Bauchspeicheldrüsenerkrankung behandelt wurden“, so Prof. Markus M. Lerch. Mit neuen Analyseverfahren, sogenannter Next-Generation-Sequencing-Technologie, könnten Hunderte von Genen oder ganze Genome untersucht und bisher unbekannte Genmutationen identifiziert werden. Die Rostocker Firma Centogene, die auf genetische und biochemische Analysen spezialisiert ist, setzt solche Verfahren bereits ein. Damit sollen auch die Biomarker identifiziert werden, die für Bauspeicheldrüsenerkrankungen verantwortlich sind.
Lange Zeit ohne Beschwerden oder Symptome
Eine Gefahr des Pankreaskarzinoms ist, dass es lange Zeit gar keine Beschwerden oder Symptome macht und spät entdeckt wird. Bei über 50 Prozent der vom Pankreaskarzinom Betroffenen finden sich bei Entdeckung schon Metastasen in anderen Körperregionen. Rund 70 Prozent der Karzinome entstehen im Pankreaskopf. Als Leitsymptom des Pankreaskopfkarzinoms gilt der stetig zunehmende schmerzlose, also nicht von Koliken begleitete Ikterus (Gelbsucht), der durch Verengung des Gallengangs verursacht wird. Gelbe Augen, womit eine Gelbfärbung von Haut, Schleimhäuten und der Lederhaut der Augen (Sklera) bezeichnet wird, sind typische Anzeichen des Ikterus. Weitere häufige, jedoch uncharakteristische Symptome des Bauchspeicheldrüsenkrebs sind Gewichtsverlust und in den Rücken ausstrahlende Bauchschmerzen. (ad)
Bild: Andreas Dengs, www.photofreaks.ws / pixelio.de
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