PKV Geschäftszahlen: erhöhte Kosten, erhöhte Beitragseinnahmen. Der PKV-Bundesverband legte die neuen Geschäftszahlen seiner Mitglieder vor.
Die privaten Krankenversicherungen (PKV) leiden unter den Kostensteigerungen im Gesundheitssystem, konnten jedoch gleichzeitig erheblich Mitglieder gewinnen und sehen daher optimistisch in die Zukunft. Das teilte der PKV-Verband bei Veröffentlichung der Geschäftsergebnisse seiner Mitglieder am Donnerstag in Berlin mit.
Der Verband der privaten Krankenversicherung (PKV) hat die Geschäftszahlen seiner Mitgliedsunternehmen für das Jahr 2009 und für das erste Halbjahr 2010 bekannt gegeben. Sie lassen erkennen, dass der Kostendruck im Gesundheitswesen auch den privaten Krankenversicherung Probleme bereitet. Allerdings konnten sich die privaten Versicherer im Zuge der Unterstützung durch die Gesundheitsreform der schwarz-gelben Bundesregierung auch über einen erheblichen Mitgliederzuwachs freuen.
PKV versichern fast 9 Millionen Mitglieder
Nach Angaben des PKV-Verbandes sind die Mitgliederzahlen in den privaten Krankenversicherungen, bis Ende 2009 auf 8,86 Millionen Vollversicherten gestiegen, wobei ein Nettoneuzugang von 171.600 Personen zu verzeichnen war. Demgegenüber waren im Jahr 2008 nur 90.300 Neuzugänge in den privaten Versicherungen zu verzeichnen. Dabei betonte der PKV-Verband, dass der enorme Zuwachs bei den Neukunden vor allem auf einen „Einmaleffekt“, ausgelöst durch die am 1. Januar 2009 in Kraft getretene „Pflicht zur Versicherung“, zurückzuführen ist. Denn tausende bis dato Unversicherte haben eine private Kranken- und Pflegeversicherung abgeschlossen, so die Erklärung des PKV-Verbandes Weitere positive Effekte erhoffen sich die privaten Versicherer durch den von der Bundesregierung beschlossenen vereinfachten Wechsel von gesetzlich Versicherten in Richtung der PKV. Demnach soll zum Beispiel künftig die bisher geltende Wartefrist von drei Jahren abgeschafft werden, so dass Versicherte schneller von der gesetzlichen in eine private Versicherung wechseln können. Weitere positive Effekte erhoffen sich die privaten Krankenversicherungen, von der seit Jahresbeginn geltenden erleichterten steuerlichen Absetzbarkeit der Versicherungsbeiträge.
Wachsende Zahl an Zusatzversicherungen
Auch im Bereich der Zusatzversicherungen konnte die PKV auf eine äußerst positive Entwicklung zurückblicken. So ist im Zuge des Verbots der Zusatzversicherungen bei den gesetzlichen Krankenversicherungen (GKV) durch die schwarz-gelbe Bundesregierung die Anzahl der abgeschlossenen privaten Zusatzversicherungen im Jahr 2009 um fast eine halbe Million auf 21,48 Millionen gestiegen. Insbesondere die Pflegezusatzversicherungen waren dabei im vergangenen Jahr mit einem Anstieg von ca. 14 Prozent auf insgesamt 1,5 Millionen sehr gefragt. Die Tendenz setzte sich auch im ersten Halbjahr 2010 fort, wobei die Anzahl der privaten Zusatzversicherungen um weitere 77.000 zugenommen hat. 16,12 Millionen der Versicherten im Bereich der Zusatzversicherungen waren Kassenpatienten, die zum Beispiel Zusatzleistungen bei ambulanter Behandlung, Wahlleistungen im Krankenhaus oder Zahnbehandlungen absichern wollten, erklärte der PKV Verband.
Steigende Beitrageinnahmen bei der PKV
Durch die wachsenden Mitgliederzahl konnten die privaten Krankenversicherungen auch eine erhebliche Steigerung der Beitragseinnahmen verzeichnen. So haben die privaten Versicherer den Angaben des PKV-Verbandes zufolge im vergangenen Jahr rund 31,5 Milliarden Euro an Beiträgen im Bereich der Krankenversicherungen und Pflegeversicherungen eingenommen, was einem Anstieg von 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Großteil der Beiträge wurde dabei mit 29,39 Milliarden Euro im Bereich der Krankenversicherungen erwirtschaftet (plus 3,6 Prozent gegenüber 2008) aber auch die Pflegeversicherungen bescherten den Unternehmen stattliche Beitragseinnahmen in Höhe von 2,07 Milliarden Euro (plus 5,3 Prozent gegenüber 2008). Für 2010 rechnet der PKV-Verband mit vergleichbar guten Zahlen. Die Beitragseinnahmen werden auf 33,36 Milliarden Euro geschätzt, wobei voraussichtlich 31,24 Milliarden auf die Krankenversicherungen und 2,12 Milliarden Euro auf die Pflegeversicherungen entfallen.
Leistungen kosten die PKV erheblich mehr
Obwohl die privaten Versicherungen sich über eine erhebliche Steigerung der Beitrageinnahmen freuen können, bereiten den Versicherungen die gleichzeitig stark steigenden Leistungen Sorge. So mussten die PKV im vergangenen Jahr 4,7 Prozent mehr Kosten tragen als noch im Jahr zuvor. Die Leistungen ihrer 8,86 Millionen Mitglieder kosteten die PKV nach Auskunft des Verbandes insgesamt 21,1 Milliarden Euro im Jahr 2009 . Dabei sind die Leistungen im Bereich der Krankenversicherung um 4,6 Prozent auf 20,45 Milliarden Euro, und im Bereich der Pflegeversicherung um 8,1 Prozent auf 667,7 Millionen Euro gestiegen. Für das Jahr 2010 rechnet der PKV-Verband mit Kosten für die Versicherungsleistungen in Höhe von 22,07 Milliarden Euro, wobei voraussichtlich 21,33 Milliarden Euro für die Kranken- und 740 Millionen Euro für die Pflegeversicherung fällig werden. Der PKV-Verband beklagte, dass diese Kostenexplosion der Leistungen deutlich über den allgemeinen Preissteigerung von 0,38 Prozent liege.
Basistarif wird erneut kritisiert
Das die steigenden Kosten im Gesundheitssystem auch die PKV erreichen werden, war vorherzusehen und zeigt nur, dass die PKV hier den gleichen finanziellen Entwicklungen unterliegt wie die gesetzlichen Versicherer. Wobei die PKV gegenüber den gesetzlichen Versicherungen jedoch noch einen erheblichen Vorteil haben: sie können sich ihre Kunden aussuchen und die Beitragssätze selbst bestimmen, so dass sie den Kostendruck der Gesundheitsleistungen einigermaßen auffangen können. Der Basistarif, den die PKV nach dem Willen des Gesetzgebers bereits 2009 anbieten müssen, um auch privat Versicherten, die ihren Versicherungsschutz verloren haben, eine Rückkehrmöglichkeit zur jeweiligen Versicherung anzubieten, bildet hier eine Ausnahme. Denn der Basistarif muss in Mindestverweildauer und Leistungsumfang der Regelung in der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen. Mit anderen Worten: der Leistungsumfang sollte dem Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung entsprechen und Zuschläge wegen eines erhöhten Gesundheitsrisikos dürfen nicht erhoben werden. Außerdem sind die Beiträge auf den jeweiligen Höchstbetrag der GKV begrenzt.
Gestiegene Nachfrage und Preise bei Gesundheitsleistungen
Aufgrund seines Subventionsbedarfs wird der Basistarif vom PKV-Verband erneut scharf kritisiert, wobei den Angaben zufolge 18.200 Mitglieder mit einem Basistarif versichert sind. Angesichts einer Mitgliederzahl von insgesamt knapp 9 Mio. Kunden dürften die Basistarife also eine eher marginale Wirkung auf die Kostensteigerung bei den Leistungen haben. Zumal nach aktuelle Medienberichte die Kostenübernahme zahlreicher Leistungen im Basistarif nicht abgedeckt ist und der Versicherungsschutz erheblich schlechter als die Angebote der GKV bewertet wurde. Einen weit größeren Anteil an den zu erhöhten Versicherungsleistungen dürften die wachsende Nachfrage und die gestiegenen Preise bei Gesundheitsleistungen haben. So setzt der PKV-Verband auch auf eine „Vertragskompetenz mit allen Leistungserbringern“, um mehr Einfluss auf Qualität, Mengen und Preise von Gesundheitsleistungen zu nehmen und die Kostensteigerungen im Rahmen zu halten. Unterstützung erhalten die PKV abermals aus Richtung der schwarz-gelben Bundesregierung bzw. des Bundesgesundheitsministers, Philipp Rösler (FDP). So sollen die privaten Versicherer zum Beispiel künftig auch von Rabattverträgen mit den Pharmaherstellern profitieren, welche bisher der GKV vorbehalten waren.
Altersrückstellungen erreichen 145 Milliarden
Optimistisch ist der PKV-Verband auch angesichts der Altersrückstellungen. So haben die Deutschen im Jahr 2009 knapp 11 Milliarden Euro der Alterungsrückstellung zugeführt, wobei rund 9,7 Milliarden Euro in die Krankenversicherung und 1,3 Milliarden in die Pflegeversicherung flossen. Insgesamt verfügen beide Versicherungszweige nach Angaben des PKV-Verbandes inzwischen über 145,32 Milliarden Euro an Altersrückstellungen (rund 125 Milliarden Krankenversicherung, 20 Milliarden Pflegeversicherung.) (fp, 19.11.2010)
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