Diskriminierung und Ausgrenzung schadet dem Körper, der Psyche und damit der Gesundheit.
Derzeit wird in Deutschland eine sogenannte Einwanderungsdebatte geführt. Im Verlauf der Debatte wird ein wesentliches Thema nicht behandelt: Wie wirkt sich eine solche zum Teil diskriminierende Diskussion auf die Gesundheit der in Deutschland lebenden Migranten aus. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben eine Studie veröffentlicht, die aufzeigt, wie die subjektive oder tatsächliche Diskriminierung Körper und Psyche von Menschen negativ beeinflusst.
Es ist kein Geheimnis, dass Menschen die benachteiligt, ausgegrenzt oder zu Unrecht behandelt werden, psychisch und körperlich krank werden. Eine Studie der Uni Leipzig zeigt, dass eine gefühlte Diskriminierung bei Menschen mit Migrationshintergrund die Gesundheit stark beeinflusst. Derzeit leben in Deutschland rund 16 Millionen Menschen nicht-deutscher Herkunft. Obwohl die die Gruppe der Zugewanderten sehr groß ist, war bislang kaum bekannt, wie sie sich körperlich und psychisch fühlen. Aus diesem Grund werteten die Sozialforscher um Dipl. Ulrike Igel die Daten von 1844 Männer und Frauen aus, die im Durchschnitt seit rund 20 Jahren in Deutschland leben. Dabei zeigte sich, dass sozioökonomische Faktoren wie die Höhe des Einkommens, die Ausbildungsdauer oder der Erwerbsstatus kaum einen Einfluss auf das psychische Befinden der Migranten hat. Allerdings schlägt die gefühlte Diskriminierung verhältnismäßig stark zu Buche. Wer sich diskriminiert fühlt, der leidet seelisch und erkrankt schließlich auch psychisch und körperlich daran. Eine mögliche Folge könnten vor allem Depressionen sein.
Männer stärker betroffen, als Frauen
Den Forschern fiel auf, dass vor allem männliche Migranten sich wesentlich stärker diskriminiert und benachteiligt fühlen, als Frauen. Die Forscher vermuten, dass Frauen eher destruktiver damit umgehen und erlebten Rassismus eher klein reden oder sogar leugnen. Es könnte allerdings auch daran liegen, so eine weitere Vermutung, dass Männer aufgrund der Herkunft stärker mit Ausgrenzungen konfrontiert werden, als Frauen.
Türkisch-Stämmige Männer fühlen sich am häufigsten ausgegrenzt
Ein weiterer Faktor fiel ebenfalls auf. Die Wissenschaftler betrachteten sich die Herkunftsländer der in Deutschland lebenden Migranten etwas genauer. Hierbei wurde deutlich, dass Männer aus dem Ursprungsland Türkei sich wesentlich stärker ausgrenzt fühlen, als beispielsweise Menschen aus Griechenland oder Osteuropa.
Die Befunde und die Sozialforscher Igel und Team zeigen eindrucksvoll, wie stark vermeintlich oder tatsächlich erlebte Ausgrenzung und Zurückweisung auf das Wohlergehen von Migranten durchschlagen. Dabei wirken sich Geld oder beruflicher Status weniger stark auf das Befinden der Menschen, wie die erlebte oder subjektive Ausgrenzung. Diese Ergebnisse decken sich im Übrigen mit den anderen internationalen Studien, aus denen hervorgeht, dass erlebte Benachteiligungen den körperlichen und psychischen Zustand von Migranten verschlechtert und damit die Gesundheit der Betroffenen stark beeinflusst wird. Die Gründe, warum die subjektive oder tatsächliche erlebte Diskriminierung so sehr zur Verschlechterung der Gesundheit beiträgt, ist bislang noch ungeklärt. Hierzu sind weitere Studien notwendig, wie die Autoren in der Fachzeitschrift "Psychiatrische Praxis" schreiben. (sb, 18.10.2010)
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Bildnachweis: Dieter Schütz / pixelio.de.
Quellnachweis: Der Einfluss von Diskriminierungserfahrungen auf die Gesundheit von Migranten. Psychiatrische Praxis 2010; 37 (4): S. 183-190.
Autoren- und Quelleninformationen
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