Bundesgesundheitsminister will die Anzahl der Klinikbetten überprüfen
09.04.2014
Zahlreichen Kliniken in Deutschland haben mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, nicht zuletzt da sie einem massiven Investitionsstau hinterherrennen, der auch auf eine Unterfinanzierung durch die zuständigen Bundesländer zurückzuführen ist. Der Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) hat nun in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ (SZ) angekündigt, dass mit der geplanten Krankenhaus-Reform eine Vielzahl der Probleme des Kliniksektors angegangen werden soll.
Der Bundesgesundheitsminister machte deutlich, dass im Bereich der Krankenhäuser einiges geschehen muss, um die Patientenversorgung langfristig zu sichern und gleichzeitig die Kosten im Rahmen zu halten. Denn die Kliniken konnten zwar in den vergangenen Jahren einen deutlichen Anstieg der Zuweisungen von den Krankenkassen verzeichnen, doch reichte dies nicht aus, um sie vor finanziellen Schwierigkeiten zu bewahren. Letztes Jahr hatte der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG), Alfred Dänzer, bereits erklärt, dass sich „die Lage der Krankenhäuser zunehmend zu einem Problem von nationaler Tragweite zuspitzt.“
Knapp die Hälfte der Kliniken mit Verlusten?
So konnten laut Angaben der DKG viele Kliniken nicht einmal den Kostenanstieg und die Tariflohnsteigerungen aus den gesetzlich gedeckelten Versorgungspreisen bezahlen. Seit dem Jahr 2006 seien die Tariflöhne um knapp 16 Prozent gestiegen, die Vergütungen für die Klinikleistungen wurde aber nur um 8,7 Prozent angehoben, berichtete die DKG. Den Angaben Dachverbandes der Krankenhausträger zufolge haben im Jahr 2012 rund 40 Prozent der Kliniken Verluste gemacht und im Jahr 2013 war vermutlich knapp die Hälfte der Krankenhäuser betroffen.
Mehr als 110.000 Klinikbetten zu viel?
Hermann Gröhe wies in dem aktuellen Interview auch auf die strukturellen Probleme hin, die seiner Ansicht nach im Kliniksektor bestehen. So seien im Jahresdurchschnitt zum Beispiel lediglich 77 Prozent der Krankenhausbetten belegt. Bei 501.000 Klinikbetten entspreche dies einem Leerstand von circa 113.000 Betten. Das werfe die Frage auf, ob tatsächlich derart viele Klinikbetten zur Patientenversorgung benötigt werden oder ob nicht „vielleicht ein Abbau oder eine Umwandlung überzähliger Betten sinnvoller“ wäre, erläuterte Gröhe gegenüber der „SZ“. Während dieser Punkt sicher zu einigen Diskussionen mit den Kliniken führen wird, sind sich die DKG und der Bundesgesundheitsminister in anderen Punkten durchaus einig. Beispielweise fordern sowohl die DKG als auch Gröhe von den Bundesländern, dass diese ihrer Verpflichtung zur Bereitstellung der Investitionsmittel für die Klinikgebäude nachkommen.
Bessere Informationen für Patienten gefordert
Ein weiterer Vorschlag, der laut Gröhe im Rahmen der Kommission aus Vertretern von Bund und Ländern zur Reform des Krankenhaussektors ab dem 16. April diskutiert werden soll, ist die Forderung nach umfassenderen Informationen zum Leistungsangebot und der Leistungsqualität. Patienten sollten Informationen erhalten, für deren Verständnis sie kein absolviertes Medizin- oder Jurastudium benötigten, betonte der Bundesgesundheitsminister. Die Berichte der Kliniken müssten verständlicher und präziser werden. Zudem könne er sich vorstellen, die Kliniken nach Qualität der Leistungen zu bezahlen, wobei die Einführung geeigneter Kriterien zur Qualitätsbewertung den Experten jedoch seit Jahren Kopfzerbrechen bereitet – bislang ohne anwendbares Ergebnis. (fp)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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