Arzneimittelrückstände im Wasser sind nur schwer zu beseitigen
In den vergangenen Jahren wurden in zahlreichen Untersuchungen immer wieder Arzneimittelrückstände im Wasser nachgewiesen. Zwar wird an neuen Verfahren gearbeitet, doch grundsätzlich gilt die Beseitigung solcher Rückstände als schwer und teuer. Dass die Ursachen unter anderem im hohen Medikamentenkonsum und falscher Entsorgung zu finden sind, ist bekannt. Was aber ist zu tun?
Medikamentenrückstände sogar im Trinkwasser
Seit Jahren wird bei Untersuchungen immer wieder ein oft extrem gefährlich hoher Anteil an Arzneimittelrückständen in Gewässern nachgewiesen. Und selbst unser Trinkwasser ist häufig belastet. So hat etwa die Zeitschrift „Öko-Test“ im vergangenen Jahr in mehreren Städten MRT-Kontrastmittel im Trinkwasser nachgewiesen. Immer mehr Menschen stellen sich die Frage was man gegen die Verunreinigungen unternehmen kann. Nach Einschätzung von Forschern wäre die Verringerung von Arzneimittel-Rückständen im Wasserkreislauf nur mit großem technischen und finanziellen Aufwand möglich. Dies gilt auch für andere Chemikalien.
Reste nicht über das Abwasser entsorgen
Einer Meldung der Nachrichtenagentur dpa zufolge teilten die Technische Universität Berlin (TU) und die Berliner Wasserbetriebe zum Abschluss von zwei Projekten mit, dass kein technisches Verfahren allein in der Lage sei, alle bekannten Stoffe zu eliminieren. Wie auch andere Experten in der Vergangenheit, appellierten die Berliner an Verbraucher, nicht mehr benötigte Lacke, Dünger, andere Chemikalien und Medikamentenreste nicht in den Abfluss zu entsorgen. „Wir haben erkannt, dass wir es mit einer Reihe von Stoffen zu tun haben, die in Kläranlagen nicht vollständig entfernt werden können“, sagte Projektleiter Prof. Martin Jekel (TU Berlin) gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Es gehe dabei um 50 bis 100 Stoffe, insbesondere aus Medikamenten. Die bislang gemessenen Mengen variierten, auch je nach Stelle im Wasserkreislauf. Jekel erklärte, dass gesetzliche Zielwerte bislang noch fehlten.
Falsche Entsorgung und menschliche Ausscheidungen
Auch dank verbesserter Messtechnik werden die Spuren bereits seit einigen Jahren nachgewiesen. Ursache sind den Angaben zufolge menschliche Ausscheidungen und falsche Entsorgung. Seit längerem wird bemängelt, dass viele Verbraucher wenig Wissen über Medikamenten-Entsorgung haben und oft nicht wissen, dass sie (Mit-)Verursacher des Problems sind. Gerade in Ballungsräumen wird in Zukunft – auch wegen der alternden Bevölkerung – mit steigenden Konzentrationen in Flüssen gerechnet. Dies wirkt sich in geringerem Umfang auch auf das Grundwasser aus. Bislang ist nur bei einzelnen Stoffen dokumentiert, dass sie bei Tieren schädlich sein können. Die Folgen beim Menschen hingegen sind weitgehend unklar.
Einige Kläranalgen wurden bereits nachgerüstet
Die Forscher erprobten in Anlagen der Berliner Wasserbetriebe zum Beispiel Verfahren mit Ozon und Pulveraktivkohle, die künftig als zusätzliche Reinigungsstufe in Klärwerken eingesetzt werden könnten. „Die sind gut geeignet, aber nicht vollkommen vergleichbar miteinander“, erklärte Jekel. Welche Verfahren aber tatsächlich infrage kämen, hänge davon ab, welche Stoffe beim Gewässerschutz in den zukünftigen gesetzlichen Regelungen Priorität bekommen. Insbesondere das weit verbreitete Schmerzmittel Diclofenac und das Antibiotikum Sulfamethoxazol sollten dies für Jekel sein: „Es sieht danach aus, dass dabei künftige Zielwerte überschritten werden.“ In manchen Bundesländern wie Baden-Württemberg haben Kläranlagen bereits nachgerüstet und auch in der Schweiz tue sich viel. In Berlin folgt aus der Forschung unter anderem ein großtechnischer Test in einer Anlage, in der Oberflächenwasser aufbereitet wird: Ab Jahresende soll dort ein Pulveraktivkohlesilo Spurenstoffe zurückhalten. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.