Substanzen aus Schneealgen sind die neue Hoffnung auf natürliche Antibiotika
16.02.2014
In der Natur existieren viele antibiotisch wirkende Pflanzen, die seit je her gegen bakterielle Infektionskrankheiten eingesetzt werden. Forscher aus Deutschland haben in Schneealgen hoffnungsvolle Substanzen gefunden. Aus ihnen lasse sich, so die Wissenschaftler, ein völlig neues Antibiotikum konzipieren. Allerdings wachsen die Algen unter extrem kalten Bedingungen. Die Schneealgen wachsen in polaren und alpinen Gegenden. Sie färben Gletscher und Schneeregionen in roter Farbe ein.
Schneealgen färben den Schnee rot
Lange Zeit war der „rote Schnee“ ein Geheimnis. Erst vor einigen Jahren stellte sich bei intensiveren Forschungen heraus, dass für die Farbe mikroskopisch kleine Algen verantwortlich sind. Wenn sie anfangen zu blühen, wird der Schnee erst grün und dann regelrecht rot. Die Forscher nannten die Neuentdeckung „Schneealgen“. Bei näherer Untersuchung stellten sich noch weitere interessante Aspekte heraus.
Algen könnten natürliches Antibiotikum sein
Schneealgen sind derzeit die große Hoffnung medizinischer Wissenschaftler. Die Forscher haben den begründeten Verdacht, dass aus den Algen kalter Regionen antibiotische Medizin hergestellt werden könne. Denn Lebensformen, die in sehr extremen Witterungsbedingungen gedeihen, enthalten nicht selten für die Medizin wertvolle Stoffe. Bei den Algen sind es vor allem die Eis-strukturierenden Eiweiße (ISP), die von großem Interesse sind. Die Mediziner vermuten einen Kontext zwischen dem Protein ISP und sogenannten Pilz-Abwehrstoffen. So könne sein, dass die Experten pflanzliche Stoffe gefunden haben, die identisch wie Antibiotika funktionieren.
Forschungsleiter ist Thomas Leya vom Fraunhofer-Institut für Biomedizinische Technik IBMT. Er ist Biologe und untersucht die Algen. "Sie enthalten Astaxanthin. Es ist ein Pigment, das die kälteliebenden Algen in einem Überdauerungsstadium ihres komplexen Lebenszyklus bilden und sie rot färbt. Sie existieren in einem Umfeld mit extremen Lebensbedingungen und synthetisieren deshalb außergewöhnliche Stoffwechselprodukte", erklärt der Experte gegenüber der Zeitung „Welt“.
Extreme Temperaturen führen zu Überlebensstrategien
Schneealgen können extreme Minustemperaturen überleben. Das bedeutet aber auch, dass das Züchten schwieriger sein wird. „Am Besten gedeihen sie bei zwei Grad Celsius“, heißt es. Ab 10 Grad sterben die Algen ab. Weil die Gletscher aufgrund des allgemeinen Klimawandels immer weiter abtragen, könnte es sein, dass es bald keine Schneealgen mehr gibt. Die Forschung muss demnach schnell Möglichkeiten finden, die Algen zu züchten, um die wissenschaftliche Arbeit nicht zu gefährden. (sb)
Bild: Katharina Wieland Müller / pixelio.de
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