Selfies mit Patienten – Skandal am Aachener Uniklinikum
22.10.2014
Nachdem im Internet Selfies mit Patienten aus dem Aachener Uniklinikum aufgetaucht sind, hat die Klinikleitung reagiert. Bereits im September waren vier Mitarbeiter fristlos entlassen worden. Nun hat sich das Klinikum von einer weiteren Pflegekraft getrennt, wie die "Aachener Zeitung" unter Berufung auf einen Sprecher des Uniklinikums berichtet. Hintergrund waren mindestens zwei Selbstporträts und eine Videosequenz, die mit Patienten aufgenommen wurden. "Das ist eine absolute Grenzüberschreitung", sagte ein Klinik-Sprecher.
Die Pfleger hatten vermutlich bewusstlose Patienten verkleidet und geschminkt, dann mit sich selber fotografiert und bei What’s App gepostet. So sollen die Patienten unter anderem auch entblößt worden und Drogenkonsum nachgestellt worden sein. Wie die Aachener Zeitung berichtet, prüfe die Staatsanwaltschaft derzeit, ob es sich möglicherweise um Straftaten wie etwa Missbrauch von Schutzbefohlenen, Nötigung oder die Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen handele.
Anonymer Hinweis
Bemerkt habe die Klinikleitung die Vorgänge nach einem anonymen Hinweis, so die Aachener Zeitung weiter. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz sprach laut Kölnische Rundschau von einer Verletzung der Würde. Immer wieder komme es vor, dass Pflegekräfte und Ärzte schutzbedürftige Patienten in ihrer Würde verletzten, sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch. Oft gebe es eine Gruppendynamik, bei der jeder den anderen übertrumpfen wolle. Solche Fälle würden meistens nur aufgedeckt, weil Mitglieder aus dem Arbeitsteam eingriffen. Zudem erklärteEugen Brysch gegenüber dem Stern, angesichts des Aachener Vorfalls, der Patient selbst oder dessen Angehörige hätten "kaum eine Chance, sich vor solchen Übergriffen zu schützen". Und: "Auch wenn es sich immer wieder um Einzelfälle handelt, muss das Thema regelmäßig auf die Tagesordnung der Teambesprechungen. Jede Einrichtung in Deutschland ist hier gefordert. Wir brauchen eine Kultur des Hinschauens."
Haftstrafen möglich
Wie die Staatsanwaltschaft Aachen mitteilte, werde sie innerhalb der nächsten zwei Wochen entscheiden, ob sie wegen der Vorgänge Anklage gegen die Beteiligten erhebe. Wegen der laufenden Ermittlungen wollte sich das Klinikum nicht zu Einzelheiten äußern und wies darauf hin, dass weitere Informationen aus Gründen des Persönlichkeitsrechts nicht gegeben werden könnten, wie nt-v berichtet.
Laut "Krone" droht "dem verantwortlichen Personal jetzt sogar eine Haftstrafe, obwohl die Klinikleitung auf eine Anzeige verzichtet hat". Von Rechts wegen "könne sie jedoch eine Anklage wegen der Misshandlung Schutzbefohlener betreffen. Die Höchststrafe hierfür beträgt 10 Jahre Haft." (jp)
Bild: Michael Bührke / pixelio.de
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