Stress ist nicht gesund und erhöht am Arbeitsplatz das Herzinfarkt-Risiko.
(22.09.2010) Mediziner warnen: Dauerhafter Stress im Job erhöht das Herzinfarkt-Risiko erheblich. Ein Großteil der rund 300.000 jährlichen Herzinfarkte in Deutschland ist durch Stress bedingt. Auch leidet das Herz-Kreislauf-System insgesamt unter den Folgen zu großer Belastungen auf der Arbeit.
Stress erhöht die Hormonausschüttung und lässt das Herz schneller schlagen
„Durch Stress werden unter anderem mehr Stresshormone wie Adrenalin oder Kortisol ins Blut ausgeschüttet“, erklärte Ulrich Hildebrandt, Chefarzt der Abteilung für Kardiologie der Klinik St. Irmingard in Prien (Bayern). Was bei unseren Vorfahren lebenswichtig war, hat heutzutage teilweise erhebliche negative Auswirkungen auf unseren Organismus. Denn „wer chronisch unter Stress leidet, steht gewissermaßen immer unter Dampf“, erläuterte Prof. Karl-Heinz Ladwig vom wissenschaftlichen Beirat der Deutschen Herzstiftung in Frankfurt. Durch die Ausschüttung der Stresshormone wird auch das autonomen Nervensystem stärker gereizt, was die Herzfrequenz dauerhaft erhöht, d. h. das Herz schneller schlagen lässt und den Organismus kurzfristig physisch leistungsstärker macht. Damit verbunden ist jedoch auch eine erheblich höhere Belastung des Herzens.
Auch das Immunsystem kann betroffen sein
Die im Zuge des belastenden Arbeitsalltags dauerhaft erhöhte Ausschüttung von Stresshormonen, kann außerdem Bluthochdruck und einem nervösen Darm verursachen. Zudem leiden extrem gestresste Personen häufiger unter Infekte und schlechter Wundheilung, denn „ein weiterer Aspekt ist, dass die Psyche auch das Immunsystem des Körpers beeinflussen kann“, erklärt Prof. Ladwig.
Zu unterscheiden: objektiver und subjektiver Stress
Dabei ist „Stress am Arbeitsplatz (…) eine Mischung aus objektiven und subjektiven Parametern“, so Prof. Ladwig. Die objektiven Stressfaktoren wie Zeitdruck, dauerhafter Lärm, viele Überstunden und hohe Arbeitsbelastung erhöhen zwar das Herzinfarkt-Risiko generell, je nach Persönlichkeit des Betroffene ist die Empfindlichkeit jedoch sehr unterschiedlich. „Es spielt (…) auch eine Rolle, wie man auf diese objektiven Faktoren reagiert und ob man versuchen kann, sie zu verändern“, betonte Prof. Ladwig. Wesentlich sei in diesem Zusammenhang allerdings die Erkenntnis, dass für den Stress der Arbeitnehmer vor allem objektive Faktoren verantwortlich sind und der belastende Druck nicht nur im Kopf entsteht.
Prävention: Sport und Entspannungstraining gegen Stress
Objektive Stressfaktoren müssen jedoch nicht zwangsweise einen Herzinfarkt oder andere Herzerkrankungen auslösen, denn „man kann präventiv versuchen, den Stress etwas zu reduzieren“, so Prof. Jochen Jordan von der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie. Anstatt sich selber dauerhaft unter Druck zu setzen „sollte man sich mal fragen: ‘Lohnt sich so ein Arbeitsstil? Möchte ich so leben?’“ erklärt der anerkannte Psychosomatiker. Denn wer sich weniger stresst, schont das eigene Herz-Kreislauf-System. Zur Stressbewältigung und Vorbeugung eines Herzinfarktes, kann auch regelmäßige Bewegung bzw. Sport äußerst hilfreich sein. Denn beim Schwitzen „können die Stresshormone wie Adrenalin aus dem Körper ausgeschwemmt werden“, betonte Prof. Jordan und empfiehlt, pro Woche etwa drei Stunden Ausdauersport zu betreiben: „Das kann Radfahren, Joggen oder Walken sein.“ Zudem hilft stressgefährdeten Personen, nach Ansicht des Fachmanns, oft auch ein bewusstes Entspannungstraining mit dem Ziel, den Puls und den Blutdruck zu senken. „Techniken, die das parasympathische System fördern, also das, was für Ruhe und Erholung sorgt – zum Beispiel Yoga, Thai Chi oder das Hören von Entspannungs-Musik“, sind nach Ansicht von Prof. Jordan in diesem Zusammenhang empfehlenswert.
Jeder fünfte leidet bereits unter Stresssymptomen
Nach Berichten des Wirtschaftsmagazins "Wirtschaftswoche"weist bereits jeder fünfte Deutsche Stresssymptome auf, wobei insbesondere die Belastung auf der Arbeit für viele kaum zu ertragen ist. So kommt das Statistische Bundesamt nach Erhebungen zur physischen und psychischen Belastung in den verschiedenen Berufen zu dem Ergebnis, dass einige Tätigkeiten von sich aus stressgefährdet sind. So sind Berufe mit Nacht- und Schichtarbeit, aufgrund ihrer Auswirkungen für den Biorhythmus, überproportional häufig Auslöser von Stress-Symptomen bei den Angestellten. „Auch Jobs, bei denen man viel Auto fährt, stellen ein Risiko für Herzerkrankungen dar“, erklärte Prof. Jordan. Vertreter, Bus-, Taxi- und Lastwagenfahrer sind nach Angaben des Statistischen Bundesamtes besonders gefährdet, da sie beim Autofahren oft lange Zeit sehr angespannt sind und den Stress anschließend nicht richtig abbauen können. Zudem leiden Personen in befristeten Arbeitsverhältnissen oder mit Zeitarbeitsverträgen, relativ oft an Stresssymptomen, da sie nicht nur der Arbeitsalltag belastet, sondern auch die berufliche Zukunftsperspektive fehlt.
Objektiven Stress reduzieren, subjektivem Stress mit geeigneten Methoden entgegnen
Da Stress am Arbeitsplatz nicht nur das Herzinfarkt-Risiko erheblich erhöht, sondern die psychische Belastung auch eine enorme Steigerung der krankheitsbedingte Fehltage verursacht, raten Fachleute wie Prof. Jordan und Prof. Ladwig Arbeitgebern dringend dazu, auch die objektiven Belastungen des Stresses am Arbeitsplatz zu reduzieren. Zudem sollte jeder Betroffene bemüht sein, für sich geeignete Methoden zu finden, die helfen das subjektive Stressempfinden zu verringern. (fp)
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Autoren- und Quelleninformationen
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