Keine Chance für Stress: Wie der Alltag entschleunigt werden kann
31.12.2012
Neues Jahr, neues Glück. Der Jahreswechsel bedeutet für viele nicht nur ausgelassenes Feiern, sondern auch Rückschau und Pläne schmieden für das kommende Jahr: Weniger Stress, mehr Zeit für Familie und Freunde, das Rauchen aufgeben oder mehr Bewegung. Besonders, wer auf ein Jahr mit viel beruflichem Stress und Druck zurückblickt, hegt zumeist die Absicht, im neuen Jahr etwas kürzer treten zu wollen – gerade weil immer wieder davon die Rede ist, wie schnell sich Stress negativ auf die Gesundheit auswirken kann.
Bei Zukunftsplänen realistisch bleiben
Doch gerade die guten Vorsätze können einen auch schnell unter Druck setzen: So seien Zukunftspläne zwar grundsätzlich eine gute Sache, so die Psychologin und Fitnessökonomin Korinna Ruthemann von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement – wichtig sei dabei nur, sich nicht zu viel vorzunehmen, denn übermäßiger Stress könne zahlreiche negative Auswirkungen auf den Körper haben: Rückenschmerzen, Verspannungen, Verdauungs- und Schlafprobleme aber auch gereizte oder extrem nachdenkliche Stimmungen könnten beispielsweise die Folge von zu viel Druck und Hektik im Alltag sein, so die Expertin.
Zu viele oder unrealistische Vorsätze fürs neue Jahr würden darüber hinaus noch ein weiteres Problem mit sich bringen, denn zu viele Termine und zu wenige Zeit für Zweisamkeit würden häufig zu Ärger mit dem Partner führen. Daher rät die Psychologin zu vorausschauendem und bedachtem Planen: “Damit man vor lauter guten Vorsätzen im neuen Jahr nicht ins Hamsterrad gerät.“
Dinge nicht parallel erledigen
Um im neuen Jahr also am Ende nicht mehr, sondern weniger Stress zu haben, empfiehlt Korinna Ruthemann zum einen, Dinge prinzipiell nicht gleichzeitig, sondern nacheinander zu erledigen, denn es sei mittlerweile bekannt, „dass Multitasking nicht wirklich möglich sei. Dabei mache es keinen Unterschied, ob dieses in Gedanken oder tatsächlich geschehe – es sei generell nicht möglich, die Konzentration auf mehrere, unterschiedliche Dinge gleichzeitig zu richten, stattdessen würde diese lediglich zwischen den Aufgaben hin und her springen. Die Folge: Energie und Kraft würden „verpulvert“ und könnten so nicht mehr effektiv eingesetzt werden.
Bewusstes Tun fördert innere Ruhe und bringt den „Flow“
Das Prinzip „eins nach dem anderen“ bringe noch einen weiteren Vorteil mit sich, so die Psychologin. Denn wer nur eine Sache erledige, der könne sich dieser ganz bewusst zuwenden – und bewusstes Tun fördere wiederum die innere Ruhe und das Erreichen des so genannten „Flows“, womit übersetzt ein „Schaffens- bzw. Tätigkeitsrausch“ gemeint ist, also ein Gefühl der völligen Vertiefung und des Aufgehens in einer Tätigkeit.
Um mehr innere Ruhe zu erreichen, würden der Expertin nach, oftmals schon ganz kleine Dinge oder Veränderungen im (Arbeits-)Alltag genügen. So könnte zum Beispiel alltägliche Wege, etwa zum Kopierer, genutzt werden, um sich seiner eigenen Bewegung, seiner eigenen Schritte bewusst zu werden, um so ganz automatisch etwas Tempo herauszunehmen. Aber auch die alltägliche Hausarbeit biete viele Möglichkeiten, kleine „Bremsen“ in den routinierten und oft gehetzten Tagesablauf einzubauen – etwa indem man beim Spülen das Wasser auf der Haut bewusst wahrnimmt oder sich auf den Duft des Spülmittels konzentriert.
Anspannung abbauen durch einfache Atemübungen
Bewusstes Tun zahle sich in vielerlei Hinsicht aus, so Ruthemann, denn “wenn Sie Dinge bewusster tun, werden Sie auch schneller merken, wenn Sie angespannt sind”. Gerade im hektischen Alltag ein klarer Zugewinn – denn unter Stress und Leistungsdruck merken viele Menschen gar nicht, dass sie eigentlich schon längst keine Energie mehr haben und fordern sich ständig weiter. Häufig weit über die persönlichen Grenzen. Die Folge: Völlige Erschöpfung, Burn-Out, Depressionen, aber auch weitreichende körperliche Risiken z.B. für Herzinfarkt, Allergien, Infektionen oder Darm- und Magenprobleme.
Um hier frühzeitig entgegenzuwirken, empfiehlt die Expertin, seelische und körperliche Anspannung gezielt mit kurzen Entspannungsübungen abzubauen. “Lenken Sie Ihre Konzentration für einen Moment nur in Ihren Körper, spannen Sie mit jedem Einatmen alle Muskeln an und lösen Sie diese Spannung mit dem Ausatmen wieder bewusst”, so der Tipp von Korinna Ruthemann. Durch diese Übung könnten Betroffene spüren, wie sich sowohl muskuläre Verspannungen als auch die mentale Anspannung lösen würde. Alternativ würde sich auch bewusstes Atmen effektiv zum Abbau von Anspannung eignen: Mehrmals am Tag für jeweils eine Minute langsam und konzentriert ein- und ausatmen könne helfen, den eigenen Alltag zu entschleunigen und zu mehr innerer Ruhe zu gelangen.
Erreichbarkeit einschränken
Ein weiterer Tipp für ein 2013 mit etwas mehr innerer Ruhe klingt einfach, ist aber vermutlich für viele in der Praxis kaum vorstellbar: Erreichbarkeit einschränken. Der technische Fortschritt macht es möglich, dass wir immer und überall erreichbar sind und oftmals das Gefühl haben, von Informationen regelrecht überschwemmt zu werden. Auch wenn die heutigen Möglichkeiten sicherlich viele Vorteile haben – laut Ruthemann stelle die ständige Erreichbarkeit und Informationsflut für viele Menschen eine Belastung dar „und trage zu dem Gefühl bei, im Hamsterrad gefangen zu sein.“
Daher sei es wichtig, so die Expertin, Erreichbarkeits-Zeiten festzulegen und im Umkehrschluss in den anderen Momenten ganz bewusst das Handy oder den PC auszuschalten. Hier rät sie, immer mal wieder inne zu halten und bewusst auf Internet, TV und Handy zu verzichten – um sich immer mal wieder „frei“ zu fühlen und gar nicht erst in das berühmte Hamsterrad zu geraten. (sb)
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Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
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