Regelmäßig höhere Mengen an bestimmten künstlichen Süßstoffen zu sich zu nehmen, führt offenbar zu einem Abbau der kognitiven Funktionen und schadet dem Gedächtnis. Besonders gefährdet scheinen dabei Personen mit Diabetes.
Ein Forschungsteam unter Beteiligung von Fachleuten der Universidade de São Paulo in Brasilien hat den Zusammenhang zwischen dem Konsum von kalorienarmen und kalorienfreien Süßstoffen und Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Neurology“ nachzulesen.
Welchen Einfluss haben Süßstoffe
Die Forschenden analysierten Daten von 12.772 erwachsenen Teilnehmenden in einem durchschnittlichen Alter vom 52 Jahren, die innerhalb eines bis zu 24-jährigen Beobachtungszeitraums wiederholt detaillierte Fragebögen zu ihren Ernährungsgewohnheiten ausfüllten und auch Angaben zum Konsum von Light-Getränken und anderen süßstoffhaltigen Produkten machten.
Anhand dieser Informationen wurden die Teilnehmenden in drei unterschiedliche Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe wies einen niedrigen täglichen Konsum von Süßstoffen auf, die zweiten Gruppe zeigte eine mittlere Aufnahme und Teilnehmende der dritten Gruppe nahmen täglich hohe Mengen an Süßstoffen zu sich.
Der tägliche Konsum unter den Teilnehmenden der verschiedenen Gruppen reichte von durchschnittlich 20 Milligramm bis hin zu 191 Milligramm, wobei letzteres etwa einer Dose Diät-Cola mit Aspartam entspricht, erläutert das Team. Am meisten hätten die Teilnehmenden den Süßstoff Sorbitol konsumiert.
Teilnehmende absolvierten Gedächtnis- und Sprachtests
Zur Beurteilung der geistigen Leistungsfähigkeit absolvierten die Teilnehmenden zu Beginn, in der Mitte und am Ende der Studie standardisierte Gedächtnis- und Sprachtests. Diese überprüften unter anderem das Erinnerungsvermögen, die Kapazität des Arbeitsgedächtnis und die Verarbeitungsgeschwindigkeit, berichten die Fachleute.
Bis zu 62 Prozent schnellerer Abbau des Gedächtnises
Die Forschenden stellten fest, dass sich bei Teilnehmenden mit dem höchsten Konsum künstlicher Süßstoffe ein um 62 Prozent schnelleren Abbau von Denk- und Gedächtnisfähigkeiten zeigte, verglichen mit Personen mit dem geringsten Konsum.
Dies entspricht laut dem Forschungsteam einem um etwa 1,6 Jahre beschleunigten kognitiven Alterungsprozess. Selbst bei Teilnehmenden mit einem mittleren Konsum von Süßstoffen habe sich noch ein um 35 Prozent beschleunigter Abbau der kognitiven Fähigkeiten gezeigt, was einem um etwa 1,3 Jahre beschleunigten kognitiven Alterungsprozess entspreche.
Eine Aufschlüsselung der Ergebnisse nach dem Alter habe zudem ergeben, dass Teilnehmende unter 60 Jahren, die die höchsten Mengen an Süßstoffen konsumierten, einen schnelleren Rückgang der Sprachkompetenz und der allgemeinen kognitiven Fähigkeiten aufwiesen als Teilnehmende mit dem geringsten Süßstoffkonsum.
Bei den Teilnehmenden im Alter über 60 Jahren waren dagegen keine entsprechenden Zusammenhänge feststellbar, so das Forschungsteam weiter.
Menschen mit Diabetes besonders stark betroffen
Der Zusammenhang zwischen einem schnelleren kognitiven Abbau und Süßstoffen sei zudem bei Teilnehmenden mit Diabetes stärker ausgefallen als bei Personen ohne Diabetes.
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Bei der Betrachtung der verschiedenen Süßstoffe (darunter Aspartam, Saccharin, Acesulfam-K, Erythrit, Sorbitol und Xylit) zeigten fast alle eine Verbindung zu dem Abbau der kognitiven Fähigkeiten, mit Ausnahme von Tagatose, das in der Studie keinen negativen Effekt mit sich brachte, berichtet das Team.
Süßstoffe können Hirngesundheit schaden
„Kalorienarme und kalorienfreie Süßstoffe werden oft als gesunde Alternative zu Zucker angesehen, unsere Ergebnisse deuten jedoch darauf hin, dass bestimmte Süßstoffe im Laufe der Zeit negative Auswirkungen auf die Gehirngesundheit haben können“, fasst die Studienautorin Dr. Claudia Kimie Suemoto in einer aktuellen Pressemitteilung zusammen.
Zwar kann die Studie keinen direkten Kausalzusammenhang beweisen, doch sie liefert eindeutige Hinweise darauf, dass ein hoher Konsum von Süßstoffen die geistige Leistungsfähigkeit beeinträchtigen kann. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Natalia Gomes Gonçalves, Euridice Martinez-Steele, Paulo A. Lotufo, Isabela Bensenor, Alessandra C. Goulart, et al.: Association Between Consumption of Low- and No-Calorie Artificial Sweeteners and Cognitive Decline; in: Neurology (veröffentlicht 03.09.2025), Neurology
- American Academy of Neurology: Not so sweet: Some sugar substitutes linked to faster cognitive decline (veröffentlicht 03.09.2025), American Academy of Neurology
Wichtiger Hinweis:
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