Welt-Aids-Konferenz
UN warnt vor rasanter Ausbreitung der Immunschwäche-Krankheit Aids in Osteuropa.
(18.07.2010) Im Zuge der der in Wien beginnenden Welt-Aids-Konferenz hat die UN vor einer Aids Epidemie in Osteuropa gewarnt. In Ländern wie Estland oder der Ukranie ist bereits jeder 100. Bürger mit dem Aids Virus infiziert. Betroffen sind vor allem junge Menschen, die am Rande der Gesellschaft leben.
Die gefährliche Immunschwäche-Krankheit Aids (Acquired Immune Deficiency Syndrome, zu Deutsch "erworbenes Immundefektsyndrom") ist noch lange nicht gebannt. Im Gegenteil, vor allem in Osteuropa und in Afrika breitet sich Aids nach wie vor rasant aus. Davor haben die Vereinten Nationen zu Beginn der internationalen Welt-Aids-Konferenz gewarnt. Betroffen sind vor allem Jugendliche, Kinder und Frauen, die am Rande der Gesellschaft leben müssen. Sechs Tage lang beraten sich Experten, Ärzte, Politiker und Forscher unter anderem darüber, wie die gefährliche und todbringende Krankheit eingedämmt und wie der Einsatz sogenannten Viren-Hemmern verbessert werden kann, damit möglichst viele infizierte Menschen überleben können. Rund 33 Millionen Menschen sind weltweit mit dem HI-Virus infiziert, am meisten sind Menschen im südlichen Afrika betroffen, dort sind rund 22 Millionen Menschen an Aids erkrankt.
Themen der Welt-Aids-Konferenz.
An der Welt-Aids-Konferenz mit dem Leitthema "AIDS 2010" nehmen rund 25.000 geladene Gäste und Experten aus 180 Ländern der Erde teil. Die Weltaidskonferenz findet alle zwei Jahre statt und gilt als das wichtigste Zusammentreffen weltweit. Auf der Tagesordnung steht die Frage, wie sieht es mit den Menschenrechten der Erkrankten aus und warum ist das Ziel gescheitert, bis 2010 alle Aids-Patienten mit ausreichenden Medikamenten zu versorgen. "Es scheint, dass die Politiker in aller Welt das Interesse verlieren und vergessen, dass sie einmal ein Versprechen gemacht haben", kritisierte der Welt-Aids-Konferenzvorsitzende Julio Montaner. Derzeit erhalten rund 5 Millionen mit HIV Infizierte Medikamente, während 11 bis 14 Millionen keinen Zugang zu diesen lebensverlängernden Arzneien hätten. In vielen Ländern werden zudem Aids-Kranke ausgegrenzt und diskriminiert. Allen voran in zahlreichen Staaten Afrikas und Osteuropa.
Gefährliche Ausbreitung des HI-Virus in Osteuropa.
Besorgniserregend ist vor allem die rasante Ausbreitung der Seuche in Osteuropa. In Russland, der Ukranine oder Etsland ist bereits fast jeder 100 Mensch mit HIV infiziert. Wie der aktuelle Bericht des Aids-Programms der Vereinten Nationen („Unaids“) berichtet, liege es vor allem daran, dass diese Entwicklung auf ein gestiegene Heroin-Abhängigkeit zurück zuführen ist. Zum Beispiel in Russland verwendet jede 3. Prostituierte mit HIV infizierte Spritzen, um Heroin zu injizieren. In den Länder ist die Aids Rate zehn mal so hoch, wie in Mitteleuropa.
Fehlende Behandlungsangebote und Diskriminierung von Aids-Kranken.
Aber nicht nur der enorm gestiegene Drogenkonsum hat die Erkrankungsrate nach oben schnellen lassen. Auch fehle es an sinnvollen Behandlungsangeboten. Denn Russland beispielsweise wurden nur 16 Prozent der Erkrankten therapiert. In der Ukraine ist das Therapieangebot noch geringer, gerade einmal sieben Prozent werden dort ärztlich behandelt. Die Deutschen Aids-Hilfe kritisierte die Lage in Osteuropa und mahnt zur Dringlichkeit. So sagte Silke Klumb, die Erkrankten werden "auf einer gesellschaftlichen und politischen Ebene (in Osteueropa) einer wahnsinnigen Ausgrenzung und Diskriminierung ausgesetzt".
Mit der Leitlinie „Rights Here, Right Now“ ("Rechte hier und jetzt") wollen die Experten den massenhaften Diskriminierungen der Aids-Betroffenen entgegen wirken. "Wir erhoffen uns vor allem politische Signale an die Regierenden weltweit, besonders aber in Osteuropa, damit dort endlich eine effektive finanzielle und ideelle Förderung vonseiten der Regierung eintritt.", so Klumb von der Aids-Hilfe. Die Deutsche Aidshilfe arbeitet mit Projekten und Präventionszentren weltweit, aber auch in Osteuropa zusammen. Dort werden Aktivisten im Kampf gegen Aids finanziell unterstützt. Wichtig sei es, den Staaten Alternativen zu der derzeitigen Drogenpolitik aufzuzeigen. Modelle wie in Deutschland, bei denen an Drogenabhängige saubere Spritzen verteilt werden, haben sich als effektiv im Kampf gegen die Ausbreitung des HI-Virus erwiesen. Solche Angebote gibt es in Russland oder der Ukraine kaum. Hier setzt man fast ausschließlich auf Repression und Verfolgung.
Aids Infizierungsrate in Deutschland.
Laut Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) wurden 2856 neu diagnostizierte HIV-Infizierte registriert. Das ist in etwa die Hälfte wie noch im Jahr zuvor. Es scheint, als wäre ein Anstieg zunächst gestoppt. "Die knapp 3000 HIV-Neudiagnosen in Deutschland pro Jahr zählen zu den niedrigsten Zahlen der Welt", erklärt Jörg Litwinschuh gegenüber der "Welt" am Sonntag. Wenn es gelingen sollte, die Neuerkrankungsrate weiter zu senken, ist das ein großer Erfolg für die Präventivmaßnahmen in Deutschland. Geholfen haben vor allem Aufklärungskampagnen, die eine Verwendung von Kondomen propagierten. Das hat ein neues Bewusstsein vor allem bei jungen Menschen geschaffen, erläutert auch die Bundesgesundheitszentrale. Mittlerweile verwenden rund 86 Prozent der 16- bis 44-Jährigen bei neu entstanden Beziehungen Präservative. Vor zehn Jahren waren es gerade einmal 65 Prozent. Derzeit sind etwa 67.000 Menschen in Deutschland mit Aids infiziert.
Am ersten Konferenztag fanden bereist zahlreiche Vorträge zu den Themen "Drogen- Substitutionstherapien", "Kosten von Aids in Afrika" und "Sex und Stigma" statt. Die Konferenz wird noch insgesamt sechs Tage andauern. (sb)
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