Anlässlich des heutigen Weltkrebstages hat die Weltkrebsorganisation (UICC) auf die enorme Zahl der jährlichen Neuerkrankungen hingewiesen. Jährlich werde allein in Deutschland bei rund 450.000 Menschen eine Krebserkrankung diagnostiziert. Durch einen Wandel der Lebensweise könnten Krebserkrankungen oftmals vermieden werden.
04.02.2011
Krebs hat in Deutschland den Status Volkskrankheit. Doch gut ein Drittel der 450.000 Krebserkrankungen jährlich ließe sich durch eine gesunde Lebensweise vermeiden, erklärten die Experten der Weltkrebsorganisation. Verzicht auf Tabak und Alkohol sowie regelmäßige körperliche Bewegung, könnten einen erheblichen Beitrag zur Krebsvorbeugung leisten.
Ungesunde Lebensweise maßgeblich für Krebserkrankungen
Ausschlaggebend für die hohe Zahl der Krebserkrankungen sind laut UICC in erster Linie der Tabakkonsum, zu viel Alkohol, Fettleibigkeit und hohe Sonnenbelastung. So würde nach Aussage der Experten eine Umstellung der Lebensweise das Krebsrisiko bei vielen Deutschen deutlich reduzieren. „Wir müssen die Menschen zu mehr Verantwortung im eigenen Leben bewegen“, betonte Professor Werner Hohenberger, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft im Rahmen des Weltkrebstages in Berlin. Zu einem gesünderen Lebensstil zähle auch regelmäßige körperliche Bewegung. So würden laut Prof. Hohenberger bereits 30 Minuten aktive Bewegung täglich ausreichen, um das Erkrankungsrisiko für viele Krebsarten bei Erwachsenen maßgeblich zu senken. Bei Kindern und Jugendlichen sei eine Bewegungsdauer von 60 Minuten zu empfehlen. „Wir haben heute gute Daten, die den Nutzen von Bewegung zur Krebsvermeidung belegen“, unterstrich Hohenberger die Bedeutung der körperlichen Aktivität für die Krebsvorbeugung. Etwa 180.000 Krebsdiagnosen jährlich wären seiner Einschätzung nach hierzulande durch eine gesündere Lebensweise vermeidbar.
Krebs könnte vermieden werden: WHO empfiehlt physische Bewegung
Im Rahmen des Weltkrebstages erläuterte auch die Gesundheitsexpertin der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Ala Awan, in Genf, dass „physische Bewegung (…) bei der Verringerung des Auftretens gewisser Krebsarten eine starke Rolle“ spielt. So sind nach Angaben der WHO 21 bis 25 Prozent der weltweiten Brustkrebs- und Dickdarmfälle auf Bewegungsmangel zurückzuführen. Die Expertin betonte, dass „Bewegungsarmut (…) zu den vier führenden Risikofaktoren für alle weltweiten Todesfälle“ zählt. Dabei könnten den Empfehlungen der WHO zufolge bereits etwa 150 Minuten Bewegung pro Woche das Brust- und Darmkrebsrisiko deutlich senken. Die WHO-Gesundheitsexpertin rät unter anderem zu Spaziergängen und Jogging.
Früherkennungsprogrammen könnten Krebstodesfälle deutlich senken
Die UICC weist außerdem darauf hin, dass die Zahl der krebsbedingten Todesfälle durch die Teilnahme an Früherkennungsprogrammen zur Krebsvorsorge um ein Drittel gesenkt werden könnte. Denn bei frühzeitiger Diagnose seien die Tumoren oft noch in einem heilbaren Stadium. Nach Aussage der Experten wären so in Deutschland rund 70.000 Todesfälle pro Jahr vermeidbar. „Trotz dieses Wissens sind die Teilnahmeraten erschütternd“, berichtete Prof. Hohenberger. So nehme „gerade mal jede zweite Frau und jeder fünfte Mann (…) die Chancen der Krebsfrüherkennung wahr“, bemängelte der Experte. An dieser Stelle ist nach Aussage der UICC auch die Politik gefordert, um die Menschen im Sinne ihrer eigenen Gesundheit stärker in die Pflicht zu nehmen und zur Krebsvorsorge zu bewegen.
Über 200.000 Krebstodesfälle jährlich in Deutschland
In Bezug auf die Krebserkrankungen in Deutschland teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mit, dass im Jahr 2009 hierzulande 216.128 Menschen an einem bösartigen Tumor verstarben, wovon 116.711 Männer und 99.417 Frauen waren. Jeder vierte Todesfall (25,3 Prozent) deutschlandweit sei auf eine Krebserkrankung zurückzuführen. Nach Angaben des statistischen Bundesamtes verkürzt sich die Lebenserwartung für die Betroffenen durchschnittlich um 6,7 Jahre auf 73,6 Jahre. Dabei sind die Zahlen seit Jahren weitgehend konstant, erklärte die Mitarbeiterin von Destatis, Silvia Schelo. Für die meisten krebsbedingten Todesfälle (42.221 im Jahr 2009) ist demnach hierzulande immer noch Lungen- und Bronchialkrebs verantwortlich. Insgesamt mussten knapp 1,5 Millionen Menschen (etwa 680.000 Frauen und 810.000 Männer) 2009 im Krankenhaus wegen einer Krebserkrankungen behandelt werden.
Geschlechtsspezifische Unterschiede bei den Krebserkrankungen
Dabei liegen leichte geschlechtsspezifische Unterschiede vor. Mit 7,2 Prozent (insgesamt 29.133) aller Krebstodesfälle gehen bei Männern die meisten Sterbefälle auf bösartige Tumore in Lunge oder Bronchien zurück. Am zweithäufigsten endet für Männer laut Angaben des Statistischen Bundesamtes Prostata-Krebs tödlich (12.217 Sterbefälle, 3 Prozent der Krebstodesfälle insgesamt). Bei Frauen sind die meisten Krebstodesfälle indes durch Brustkrebs (17.066 Fälle; 3,8 Prozent) bedingt, gefolgt von Lungen- und Bronchialkrebs (13.088 Fällen; 2,9 Prozent). Insgesamt hat die Zahl der jährlichen krebsbedingten Todesfälle besorgniserregende Ausmaße angenommen, urteilte die Behörde. So bilden Krebserkrankungen mit 41 Prozent aller Sterbefälle die häufigste Todesursache bei den 45- bis 65-Jährigen. Mit dem Alter steige das Risiko einer tödlichen Krebserkrankung deutlich an, allerdings sei ein Viertel aller Krebs-Toten im Jahr 2009 jünger als 65 Jahre gewesen, teilte das Statistische Bundesamt mit.
Verdopplung der Krebsfälle bis 2030?
Die amerikanische Krebsgesellschaft (American Cancer Society) hat den Weltkrebstag zum Anlass genommen, um die weltweite Entwicklung der Krebserkrankungen bis zum Jahr 2030 zu verdeutlichen und die internationalen Unterschiede bei den verschiedenen Krebsarten darzustellen. So sind die US-Experten anhand von zwei Studien zu dem Ergebnis gekommen, dass sich die Zahl der Krebsfälle bis zum Jahr 2030 voraussichtlich fast verdoppeln wird. Als Begründung werden dabei insbesondere die demografischen Veränderungen (wachsende, alternde Weltbevölkerung), aber auch der ungesunde Lebensstil genannt. International unterscheidet sich die Verbreitung der verschiedenen Krebsarten nach Aussage der Experten vor allem zwischen den Industrie- und Entwicklungsländern. So seien in den Entwicklungsländern Krebserkrankungen meist durch Infektionen bedingt, wobei Magen- und Lebertumore bei Männern und Gebärmutterhalskrebs bei Frauen zu den häufigsten Krebsarten zählen.
In den Industrieländern wird vor allem die hohe Zahl der Lungenkrebsfälle auf eine ungesunde Lebensweise beziehungsweise das Rauchen direkt zurückgeführt. Allerdings gehen die Lungenkrebsfälle bei Männern in den westlichen Industrienationen bereits wieder zurück, während sie in China und einigen afrikanischen Staaten in den letzten Jahren deutlich zugenommen haben, da hier immer mehr geraucht werde, erklärten die Experten der American Cancer Society.
Weltkrebsdeklaration zur Mahnung der Staats- und Regierungschefs
Anlässlich des Weltkrebstages warb die Deutsche Krebshilfe auch für die Unterzeichnung der Weltkrebsdeklaration, welche im September beim UN-Gipfel zum Thema „Nichtübertragbare Krankheiten“ an die teilnehmende Staats- und Regierungschefs übergeben werden soll. Mit der Deklaration fordern die Experten allen Menschen weltweit zu ermöglichen, ihr individuelles Krebsrisiko zu minimieren und damit die Zunahme der Krebstodesfälle zu reduzieren. Dabei gehe es nicht nur um Maßnahmen zur Verringerung von Übergewicht, des Tabak- oder Alkoholkonsums sondern auch um umfassende Programme zur Impfung gegen Hepatitis B und HPV (Humane Papillom Viren) im Rahmen der Leberkrebs und Gebärmutterhalskrebsprävention. (fp)
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Bild: Dieter Schütz / pixelio.de
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