Zahl der Demenzkranken bis 2030 doppelt so hoch?
11.04.2012
Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge wird die Zahl der Demenzkranken zukünftig dramatisch ansteigen. Bis zum Jahr 2030 soll es doppelt so viele Betroffene wie heute geben. Damit würden im Vergleich zu heute etwa dreimal so viele Menschen weltweit an Demenz leiden.
Derzeit sind etwa 35,6 Millionen Menschen weltweit von Demenz betroffen
In einem in Genf veröffentlichten Bericht der WHO und des Verbandes von Alzheimer-Organisationen „Alzheimer’s Disease International“ (ADI) ist von fast 66 Millionen Erkrankten im Jahr 2030 die Rede. In den darauffolgenden 20 Jahren würden möglicherweise dreimal so viele Menschen wie heute an Demenz leiden. Die WHO geht derzeit von rund 35,6 Millionen Betroffenen aus. Marc Wortmann, Geschäftsführer der ADI berichtet davon, dass weltweit alle vier Sekunden eine Demenzerkrankung diagnostiziert wird. Das Gesundheitssystem sei „schlicht überfordert", da die Ausbreitung der Erkrankung durch die steigende Lebenserwartung deutlich zugenommen habe, erklärt der Experte gegenüber der Presseagentur „AFP“. Zum einen sei die Krankheit eine Belastung für Betroffene und Angehörige, zum anderen sei sie aber auch häufig ein „sozialer und wirtschaftlicher Alptraum". Die Behandlungs- und Betreuungskosten von Demenzkranken belaufen sich laut WHO-Bericht jährlich auf mehr als 460 Milliarden Euro.
Alzheimer ist die häufigste Form von Demenz
Die häufigste Form der Demenz ist Alzheimer. Betroffene fallen zunächst durch leichte Vergesslichkeit auf. Sie stellen immer wieder die gleiche Frage oder erzählen die gleiche Geschichte. Sie vergessen, wie alltägliche Hausarbeit verrichtet wird, verlegen Schlüssel und andere Gegenstände und vernachlässigen ihr Äußeres. Im fortgeschrittenen Stadium werden selbst enge Familienangehörige zu Fremden.
Experten gehen davon aus, dass die Krankheit viele Jahre vor dem Auftreten klinischer Symptome mit der Ablagerung sogenannter seniler Plaques und Neurofibrillen im Gehirn beginnt. Die Proteinablagerungen der Plaques bestehen hauptsächlich aus dem Beta-Amyloid-Peptid. Neurofibrillenbündel liegen intrazellulär und bestehen aus dem sogenannten Tau-Protein, welches durch verstärkte Besetzung mit Phosphorsäureresten (Hyperphosphorylierung) zu Fibrillen aggregiert. Noch rätseln Wissenschaftler, ob die Tau-Phosphorylierung Auslöser der Krankheit ist oder erst durch sie entsteht. Die Ablagerungen verursachen das Absterben der Neuronen, was eine Abnahme der Hirnmasse zur Folge hat. Zudem wird der Botenstoff Acetylcholin in zu geringer Menge produziert, so dass es zur allgemeinen Abnahme der Hirnleistung kommt.
Die WHO schätzt, dass eine Demenz nur in 20 bis 50 Prozent der Fälle routinemäßig erkannt wird. Deshalb sei es notwendig, Diagnoseverfahren und die Ausbildung in der Medizin dringend zu verbessern. Auch müsse die Öffentlichkeit besser über die Erkrankung aufgeklärt werden. (ag)
Lesen Sie zum Thema:
Alzheimer: Immer mehr Menschen leiden an Demenz
Alzheimer bereits an der Nase erkennen
GPS-Schuhe für Alzheimer-Patienten
Spaziergänge schützen vor Alzheimer
Demenz und Alzheimer
Demenz: Ein wachsendes gesellschaftliches Problem
Demenz: Ganzheitlicher Behandlungsansatz
Übermedikation von Demenz-Patienten
Alzheimer noch lange nicht heilbar
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.