In einer ersten Stellungnahme behauptet die Bundesregierung, die erhöhte Krebsrate in der Region rund um Asse sei ein statistischer Zufall. Umweltaktivisten und Grüne halten dagegen: Das Umweltbundesministerium können einen möglichen Zusammenhang nicht widerlegen.
05.12.2010
Am vergangenen Freitag hat erstmals die Bundesregierung zu den erhöhten Krebserkrankungen in der Region rund um das niedersächsische Atommüllendlager „Asse II“ Stellung bezogen. Für das Bundesumweltministerium sind die gehäuften Krankheiten ein statistischer Zufall. Umweltaktivisten und die Bündnis 90/Die Grünen reagierten hierauf mit Empörung.
Wie die „Braunschweiger Zeitung“ am Wochenende berichtete, besteht für die Bundesregierung kein erkennbarer Zusammenhang zwischen den gehäuften Leukämie und Schilddrüsenkrebs-Erkrankungen in der Region um das Atommülllager Asse II. Vielmehr seien statistische Zufälle in der Erhebung der Daten hierfür verantwortlich, wie es in einer Stellungnahme der Koalition auf eine Anfrage der Fraktion „Die Grünen“ hieß.
In dem ehemaligen Salzbergwerk Asse II sind rund 126.000 Fässer mit hoch radioaktiven Müll eingelagert. Das Lager als solches gilt als marode und soll auch nach Angaben des niedersächsischen Umweltministeriums so schnell als möglich geschlossen werden. Denn schon jetzt droht ein Einsturz der Anlage und damit auch eine Verseuchung des Grundwassers mit radioaktiven Müll. Umweltschützer gehen allerdings davon aus, dass seit einiger Zeit das Grundwasser bereits radioaktiv kontaminiert wird.
Krankheiten unterliegen dem statistischen Zufall
Der Anstieg der Krebsrate in der Gemeinde Asse könne nicht durch eine Strahlenbelastung aus dem Atommüllendlager Asse erklärt werden, wie die Parlamentarische Umweltstaatssekretärin Ursula Heinen-Esser (CDU) in der Stellungnahme des Bundesumweltministeriums schreibt. "Um den beobachteten Anstieg mit Strahlung erklären zu können, müsste nach den vorliegenden wissenschaftlichen Kenntnissen über die Entstehung entsprechender Krebserkrankungen die Dosis etwa 10.000 mal höher sein als beobachtet", erklärte Heinen-Esser. Eine Auswertung seltener Krebserkrankungen in einer relativ kleinen Region, sei zwangsläufig starken statistischen Schwankungen unterworfen, wie es weiter der Stellungnahme heißt. Die erhöhten Krankheitsfälle könnten aufgrund des statistischen Zufalls angesehen werden.
Bundesregierung hat keine eindeutigen Belege
Der niedersächsische Landtagsabgeordnete der Grünen, Stefan Wenzel, kritisiert die erste Stellungnahme der Bundesregierung, dass die Krebsrate in der Asse-Region herum „statistisch zufällig“ sei. So sagte Wenzel gegenüber dem NDR Radio, die Aussage der Bundesregierung sei „mutig, weil wir ganz eindeutige Belege haben, dass die Signifikanz, also die Wahrscheinlichkeit, dass diese Werte erhöht sind, ganz erheblich sind. Sie sind zwei bis drei mal so hoch, wie normal. Und das bei einen ganzen Anzahl von Leukämie Arten“. Die Bundesregierung könne definitiv nicht beweisen, dass es keinen Zusammenhang zu den aufgetretenen Leukämie Fällen gebe, so Wenzel weiter. Der Politiker forderte, dass die Ursachen genauer untersucht werden müssen. „Natürlich könne man nicht eindeutig sagen, dass die Häufigkeit der Krankheitsfälle mit der Asse zusammenhängen. Doch wer das Gegenteil behauptet, müssen dies auch beweisen.“ Schließlich könne die Regierungskoalition nicht behaupten, „die Asse sei hierfür nicht verantwortlich“.
Neue Messprogramme gefordert
Im Vorfeld hatte sich auch das Bundesamt für Strahlenschutz eindeutig positioniert. Man sehe derzeit keine Gefahr von dem Atommülllager für die Bewohner in der Region. Umweltaktivisten sehen darin eine „voreilige Stellungnahme“ und forderten eine Überprüfung der Messprogramme. „Wir sind der Meinung, dass das vorhandene Messprogramm überprüft und gegebenenfalls revidiert werden muss, vor allem bezüglich der vollständigen Erfassung der Schadstoffe aus der Abluft. Nur so könne man mögliche Ursachen für Krebserkrankungen bei Mitarbeitern und Anwohnern untersuchen, wie der Verein „Aktion Atommüllfreie Asse“ schreibt. (sb)
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