Degeneration von Gelenken – Welche Sportarten bei Arthrose gut sind
Arthrose – die Degeneration von Gelenken – geht mit starken Schmerzen einher, die oft kaum auszuhalten sind. Zu sehr schonen sollten sich Betroffene dennoch nicht, denn Bewegung kann die Beschwerden lindern. Allerdings sind nicht alle Sportarten geeignet, erklären Experten. Sie verweisen auch darauf, welcher Sport zur Vorbeugung taugt.
Fünf Millionen Bundesbürger betroffen
Der Deutschen Arthrose-Hilfe zufolge ist Arthrose mit etwa fünf Millionen Betroffenen die häufigste Gelenkerkrankung hierzulande. Viele Betroffene schonen sich, weil sie Schmerzen haben oder verunsichert sind, welche Belastung sie ihren Gelenken zumuten können. Doch der richtige Sport im richtigen Maß kann helfen, das Fortschreiten einer Arthrose zu bremsen. Gesundheitsexperten erklären, welche Sportarten hier besonders gut geeignet sind und wie man vorbeugen kann.
Behandlungsmöglichkeiten von Arthrose
Bei einer Arthrose kommt es zu einer Entzündung der Gelenke, die anschwellen, schmerzen und ihre Beweglichkeit verlieren können.
Im akuten Fall geht es darum, zu wissen, was Betroffenen wirklich hilft. Gesundheitsexperten raten häufig zu Schmerzmedikamenten oder Wärme- beziehungsweise Kälteanwendungen.
Doch auch Naturheilkunde lindert Arthrose-Schmerzen und Steifigkeit. Zu nennen sind hier unter anderem Teufelskralle und Brennesselextrakt.
Zudem eignen sich bei Arthrose Behandlungsmöglichkeiten der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), sowie Verfahren wie Akupunktur oder Qi Gong.
Eine wichtige Rolle spielt auch die Ernährung. Man sollte bei Arthrose kein Fleisch und nur wenig Käse essen. Zudem wird Betroffenen meist empfohlen, abzunehmen, wenn sie an Übergewicht oder Adipositas leiden.
Und auch Bewegung kann helfen, die Beschwerden bei Arthrose zu lindern, doch nicht jeder Sport ist hier gut.
Besonders geeignete Sportarten
„Sporttherapeutische Ansätze zeigen, dass Sport und Bewegung auch ein wichtiges Mittel gegen Arthrose bzw. in der Arthrose-Prävention sein können“, heißt es in einem Newsletter der GOTS (Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin).
In einer Mitteilung, die vom Informationsdienst Wissenschaft (idw) veröffentlicht wurde, erklärt die GOTS, inwieweit Sport und Arthrose kompatibel und welche Sportarten empfehlenswert sind.
Den Experten zufolge sind Sportarten wie Radfahren, Wandern mit Stöcken oder Nordic Walken, Skilanglauf klassisch oder Wassergymnastik besonders geeignet.
Speziell beim Radeln ist die zyklische Bewegung in entlastender Sitzposition für die untere Extremität besonders günstig.
Bei schon eingeschränkter Beweglichkeit ist vor allem das Fahrradergometer zu empfehlen, was die Koordination zum Auf- und Absteigen erleichtert.
Das Absteigen im Gelände kann durch das Verwenden eines Damenrades oder eines Rades mit niedrigem Holm gut erleichtert werden. Entsprechende Gangschaltung und auch die Wahl der Touren und Ausrüstung sind hier entscheidend für die Gelenkbelastung.
Nur eingeschränkt empfehlenswert
Laut der GOTS ist die verminderte Belastung der Gelenke der unteren Extremität beim Nordic Walken doch etwas geringer als zunächst angenommen.
Durch die Verwendung der Stöcke wird der Schritt etwas größer, somit auch teilweise der Impact höher, sodass dies nur bei gutem Beherrschen der Sportart empfohlen werden kann.
Sportarten mit höherem technischem Anspruch müssen schon vor der Arthrose-Entstehung beherrscht worden sein, weil ein Erlernen mit Arthrose schwierig oder unmöglich ist.
Zu diesen Sportarten zählen insbesondere Tennis, Golf, Skilauf, Tischtennis, Segeln und Reiten. Bei entsprechender Erfahrung und Akzeptanz für das etwas eingeschränkte Leistungsniveau, können diese Sportarten aber durchaus weiter betrieben werden.
Wichtig erscheint hier das Verwenden von gedämpften Schuhen oder eventuell Gehhilfen.
Welchen Sport besser nicht?
Ungeeignete Sportarten bei Arthrose sind vor allem Mannschaftssportarten oder Sportarten, die mit hohem Tempo, nicht vorhersehbarem Richtungswechsel und Fremdeinwirkung einhergehen.
Das sind beispielsweise Squash, Trampolinspringen, Basketball, Handball, Fußball, Volleyball oder auch Disziplinen wie Gewichtheben und Leichtathletische Disziplinen.
Wichtig zu wissen: in manchen Fällen kann Sport auch die Entstehung von Arthrose begünstigen.
„Belastungen im Spitzensport bei gelenkbelastenden Sportarten gehen häufiger mit Arthrose-Entstehung einher“, so Prof. Dr. Stefan Nehrer, GOTS-Vorstand und Universitätsprofessor an der Donau-Universität Krems.
Doch moderate Trainingsformen mit mittlerer Intensität können dagegen günstige Auswirkungen für Arthrose-Patienten haben. Sport und Bewegung sind nicht nur ein wichtiges Mittel gegen Arthrose, sondern laut dem Experten auch in der Arthrose-Prävention.
Was gut für´s Gelenk ist
Eine Arthrose kann im Wesentlichen alle Gelenke betreffen. Für den Sport relevant ist die Arthrose im Kniegelenk, oberen Sprunggelenk, gefolgt von der Hüfte und dem Schulterbereich.
Forciert wird die Entstehung von solchen Gelenkdefekten durch Verletzungen, gerade auch im Sport. In den Knien sind dies meist Meniskus-, Kreuzband- und Knorpelverletzungen, im oberen Sprunggelenk Bandinstabilitäten und Knorpelkontusionen sowie Kapselverletzungen an der Hüfte.
Chronische Überlastungssituationen in Gelenken, insbesondere im Knie, können durch O- und X-Bein-Stellung verstärkt werden.
Den Fachleuten zufolge sind zyklische Be- und Entlastungsphasen wichtig, um die Knorpelzelle zu ernähren. Diese Zelle ist abhängig von Diffusion, die durch den Pumpmechanismus der Belastung besteht.
Weil sich die viskoelastischen Fähigkeiten von Knorpel erschöpfen, sind Erholungsphasen notwendig.
Übermäßige Belastungen wie langes Stehen oder langes Sitzen sind Gift für den Gelenkknorpel. Solche Belastungsmuster können problematisch sein, weil es zum Auspressen der Flüssigkeit und zum Erschöpfen des Schmiermechanismus des Knorpels kommt.
Kurze Extrem-Belastungen, die die Bruchlasten von Knorpel überschreiten, sind ebenso schädlich.
Überbelastung vermeiden
Dr. Markus Neubauer, Arzt für Orthopädie am Universitätsklinikum Krems, erläutert, was bei Arthrose zu tun ist: „Zuerst müssen muskuläre Kraft und Koordination wieder hergestellt werden“, so der Experte.
„Die Verbesserung der Gelenkfunktion führt zur Linderung des Reizzustandes und damit zu einer Schmerzreduktion. Die Sporttherapie sollte zuerst physiotherapeutisch gelernt werden“, erklärt Neubauer weiter.
„Dringend zu empfehlen dabei ist die Erhebung des Ausgangszustandes um eine individuelle Abstimmung auf Bewegungsumfang und Intensität zu gewährleisten und Überbelastung zu vermeiden.“
Voraussetzung ist hier eine sportmedizinische Untersuchung. Im nächsten Schritt müssen die Bewegungsprogramme auch im Heimtraining durchgeführt werden.
So kann vorgebeugt werden
Zyklische Belastung und Bewegung erhalten die Funktionalität von Knorpel und Gelenk, berichtet die GOTS.
Die Bewegungen müssen allerdings bei möglichst minimierter Belastung und Krafteinwirkung ausgeführt werden, um diesen Effekt optimal nutzen zu können.
Deshalb ist Radfahren eine sehr geeignete Prävention. Es wird verhindert, dass Reizzustände entstehen, die über Entzündungen den Knorpel nachhaltig schädigen.
Wenn dennoch ein Reizzustand auftritt, ist sofort ein vorübergehendes Sportverbot einzuhalten und eine anti-entzündliche Therapie einzuleiten.
Bei Berücksichtigung aller Regeln und Sportarten kann jeder, auch mit Arthrose noch befriedigend Sport treiben. (ad)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.