Mit einer einfache Untersuchung der Augen lassen sich Veränderungen in den winzigen Blutgefäßen der Netzhaut identifizieren, die bereits Jahrzehnte vor dem Auftreten der ersten Symptomen auf eine drohende Alzheimer-Erkrankung hinweisen können.
Kurzübersicht der wichtigsten Inhalte
- Veränderungen in den feinen Blutgefäßen der Netzhaut lassen sich bereits lange vor dem Beginn einer Alzheimer-Erkrankung erkennen.
- Auffällige Gefäßstrukturen in der Netzhaut ließen sich bei Mäusen mit Alzheimer-Prädisposition schon im Alter von sechs Monaten erkennen.
- Offenbar spielen systemische Gefäßveränderungen eine wichtige Rolle und die Veränderungen in den Netzhautgefäßen deuten auf ein übergreifendes vaskuläres Problem hin – möglicherweise auch bedingt durch Blutdruckprobleme.
- Die Mäuse zeigten zusätzlich eine reduzierte Gefäßdichte in der Hirnrinde, eine verminderte Hirndurchblutung sowie Störungen in Zellenergieproduktion, dem Proteinabbau und der Gefäßstruktur sowohl im Gehirn als auch in der Netzhaut.
- Die Gesundheit der Blutgefäße hat offenbar wesentlichen Einfluss bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer und sollte daher zukünftig stärker in Fokus von Forschung und Prävention rücken.
- Lassen sich die Ergebnisse aus der Mausstudie bei Menschen bestätigen, könnten künftig einfache augenärztliche Routineuntersuchungen frühzeitig auf ein erhöhtes Alzheimer-Risiko hinweisen.
Auffällige Veränderungen in der Netzhaut
Ein Forschungsteam unter Beteiligung von Fachleuten der Tufts University School of Medicine hat bei Mäusen mit einer genetischen Mutation, die das Risiko für Alzheimer erhöht, die Netzhautveränderungen untersucht. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Alzheimer’s & Dementia“ nachzulesen.
Bereits im Alter von sechs Monaten zeigten die Tiere auffällige Gefäßstrukturen in der Netzhaut, die ähnliche Veränderungen im Gehirn widerspiegeln, berichtet das Team. Die Veränderungen seien mit einer schlechten Durchblutung und einem erhöhten Risiko für einen Abbau der kognitiven Fähigkeiten verbunden.
„Wir können diese wellenförmigen Gefäße in der Netzhaut sehen, die bei Menschen mit Demenz auftreten können. Das deutet auf ein systemisches Problem hin, nicht nur auf ein hirn- oder netzhautspezifisches Problem. Es könnte ein Blutdruckproblem sein, das sich auf alle Bereiche auswirkt“, erläutert die Studienautorin Alaina Reagan in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu.
Reduzierte Durchblutung des Gehirns
Die untersuchten Mäuse wiesen weniger Gefäße in der Hirnrinde und eine verminderte Durchblutung des Gehirns auf. Außerdem identifizierte das Team auch Veränderungen in den Proteinmustern im Gehirn und der Netzhaut.
Zusätzlich wurden auch Störungen in der Energieproduktion der Zellen, dem Abbau beschädigter Proteine und der Aufrechterhaltung der Struktur und Unterstützung der Blutgefäße gefunden, berichten die Forschenden.
Rolle der Blutgefäßen bei neurodegenerativen Erkrankungen
Die neuen Erkenntnisse unterstützen laut Alaina Reagan die Theorie, dass die Gesundheit der Blutgefäße eine zentrale Rolle bei neurodegenerativen Erkrankungen spielt. Die vaskuläre Gesundheit habe hier offenbar erheblichen EInfluss.
Lesen Sie auch:
- Alzheimer: Risiko anhand der Augen erkennen
- Gehirn: Neurodegenerative Erkrankungen am Auge erkennen
- Demenz: Sehschwäche kann Abbau kognitiver Funktionen vorhersagen
Weitere Studien sind notwendig, um die Ergebnisse an Menschen zu überprüfen, und sollte sich der Ansatz bestätigen, könnten künftig augenärztliche Routineuntersuchungen Hinweise auf ein erhöhtes Alzheimer-Risiko geben, lange bevor Gedächtnisprobleme oder andere Symptome auftreten. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Alaina M. Reagan, Michael MacLean, Travis L. Cossette, Gareth R. Howell: Retinal vascular dysfunction in the Mthfr677C>T mouse model of cerebrovascular disease; in: Alzheimer’s & Dementia (veröffentlicht 31.07.2025), Alzheimer’s & Dementia
- Jackson Laboratory: Could routine eye exams reveal early signs of Alzheimer’s? (veröffentlicht 26.08.2025), Jackson Laboratory
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.