Hausmittel können bei Ohrenschmerzen wirkungsvoll eingesetzt werden, wenn ernste Erkrankungen ausgeschlossen wurden. Plötzliche Schmerzen zeigen sich meist bei einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis). Eine Mittelohrentzündung, die mit starken Beschwerden und Fieber einhergeht, sollte fachärztlich untersucht und – wenn notwendig – mit einem Antibiotikum behandelt werden. Bei unkomplizierten Entzündungen im Ohr oder begleitend zur ärztlichen Behandlung können beispielsweise ein einfacher Zwiebelumschlag oder Wärmeanwendungen aus der Naturheilkunde helfen, die Schmerzen im Ohr loszuwerden.
Erste Hilfe bei Ohrenschmerzen
Umschläge und Wickel mit Zwiebeln sind eines der bekanntesten Hausmittel gegen Mittelohrentzündung und Schmerzen in den Ohren. Auch Kinder können prima mit diesem Erste-Hilfe-Hausmittel z. B. bei nächtlich auftretenden Ohrenschmerzen behandelt werden.
Zwiebeln enthalten stark riechende ätherische Öle, die auch für das Augentränen beim Zwiebelschneiden verantwortlich sind. Diese Öle wirken antibakteriell, regen den Stoffwechsel an und lösen festsitzenden Schleim.
Wird die Zwiebelauflage abgedeckt, entsteht Wärme, wodurch der Schmerz gelindert wird. Vor allem die stark desinfizierenden Senföle wirken der Entzündung im Ohr entgegen.
Für einen einfachen Zwiebelumschlag werden Zwiebeln fein gehackt und auf ein Stück Stoff, zum Beispiel Verbandsstoff, verteilt und direkt hinter dem Ohr angebracht. Mit einer Mütze oder einem weiteren Tuch kann der Umschlag befestigt werden und so für ungefähr eine halbe Stunde einwirken.
Alternativ kann auch ein alter Strumpf mit Zwiebelstückchen befüllt oder eine rohe Zwiebelscheibe hinter das Ohr gelegt werden.
Das vielseitige Gemüse lässt sich auch zu Ohrentropfen verarbeiten. Dazu werden rohe Zwiebelstückchen durch eine Knoblauchpresse gepresst, der Saft in eine Pipettenflasche abgefüllt und ein Teelöffel des frischen Saftes in das schmerzende Ohr geträufelt.
Mit einem Wattebausch „abgedichtet“ bleibt der Saft im Ohr, das gleichzeitig vor kalter Zugluft geschützt ist. Stattdessen können auch wenige Tropfen Knoblauchsaft verwendet werden.
Für die innere Anwendung ist ein Zwiebeltee schnell hergestellt. Eine ganze geschälte Zwiebel wird dazu eine Weile in zwei Tassen Wasser gekocht. Danach einfach die Zwiebel entfernen und nach Bedarf mit etwas Honig süßen.
Um den Heilungsverlauf zu unterstützen, sollte bei Ohrenschmerzen möglichst viel getrunken werden. Haben die Betroffenen Fieber, verlieren sie durch das Schwitzen zusätzlich Flüssigkeit, wodurch der Ausgleich des Wasserhaushalts besonders wichtig ist.
Bei einem Infekt sollte unbedingt das Bett gehütet und dem Körper ausreichend Schlaf und Ruhe gegönnt werden, um die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und schnell wieder gesund zu werden.
Da Wärme den Schmerz lindert, empfiehlt es sich, die Ohren auch in der Wohnung mit einer Mütze oder einem Stirnband zu bedecken. Verstärken sich die Schmerzen beziehungsweise ist keine Verbesserung abzusehen und/oder tritt parallel Fieber auf, ist ein Arztbesuch unerlässlich.
Wärmeanwendungen bei Ohrenschmerzen
Besonders bei leichteren Beschwerden besteht häufig der Wunsch nach wärmenden Maßnahmen. Dann eignen sich Anwendungen der Wärmetherapie aus der Naturheilkunde.
Ohrendampf wird als Hausmittel bei chronischen Beschwerden empfohlen. Für die Anwendung benötigt man einen Wasserkessel, über dessen Tülle ein Gummischlauch gezogen wird. Während nun das Wasser im Kessel auf dem Herd erhitzt wird, hält man den Schlauch zum Andampfen mit sicherem Abstand an das erkrankte Ohr.
Ein warmer Umschlag kann aus fein gemahlenem Senfmehl hergestellt werden, das mit warmem Wasser zu einem Brei vermischt und auf ein Stück Tuch oder Zellverbandsstoff aufgetragen wird. Der Senfmehlumschlag sollte nicht mehr als einmal täglich für höchstens 15 Minuten aufgelegt werden, weil seine stechend riechenden ätherischen Öle die Haut stark reizen können. Bei starkem Brennen ist er auch vorzeitig zu entfernen.
Andere warme beziehungsweise heiße Anwendungen, die sich zur Behandlung von Ohrenschmerzen eignen, sind Leinsamen- oder Kamillenaufschläge sowie Auflagen mit erwärmtem Öl oder Bockshornklee.
Kalte Wickel bei Ohrenkrankheiten
Lediglich bei frischer Entzündung oder wenn Abneigung gegen Wärme empfunden wird, kann ein kühler Prießnitzaufschlag am Ohr vorgezogen werden. Ein Tuch aus Leinen, Baumwoll- oder Frotteestoff wird dazu mit sehr kaltem Wasser durchtränkt und gut ausgewrungen.
Das Tuch wird zusammengefaltet und wiederum mit einem zweiten Tuch umwickelt und schließlich von einer Wollmütze am Ohr gehalten. Die Füße und der Rest des Körpers müssen dabei unbedingt z. B. mit Wärmflaschen warm gehalten werden.
Zu Beginn der Entzündung kann ein kalter Heilerdewickel angewendet werden, indem Heilerdepulver mit kaltem Wasser zu einem Brei angerührt und auf ein Baumwoll- oder Leinentuch aufgestrichen wird. Der Umschlag wird mit der feuchten Seite hinter dem Ohr angebracht und bis zum Antrocknen dort belassen.
Eine sanftere Wirkung wird erzielt, wenn Lehm oder Heilerde zunächst als Halswickel angelegt werden und erst später der Umschlag direkt am Ohr erfolgt.
Kräutertee bei Ohrenschmerzen
Als Kräutertee eignet sich bei Entzündungen eine Mischung aus Lindenblüten, Angelikawurzel, Attichwurzel und Holunderblüten. Dieser schweißtreibende Tee ist vor allem bei fieberhaften Erkältungen mit begleitenden Ohrenschmerzen empfehlenswert.
Königskerze und Pfefferminze gelten ebenfalls als wirkungsvolle Heilpflanzen bei schmerzenden Ohren. Ein bewährtes Hausmittel ist frisch ausgepresster Zitronen- oder Apfelsinensaft, der mit Honigwasser und Traubenzucker vermischt getrunken wird.
Neben diesen medizinisch wirksamen Getränken ist immer auch auf ausreichende Wasserzufuhr zu achten.
Allgemeine Maßnahmen bei Ohrenschmerzen
In den meisten Fällen bestehen bei der akuten Ohrentzündung auch Fieber, Erschöpfung / Abgeschlagenheit und weitere Symptome einer Erkältung wie zum Beispiel Kopfschmerzen oder Schwindel. In der Naturheilkunde werden allgemeine Maßnahmen empfohlen, um den Organismus zu entlasten und seine Selbstheilungskräfte zu unterstützen.
Dazu gehören strenge Bettruhe und Fastentage mit verdünnten Säften in den ersten Tagen der Erkrankung. Regelmäßige Darmeinläufe oder mild abführende Kräutertees (zum Beispiel mit Sennesblättern) sollen die Giftstoffe aus dem Körper leiten. Als abwehrende Maßnahme des Körpers ist Fieber zwar erwünscht, sehr hohe Temperaturen sollten jedoch mit nächtlichen Wadenwickeln heruntergekühlt werden.
Vorbeugung von Ohrenschmerzen
Zur Vorbeugung empfiehlt es sich, kalten Wind und Zugluft im Bereich des Kopfes zu meiden und die Ohreingänge nach dem Haarewaschen oder Schwimmen sorgfältig zu trocknen. Wer häufig schwimmen geht, sollte vorsichtshalber eine Badekappe oder Ohrenstöpsel zum Schutz nutzen, denn durch Wasser in den Ohren können Bakterien schneller vordringen. Hinzu kommt, dass das Chlor im Wasser die Gehörgangshaut reizt und dadurch eine Entzündung begünstigt.
Wichtig ist die richtige Pflege. Verwenden Sie zum Säubern keine Wattestäbchen, denn durch diese wird entweder zu viel schützendes Ohrenschmalz entfernt oder noch tiefer hinein geschoben, wodurch es zu einer Verstopfung des Gehörgangs kommen kann.
Da normalerweise eine natürliche Selbstreinigung der Ohren erfolgt, reicht es aus, wenn die Ohrmuschel vorsichtig mit einem feuchten Tuch gesäubert wird. Funktioniert der Vorgang der Selbstreinigung zum Beispiel aufgrund besonders verwinkelter Gehörgänge nicht oder wird das Ohrenschmalz als sehr unangenehm empfunden, ist eine professionelle Reinigung durch den Hals-Nasen-Ohrenarzt (HNO) der richtige Weg.
Bei einem Schnupfen sollte darauf geachtet werden, dass die Nasensekrete ausreichend ablaufen, um eine Ausbreitung der Keime in die Gehörgänge zu verhindern. Dazu stehen zahlreiche Möglichkeiten zur Selbstbehandlung bei Schnupfen aus der Naturheilkunde bereit.
Im Ayurveda, der alten indischen Erfahrungsheilkunde, wird zur Prophylaxe von Ohrenschmerzen angeraten, täglich einen Tropfen Sesam- oder Mandelöl in jedes Ohr zu träufeln. Wie immer bei der Vorbeugung von Infekten gilt es auch bei der Mittelohrentzündung, nachhaltig das körpereigene Immunsystem zu stärken.(jvs, nr)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Hans Behrbohm; Oliver Kaschke; Tadeus Nawka: Kurzlehrbuch Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Thieme, 2009
- Thomas Lenarz, Hasn-Georg Boenninghaus: Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Springer, 14. Auflage, 2012
- Ben-Erik van Wyk, Coralie Wink, Michael Wink: Handbuch der Arzneipflanzen: Ein illustrierter Leitfaden, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 2003
- Ute Baumgärtner, Brigitte Merk, Annegret Sonn : Wickel und Auflagen (Pflegepraxis), Thieme, 2014
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.