Odermennig ist eine altberühmte Heilpflanze, die bereits in der Antike ein großes Ansehen genoss. Heute wird Odermennig immer noch in der Naturheilkunde angewandt. Neuere Forschungen bestätigen seine Wirkung und ein Potenzial für den weiteren zukünftigen Einsatz in der Medizin.
Inhaltsverzeichnis
Steckbrief
- Wissenschaftlicher Name: Agrimonia eupatoria
- Volksnamen: Odermennig, auch als „Echter Odermennig” bekannt, Ackerkraut, Bubenläuse, Fünfblatt, Fünffingerkraut, Lebenskraut, Leberklette, Kunigundenkraut und Kaisertee
- Familie: Rosengewächse (Rosaceae)
- Verbreitung: In Europa, Asien und Nordafrika.
- Verwendete Pflanzenteile: Vor allem die getrockneten Blätter und Blüten, manchmal auch die Wurzeln.
- Inhaltsstoffe: Unter anderen Gerbstoffe (Tannine), Flavonoide, ätherisches Öl, Schleimstoffe, Mineralstoffe (u. a. Kalium, Kalzium)
- Anwendungsgebiete: Traditionell bei Magen-Darm-Beschwerden, Durchfall und Entzündungen im Mund- und Rachenraum, Leber- und Gallenbeschwerden, unterstützend bei Wunden und Hautproblemen durch die adstringierenden Eigenschaften.
Odermennig – eine Übersicht
- Odermennig zählt zu den heimischen Wildstauden.
- Er wächst vor allem an trockeneren Standorten, etwa auf Halbtrockenrasen, Magerwiesen, trockenen Gebüsch- oder Waldrändern.
- Die Pflanze ist eher in höheren Lagen bis 1.200 Meter zu finden und bevorzugt kalkhaltige Böden.
- Odermennig ist nicht nur eine altbekannte Heilpflanze, sondern wurde auch zum Färben verwendet.
- Die Blütezeit ist von Juni bis September.
- Viele heimische Insekten nutzen die Blüten des Odermennigs als Nahrungsquelle.
- Odermennig mag es sonnig bis halbschattig.
Aussehen
Odermennig trägt gelbe Blüten, was aus Sicht der Signaturenlehre bedeutet, dass er eine Leberheilpflanze darstellt. Die leberunterstützenden Eigenschaften sind inzwischen auch wissenschaftlich belegt.
Der krautig wachsende Odermennig wird inklusive der Blütenstände circa 100 bis 120 Zentimeter groß. Zunächst bildet sich eine Blattrosette, anschließend ein langer, verzweigter, ährenartiger Blütenstand.
Sowohl Blätter als auch Stängel sind unterschiedlich lang behaart. Die Pflanze bildet eine Pfahlwurzel, die tief in die Erde reicht. Odermennig besitzt Klettfrüchte, die sich leicht in der Kleidung oder auch im Fell von Tieren verfangen.
Odermennig – Inhaltsstoffe und Wirkung
Odermennig enthält unter anderen Gerbstoffe (Tannine), Flavonoide und ätherisches Öl. Daneben Schleimstoffe und Mineralstoffe (u. a. Kalium, Kalzium).
Der Odermennig wirkt unter anderem entzündungswidrig, antiviral, krampflösend, leicht stopfend, etwas Blutzucker senkend, gilt in der Volksmedizin als krebsfeindlich und blutreinigend.
Auch die moderne Wissenschaft erforscht den Odermennig. 2022 erschien ein Artikel in der Fachzeitschrift „Plants“, in dem über neuere Forschungsergebnisse zu Odermennig berichtet wurde.
Darin heißt es: „Der Kräuterextrakt von A. eupatoria gehört zu den praktisch ungiftigen Substanzen und hat eine ausgeprägte entzündungshemmende Wirkung […] sowie eine hepatoprotektive Wirkung („hepatoprotektiv“ bedeutet „leberschützend“ – Anmerkung der Redaktion) […] und stabilisiert die Membranstrukturen der Leberzellen.“
Somit sei der Kräuterextrakt von A. eupatoria eine vielversprechende Substanz für die Herstellung von Phytopharmaka mit entzündungshemmender und hepatoprotektiver Wirkung.
Im selben Jahr wurde ein Artikel zu Odermennig in der Zeitschrift „Journal of Ethnopharmacology“ veröffentlicht. Die Forschenden betonen vor allem die antioxidativen, antimikrobiellen, antidiabetischen und entzündungshemmenden Eigenschaften der Pflanze.
Sie heben ebenfalls die leberschützenden Eigenschaften hervor. Ebenso eine schützende Wirkung bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Stoffwechselstörungen und Diabetes.
Verwendung
Odermennig war schon in der Antike sehr beliebt. Aufgrund seiner großen Heilkräfte wurde er sogar der Göttin Athene geweiht. Aufgrund der enthaltenen Bitterstoffe setzt die Naturheilkunde ihn bei Leber-, Galle- und Magenbeschwerden ein.
Odermennig wird in der Naturheilkunde gerne aufgrund seiner Gerbstoffe bei leichtem Durchfall angewandt. Diese helfen auch äußerlich bei Juckreiz und bei der Wundheilung, sowie innerlich bei Beschwerden in Mund und Hals.
Odermennig gegen Durchfall
Im Mittelalter war Odermennig ein Kraut, das nahezu bei jedem Zipperlein Anwendung fand. Aus dieser Zeit stammt auch sein Name Lebenskraut.
Heute hat Odermennig in der Naturheilkunde seinen Platz vor allem bei Verdauungsbeschwerden. Das Kraut wird einzeln oder in Kombination mit anderen Kräutern eingesetzt.
Die enthaltenen Gerbstoffe, die eine adstringierende Wirkung besitzen, helfen vor allem bei leichtem Durchfall. Die Darmschleimhaut wird geschützt, Erreger können nicht mehr so gut eindringen und der Darm beruhigt sich.
Drei Tassen Odermennig-Tee, über den Tag verteilt, frisch aufgebrüht und in kleinen Schlucken getrunken, beruhigen den Darm und wirken leicht stopfend. Die Zubereitung des Tees wird weiter unten beschrieben.
Appetitlosigkeit und leichte Verdauungsprobleme
Aufgrund seiner Bitterstoffe wird Odermennig in der Naturheilkunde bei Appetitlosigkeit angewandt. Leichte Verdauungsprobleme sprechen ebenso gut auf das Kraut an.
Jedoch ist hier Vorsicht geboten. Die enthaltenen Gerbstoffe können den Magen reizen und zu Unwohlsein führen. Deshalb sollte die Anwendung nur von kurzer Dauer sein.
Leber-Galle-Beschwerden
Die gelbe Farbe des Odermennig wird traditionell einer Affinität zu Leber und Galle zugeschrieben. So wird dieses Kraut in der Naturheilpraxis gerne zusammen mit anderen Pflanzen Menschen mit Leber-Galle-Beschwerden empfohlen.
Odermennig unterstützt die Leber in ihrer Regeneration. Für einen Lebertee werden zum Beispiel Odermennig, Löwenzahn, Mariendistel, Wermut und Wegwarte zu gleichen Teilen gemischt und ein Teelöffel davon mit einem Viertelliter kochendem Wasser überbrüht.
Nach circa fünf bis sieben Minuten ist der Tee fertig. Davon werden drei Tassen täglich, unbedingt ungesüßt, am besten kurweise über einen Zeitraum von circa zwei bis drei Wochen getrunken. Danach muss eine Pause folgen.
Folgende Teemischung tut sowohl der Leber als auch der Galle gut: Odermennigkraut, Kalmuswurzel, Brennnesselblätter, Ringelblumen und Schafgarbe – gemischt zu gleichen Teilen. Auch dieser Tee sollte niemals gesüßt und kurweise maximal dreimal täglich, in kleinen Schlucken, getrunken werden.
Die Zubereitung entspricht der Teemischung für die Leber.
Beschwerden in Mund, Hals und Rachen
Odermennig wird in der Naturheilkunde auch gerne bei Erkrankungen der Schleimhäute in Mund, Hals und Rachen verwendet. Mundschleimhautentzündungen, Aphthen, Zahnfleischbluten, Heiserkeit, Halsschmerzen und Mundfäule – bei all diesen Beschwerden ist ein Gurgeln und Spülen mit Odermennig-Tee zu empfehlen.
Odermennig für die Haut
Der Haut kommt die adstringierende Wirkung des Odermennig zu Gute. Juckreiz wird gelindert und kleinere Wunden heilen schneller ab.
Auch bei leichten Verbrennungen und Abschürfungen kann Odermennig helfen. Dafür wird ein Esslöffel voll Kraut mit einem Viertelliter kochendem Wasser überbrüht und nach zehn Minuten abgeseiht. Mit diesem Absud wird ein Baumwolltuch getränkt und dann als Kompresse oder Umschlag verwendet.
Zur Blutreinigung
Odermennig besitzt blutreinigende Heileigenschaften. Da in der Naturheilkunde Entgiftung, Entsäuerung und Blutreinigung einen äußerst wichtigen Stellenwert einnehmen, kommt diese Pflanze auch hier nicht zu kurz.
Meist wird Odermennig dann zusammen mit weiteren Heilpflanzen wie zum Beispiel Löwenzahn, Wegwarte und Berberitze verordnet.
Odermennig – leicht krebsfeindlich
Odermennig ist in der Naturheilkunde als leicht krebsfeindliche Pflanze bekannt – natürlich nicht zur Behandlung, sondern zur Prävention. So wird der Tee in der Naturheilkunde Menschen empfohlen, in deren Familie Brust- oder Darmkrebs vorkommt.
Japanische Forschende haben festgestellt, dass eine in Odermennig enthaltene Substanz das Immunsystem so aktiviert, dass eventuell das Wachstum von Krebszellen gehemmt werden könnte.
Sitzbad für den Unterleib
Odermennig wird oftmals in der Naturheilkunde zusammen mit anderen Kräutlein für ein Sitzbad verwendet. So zum Beispiel zur Behandlung von Ausfluss aus der Scheide.
Zusammen mit Frauenmantel und Taubnessel, zu gleichen Anteilen, entsteht eine hilfreiche Sitzbad-Mischung. Ein Absud aus zwei Esslöffeln der Mischung, aufgebrüht mit 500 Millilitern kochendem Wasser, mit einer Ziehzeit von mindestens zehn Minuten, wird dem Sitzbad zugegeben.
Die Badedauer sollte zehn bis 15 Minuten nicht überschreiten.
Odermennig-Tee – Zubereitung
Für den Odermennig Tee wird pro Tasse ein Teelöffel voll mit einem Viertelliter kochendem Wasser übergossen. Das Ganze sollte dann circa fünf Minuten ziehen.
Da Odermennig reich an Gerb- und Bitterstoffen ist, ist von einer Zucker- oder Honigzugabe unbedingt abzusehen. Am besten wird der Tee in kleinen Schlucken getrunken.
So können die Schleimhäute am besten die Wirkstoffe aufnehmen. Personen, die einen empfindlichen Magen haben, sollten mit der Anwendung sehr vorsichtig sein, da der Tee, wir bereits erwähnt, zu Magenreizungen führen kann.
Anwendung in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM)
Odermennig in der Naturheilkunde, und hier vor allem in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM), gilt als Magen-Qi stärkend, harmonisierend und beglückend. Das Heilkraut wird in der TCM bei vielen Magen-Darm-Erkrankungen, Leber-Galle-Beschwerden und zur Stärkung von Milz und Bauchspeicheldrüse eingesetzt.
Odermennig als Bachblüte
Odermennig ist in der Naturheilkunde auch aus der Bachblütentherapie als Agrimony bekannt. Agrimony-Menschen geben sich anders, als sie in Wirklichkeit sind.
So sind sie nach außen hin fröhlich, obwohl sie im Inneren ganz anders fühlen. Sie sind sehr harmoniebedürftig und sprechen in der Regel nicht über ihre eigenen Sorgen und Probleme.
Sie sind ruhelos und verspannt. Agrimony verhilft den Betroffenen zu Natürlichkeit, Akzeptanz Mut und Stärke.
Weitere Anwendungsformen
Odermennig wird in der Naturheilkunde nicht nur als Badezusatz, Tee oder Gurgellösung, sondern auch in homöopathischer Form als Globuli, als Urtinktur oder Tinktur angewandt. Der behandelnde Therapeut oder die behandelnde Therapeutin wählt die jeweilige Anwendungsform individuell passend für die Patientin oder den Patienten.
Zusammenfassung
Zusammenfassend lässt sich Odermennig wie folgt beschreiben. Das Kraut gedeiht an Wegrändern und macht auch im Garten durch seine gelben Blüten eine gute Figur.
Odermennig reinigt auf sanfte Art und Weise das Blut, wirkt leicht stopfend, hat eine adstringierende Wirkung auf Schleimhäute in Darm und auch in Mund und Rachen, entlastet die Leber und kräftigt noch zusätzlich etwas das Bindegewebe. Auch wird ihm darüber hinaus eine ganz sanft Blutzucker senkende Eigenschaft zugesprochen. (sw)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
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- Jéssica Malheiros, Daniela M. Simões, Artur Figueirinha, Maria Dulce Cotrim, Diogo A. Fonseca, Agrimonia eupatoria L.: An integrative perspective on ethnomedicinal use, phenolic composition and pharmacological activity; in: Journal of Ethnopharmacology, Volume 296, 2022, elsevier.com
Wichtiger Hinweis:
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