AOK-Report warnt vor neuen Kliniken ohne Mehrwert
21.02.2015
Zwar können Patienten, die an Krebs leiden, Glück haben und an ein Krankenhaus mit hohen Standards geraten. Doch bei vielen anderen Erkrankungen ist die Wahrscheinlichkeit der AOK zufolge höher, in eine vergleichsweise schlechte Klinik zu kommen.
Flächendeckend gute Versorgung der Patienten verhindert
Nach Angaben der AOK verhindern enorme Qualitätsunterschiede bei den Krankenhäusern sowie der Wildwuchs bei spezialisierten Behandlungszentren eine flächendeckend gute Versorgung der Patienten in Deutschland. Wie die Nachrichtenagentur dpa berichtet, forderte der Vorstand des AOK-Bundesverbandes, Uwe Deh, bei der Vorstellung des „Krankenhaus-Report 2015“ in Berlin, dass Bund und Länder bei ihrer Klinikreform insbesondere den Weg für die Einrichtung vieler weiterer solcher Zentren ebnen müssten. Dies allerdings anders als heute mit klaren Qualitätsstandards.
Reform darf nicht zur Finanzspitze für Kliniken werden
Die geplante Reform dürfe nicht nur eine große Finanzspritze für Krankenhäuser werden. Heute dürfe sich zum Beispiel jede Klinik Zentrum nennen, unabhängig von der Qualität. „Stattdessen sind bundesweit einheitliche Standards für Qualität und Finanzierung nötig“, so Deh. Sonst würden die Einrichtungen wahrscheinlich aus Umsatz-Interesse im großen Stil zu spezialisierten Kliniken erklärt. Der Kassen-Funktionär begrüßte, dass die zuständige Arbeitsgruppe von Bund und Ländern Klinik-Zentren neu bestimme. „Wichtig ist aber, künftig klar zu regeln, dass Kliniken, die die Anforderungen an Zentren nicht erfüllen, auch bestimmte Behandlungen nicht machen dürfen“, verlangte Deh.
Behandlungsergebnisse der Patienten verbessert
Wie der Klinikexperte des Wissenschaftlichen Instituts der AOK, Jörg Friedrich, erläuterte, stünden heute sowohl Patienten als auch Gesundheits-Fachleute vor dem Problem, die existierenden „Perlen“ unter den Kliniken zu finden. Gesundheitsökonom Jürgen Wasem meinte: „Die Krankenhauslandschaft würde heute am grünen Tisch niemand so designen.“ Allerdings gab es Deh zufolge zuletzt auch Fortschritte: „Trotz der fehlenden Orientierung aus der Gesundheitspolitik hat der Strukturwandel funktioniert.“ So hätten etwa bestehende Krebs-Zentren mit aussagekräftigen Zertifikaten der Deutschen Krebsgesellschaft die Behandlungsergebnisse der Patienten verbessert. Zudem zeigten Untersuchungen, dass die Behandlung von Patienten mit Darmkrebs in zertifizierten Zentren oft besser ausfiel. Demnach werde der Tumor bei den Operationen in den Zentren im Vergleich zu anderen Kliniken häufiger vollständig entfernt, was für den Erfolg der anschließende Therapie von großer Bedeutung sei.
Tumorpatienten können in speziellen Zentren besser behandelt werden
„Es gibt entweder Krankenhäuser, die brauchen wir dringend, oder welche, die können wir schließen – dazwischen gibt´s eigentlich nichts“, sagte Wasem.Es gebe heute 1.010 Zentren an Kliniken, in denen Tumorpatienten erwiesenermaßen besser behandelt werden könnten als in anderen Kliniken, erklärte die Bereichsleiterin Zertifizierung der Krebsgesellschaft, Simone Wesselmann. Wenn eine Abteilung kein solches Zertifikat aufweisen könne, dann sei häufig der Grund, dass sie Mindeststandards verfehle. Beispielsweise müssten sie bei Brustkrebs die Erfahrung von jährlich mindestens 100 Fällen nachweisen. Und bei Lungenkrebs müssten es mindestens 200 Fälle im Jahr sein. Wie es heißt, sei die Bildung von Zentren bei allen Therapien sinnvoll, wo mehrere Fachdisziplinen gebraucht würden, etwa auch bei Diabetes. Der „Qualitätsreport“, der jedes Jahr im Auftrag des Gemeinsamen Bundesausschusses von Kliniken, Ärzten und Krankenkassen vom Institut für angewandte Qualitätsförderung und Forschung im Gesundheitswesen (AQUA-Institut) erstellt wird, kam in den vergangenen Jahren ebenfalls meist zu dem Ergebnis, dass es sehr starke Qualitätsunterschiede bei den Kliniken in Deutschland gibt. Der Großteil der Krankenhäuser biete jedoch eine gute Qualität in Hinblick auf Behandlung und Diagnosen. (ad)
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