Naturheilkunde: Biofeedback – In Interaktion mit dem eigenen Körper
Biofeedback ist ein Methode, als unbeeinflussbar erlebte körperliche Funktionen für therapeutische Zwecke zu messen, sie hör- oder sichtbar zu machen und günstig zu beeinflussen. Seit dem 19. Jahrhundert nach und nach erforscht und für die therapeutischen Behandlung weiterentwickelt, findet Biofeedback heute nicht nur als Entspannungsverfahren Anwendung in den unterschiedlichsten therapeutischen Richtungen.
Entwicklung der Biofeedbackverfahren
Schon im späten 19. Jahrhundert, nachdem elektrische Prozesse im Körper entdeckt wurden, begann die Entwicklung von Geräten, diese auch zu messen. Der Begründer der Progressiven Muskelentspannung, Jacobson, soll bereits 1920 Biofeedback in Form eines einfachen Gerätes genutzt haben, mit welchem Muskelentspannung gemessen werden konnte. Lange Jahre wurden Biofeedbackmethoden in den USA und Kanada erforscht, im Zuge technologischen Fortschritts hat das Verfahren längst auch Einzug in Europa erhalten. Weil es sich beim Biofeedback um das „neutrale“ Ermitteln physiologischer Werte handelt, ist es unabhängig von Theorie und Menschenbild im medizinischen, psychotherapeutischen, pädagogischen sowie sprach- und ergotherapeutischen Kontext einsetzbar.
Wirkweise und Verlauf der Biofeedbacktherapie
Der therapeutische Nutzen besteht in der Rückmeldung mutmaßlich willentlich nicht beeinflussbarer physiologischer Parameter, wie Herzschlag, Atemfrequenz, Temperatur, Hautwiderstand, Muskelentspannung oder Gehirnfunktion (Neurofeedback), auf die dann eigenständig Einfluss genommen werden kann. Angeschlossen an ein Biofeedbackgerät, wird dem Klienten mittels akustischer (Ton, Melodie) oder optischer Signale (Licht, Grafik) die Körperfunktion sowie jede kleinste -positive wie negative- Veränderung zurückgemeldet. Dadurch, sowie durch die anfängliche Anleitung des Therapeuten wird der Einfluss von Verhalten, Gedanken und Gefühlen sowie eine förderliche Reaktion darauf sehr schnell erlernt, beispielsweise eine verlängerte Ausatmung oder ein vorgestelltes „inneres“ Bild, das Ruhe vermittelt. Am Ende dieses Lernprozesses sollen die neuen Fertigkeiten auch im Alltag, besonders in als stressreich erlebten Situationen angewendet werden und sich schließlich als physiologische Reaktion integrieren.
Ein breites Band von Anwendungsmöglichkeiten
Als Motivations- und Starthilfe wird das Verfahren zusätzlich beim Autogenen Training oder der Hypnosetherapie eingesetzt, es dient der allgemeinen Stressreduzierung, aber auch als Therapiemethode spezifischer Erkrankungen und Störungsbilder.
Zu den häufigsten Anwendungsbereichen gehören chronische Schmerzen, Migräne, nervöse Störungen, z.B. Schlafstörungen oder Reizdarmsyndrom oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED). In der Rehabilitation nach Schlaganfällen hat sich das Verfahren bei Lähmungen und in der Aphasietherapie bewährt, ebenso in der Stimm- und Stottertherapie von Erwachsenen, Jugendlichen und Kindern. Auch bei der Behandlung von Aufmerksamkeitsstörungen (AD/H/S), Angststörungen, Burnout und Tinnitus wird unterstützend Biofeedback eingesetzt. Trotz guter wissenschaftlicher Forschungslage und der (hier sicherlich unvollständig gebliebenen) Bandbreite der Einsatzmöglichkeiten gehören die Biofeedbackmethoden nicht zu den Regelleistungen der gesetzlichen und privaten Krankenversicherungen, die Kostenübernahme muss häufig im Einzelfall beantragt werden.
Das Ziel, den Klienten in einer überschaubaren Stundenanzahl der Biofeedbacktherapie dazu zu befähigen, seine Beschwerden durch „innere Korrektur“ zu beeinflussen, schult dessen Selbstwahrnehmung und stärkt ihn auch in seiner Selbstverantwortung für eigenes Wohlbefinden und Gesundheit. Zudem ist es ein sehr individuelles Verfahren, das sich an der „Natur“ jedes einzelnen Klienten orientiert und damit auch ein interessantes (pädagogisches und therapeutisches) Instrument in der Naturheilpraxis. (Dipl.Päd. Jeanette Viñals Stein, Heilpraktikerin, 19.02.10)
Autoren- und Quelleninformationen
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.