Erstmals konnte Blutdruck bei Bluthochdruck-Patienten ohne Medikamente gesenkt werden: Wissenschaftlern aus Deutschland ist es gelungen, anhand einer neuartigen Methode den Blutdruck von Patienten nachhaltig zu senken. Dabei verödeten die Mediziner Nierennerven, die im Verdacht stehen, Bluthochdruck zu fördern.
Bei besonders hartnäckigem Bluthochdruck könnte zukünftig ein kleiner medizinischer Eingriff helfen, den Blutdruck nachhaltig zu senken. Bei etwa jedem fünften Patienten helfen Blutdruckmedikamente nicht, um den Druck dauerhaft zu senken. Nun stellten Wissenschaftler auf dem Jahreskongress der „American Heart Association“ in Chicago eine neue Studie vor, bei der durch eine Verödung der Nerven an den Nieren eine deutliche Absenkung des Blutdrucks erreicht werden konnte.
Mittels Katheder werden Nierennerven verödet
Bei der Studie nahmen insgesamt über 100 Probanden aus ganz Europa und Australien teil. Bei allen Studienteilnehmern konnten Blutdruck-Medikamente bislang keine bzw. keine ausreichende Wirkung erzielen. Die Patienten wurden in zwei unterschiedlichen Gruppen aufgeteilt. Die eine Hälfte der Gruppe diente als Vergleichsgruppe und nahm weiterhin Blutdrucksenkende Arzneimittel. Bei der zweiten Gruppe wurde mittels eines Katheders Nierennerven verödet. Hierbei wurden hoch frequentierte Radiowellen ausgesendete. Insgesamt wurden bei der Behandlung zwei Nerven verödet, die unter dem Verdacht stehen, für den Bluthochdruck verantwortlich zu sein.
Studienergebnisse erfolgreich
Am Anfang der Studie hatten alle Teilnehmer einen durchschnittlichen Blutdruck von 178/98 mmHg. Nach nur sechs Monaten der Verödungsmethode war der Blutdruck um 32/12 mmHg gesunkenen. Bei der Kontrollgruppe mit den Blutdruckmedikamenten hatte sich die Blutdruck sogar weiter leicht erhöht. Neben den erfolgreichen Werten wiesen die Studienautoren daraufhin, dass die neue Behandlungsmethode keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufweist. Zudem traten während und nach dem Eingriff keine Komplikationen auf. „Die aktuelle Studie ist ein Meilenstein der Bluthochdrucktherapie“, erklärte Prof. Dr. Lars C. Rump, Direktor der Uniklinikum Düsseldorf. Rump war maßgeblich an der Entwicklung und Durchführung der groß angelegten Studie beteiligt. Die Ergebnisse der Studie zeigen klar, „dass wir nun endlich eine Methode zur Hand haben, mit der wir Patienten, die sich mit Blutdruckmedikamenten nicht ausreichend therapieren lassen, einfach und sicher helfen können.“, so der Mediziner. Derzeit könne die neuen Therapieform Arzneimittel allerdings nicht grundsätzlich ersetzen. Wenn sich trotz der Gabe von unterschiedlichen Blutdrucksenkern keine Besserung einstellt, wäre eine Verödung der Nierennerven allerdings anzustreben. Als optimale Werte gelten Werte unter 120/80. Von einem Bluthochdruck spricht man in der Regel ab einem Wert von über 140/90 mmHg. Die schwerste Stufe einer Hypertonie ist danach bei Werten erreicht, die 180/110 mmHg übersteigen.
Bluthochdruck kann zum Herzinfarkt führen
Bluthochdruck (Hypertonie) ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Ist der Blutdruck dauerhaft zu hoch, können schwerwiegende Erkrankungen wie Herzinfarkt oder Schlaganfall die Folge sein. Oftmals wird Bluthochdruck zu spät bemerkt, weil Patienten über einen langen Zeitraum kaum wahrnehmbare Symptome verspüren. Bei einer schweren Hypertonie können Beschwerden wie Kopfschmerzen, Atembeschwerden in Belastungssituationen und Schwindel kommen. Tritt zusätzlich Nasenbluten, Herzklopfen und starker Kopfschmerz (vor allem Kopfschmerzen Hinterkopf) auf, so deutet dies auf eine mögliche Hochdruckkrise hin. Betroffenen sollten bei diesen Symptomen sofort einen Notfallarzt rufen. (sb, 19.11.2010)
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Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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