Verstärken Depressionen das körperliche Schmerzempfinden? Italenische Wissenschaftler haben erste Hinweise dazu gefunden.
(21.06.2010) Depressionen können das Schmerzempfinden von Betroffenen verstärken. Neurologen haben festgestellt, dass eine Depression nicht nur die Verarbeitung von Schmerzimpulsen verändert, sondern das Empfinden von Schmerzen möglicherweise intensiviert.
In der italienischen Studie wurden neue Hinweise gefunden, dass Depressionen nicht nur die Verarbeitung von Schmerzimpulsen verändert, sondern auch das Schmerzempfinden der Erkrankten intensiver gestaltet. Der Grund sei, so die Wissenschaftler, dass Neurotransmitter, die für Emotionen im Gehirn zuständig sind, auch zum Teil für das körperliche Schmerzempfinden verwandt werden. Sind diese Impulse gestört, so kann sich das körperliche Schmerzempfinden möglicherweise intensivieren.
In der Studie verglichen die Forscher Schmerzwellen und Schmerztoleranzen von 25 Probanden, deren depressive Erkrankung bislang unbehandelt blieb. Die Daten wurden anschließend mit einer Kontrollgruppe von gesunden Probanden verglichen. Im Studienverlauf wurden den Studienteilnehmern minimale Stromschläge an Händen und Füßen verabreicht. Die Gruppe mit der unbehandelten Depression zeigte deutlich früher ein Schmerzempfinden an und empfand die Stromimpulse viel unangenehmer, als die Kontrollgruppe der gesunden Probanden.
Die Ergebnisse der Studie wurde durch Prof. Michele Tinazzi auf der 20. Jahrestagung der Europäischen Neurologischen Gesellschaft in Berlin vorgestellt. Sollte die Theorie stimmen, dass Regionen im Gehirn teilweise für das Schmerzempfinden und Emotionen gleichzeitig verwendet werden, so könnten sog. Serotonin-Noradrenalin-Arzneien zukünftig beides bekämpfen, so Tinazzi. Hierzu müssten allerdings noch weitere Studien folgen, die im Detail diese Beobachtungen untersuchten. (sb)
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