Stürze im Alter gehören zu den häufigsten Ursachen für schwere Verletzungen, doch wären viele davon vermeidbar. Eine detaillierte Analyse des Gangs bietet eine vielversprechende Möglichkeit, um gefährdete Personen bereits frühzeitig zu identifizieren.
In einer neuen Studie wurde untersucht, wie sich versteckte Gleichgewichtsstörungen aufspüren lassen, bevor es überhaupt zu einem Sturz kommt. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Journal of Experimental Biology“ nachzulesen.
Bewegung von Teilnehmenden analysiert
Die Forschenden statteten zehn junge, gesunde Menschen im Alter von 24 bis 31 Jahren mit einem speziellen Gurtsystem aus, das ihre Bewegungen mithilfe von elf Kameras präzise aufzeichnete, während sie auf einem Laufband gingen.
Nach der ersten Messung wurden die Teilnehmer in ihrer Bewegung künstlich eingeschränkt, beispielsweise durch Augenmasken und Fußgelenkorthesen. Diese Maßnahmen simulierten altersbedingte Einschränkungen wie Seh- oder Muskelkraftverlust. Das Team wollte so herausfinden, welche Gangmerkmale sich unter diesen Bedingungen veränderten.
Erfolgreiche Vorhersage von Gleichgewichtsstörungen
Die Fachleute stellten fest, dass sich lediglich drei von sechs gemessenen Parametern als zuverlässige Vorhersagefaktoren für Balanceprobleme eigneten. Dabei handelte es sich um die Variabilität der Schrittlänge, die zeitliche Variation zwischen den Schritten und die Positionierung der Füße.
Diese drei Messwerte erreichten eine Trefferquote von über 86 Prozent bei der Vorhersage von späteren Gleichgewichtsstörungen, fügen die Forschenden in einer aktuellen Pressemitteilung hinzu.
Verbesserte Sturzprävention in Aussicht
Die neue Studie könnte einen wahren Paradigmenwechsel in der Sturzprävention einleiten. Denn bislang beginnt die Diagnostik meist erst, wenn das Gangbild bereits auffällig ist. Das Team plädierte als Teil einer präventiven Gesundheitsvorsorge dafür, Ganganalysen bereits im jungen Erwachsenenalter durchzuführen.
Frühzeitige individuelle Gangprofile könnten helfen, gefährdete Personen gezielt zu unterstützen, bevor es zu ernsthaften Vorfällen kommt. Für Betroffene würde dies mehr Sicherheit im Alter bieten und im Gesundheitssystem könnten die Kosten durch vermeidbare Unfälle deutlich gesenkt werden.
Lesen Sie auch:
Die Ergebnisse machen deutlich, dass man bereits in jungen Jahren auf sein Gangbild achten sollte. Zudem könnten Technologien zur Gangüberwachung in Zukunft Teil regelmäßiger Gesundheitschecks werden. Denn wer frühzeitig Hinweise auf Instabilität erkennt, kann gezielt gegensteuern, beispielsweise durch Gleichgewichtstraining, Physiotherapie oder bewusste Bewegung im Alltag. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- The Company of Biologists: Early testing could make risky falls a thing of the past for elderly people (veröffentlicht 22.05.2025), The Company of Biologists
- Jiaen Wu, Michael Raitor, Guan Rong Tan, Kristan L. Staudenmayer, Scott L. Delp, C. Karen Liu, Steven H. Collins: Detecting artificially impaired balance in human locomotion: metrics, perturbation effects and detection thresholds; in: Journal of Experimental Biology (veröffentlicht 22.05.2025), biologists.com
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.