Eine Kombination von traditioneller chinesischer Medizin und Schulmedizin könnte die Behandlung von Autoimmunerkrankungen wie Lupus und Sjögren-Syndrom revolutionieren. Ein Pflanzenextrakt aus
Mongolischem Tragant (Astragalus membranaceus) erhöht die Wirksamkeit des gängigen Medikaments Methotrexat und reduziert gleichzeitig dessen Nebenwirkungen.
In einer neuen Studie von Fachleuten der University of Nottingham wurde untersucht, wie sich die Nebenwirkungen und die zunehmende Wirkstoffresistenz bei Langzeiteinnahme von Methotrexat (MTX) reduzieren lässt. Die Ergebnisse sind in dem Fachjournal „Acta Pharmacologica Sinica“ nachzulesen.
Tradition trifft moderne Wissenschaft
Im Zentrum der Untersuchung stand der Pflanzenstoff Calycosin, ein bioaktiver Bestandteil aus Mongolischem Tragant. Mithilfe eines eigens entwickelten Mausmodells und der Analyse klinischer Patientendaten konnten die Forschenden erstmals nachweisen, dass Calycosin sogenannte Tfh-Zellen (eine Subgruppe von Immunzellen, die gesundes Gewebe angreift) hemmen kann.
Während Methotrexat die Tfh-Zellen kaum beeinflusst, in manchen Fällen sogar deren Zahl erhöht, reguliert Calycosin hingegen die Aktivität dieser Zellen effektiv und gezielt, erläutert das Team.
Wirkstoffkombination reduziert Entzündungen
Die Kombination beider Wirkstoffe, also Calycosin und Methotrexat führte laut den Forschenden in präklinischen Studien zu einer deutlichen Reduktion chronischer Entzündungen und besserem Schutz der betroffenen Organe.
Die Forschenden konnten an Mäusen zudem belegen, dass Calycosin den Proteinkomplex BATF hemmt, einen Schlüsselfaktor bei der Entwicklung von Tfh-Zellen. BATF ist bei Menschen und Mäusen fast identisch, was dafür spricht, dass die Ergebnisse auch auf den Menschen übertragbar sind.
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„Die Kombination von Calycosin aus Astragalus membranaceus mit MTX ermöglicht es uns, die Arzneimitteltoxizität effektiv zu reduzieren und gleichzeitig die therapeutische Wirksamkeit zu steigern. Dieser Ansatz senkt die erforderliche MTX-Dosis deutlich, ohne die Wirksamkeit zu beeinträchtigen, und verbessert so die allgemeine Behandlungssicherheit“, erläutert der Studienautor Professor Lin Xiang in einer aktuellen Pressemitteilung.
Hoffnung für chronisch Kranke
Vor allem Menschen mit Therapieresistenz könnten von der neuen Kombinationstherapie profitieren und für den Einsatz von Calycosin bei der Therapie von Autoimmunerkrankungen hat das Team bereits ein internationales Patent angemeldet
In Zukunft soll die Behandlung mit der Wirkstoffkombination auch auf weitere Autoimmunerkrankungen ausgeweitet werden und Betroffene könnten dabei von einer besseren Verträglichkeit, geringeren Nebenwirkungen und höherer Wirksamkeit profitieren. (as)
Autoren- und Quelleninformationen
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Medizinern und Medizinerinnen geprüft.
- Su-lan Yu, Mei-ling Wu, Philip Hei Li, Ya-cun Chen, Jing Xie, et al.: Calycosin synergizes with methotrexate in the treatment of Sjögren’s disease by targeting BATF in T follicular helper cells; in: Acta Pharmacologica Sinica (veröffentlicht 03.04.12025), Acta Pharmacologica Sinica
- University of Nottingham: New study shows link between childhood health and risk of disease in men in later life (veröffentlicht 03.07.2025), University of Nottingham
Wichtiger Hinweis:
Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder -behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen.