Der Präsident der Bundesärztekammer befindet die Homöopathie als eine wichtige Hilfe.
Gegen ein generelles Verbot von Homöopathie als Leistung der gesetzlichen Krankenkassen hat sich der Präsident der Bundesärztekammer, Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe, ausgesprochen. Gegenüber dem Tagesspiegel sagte Hoppe: "Die Wirkung von homöopathischen Mitteln ist zwar nicht naturwissenschaftlich belegbar, trotzdem ist die Homöopathie ein wichtiger Zweig in der Ausbildung von Ärzten geworden". Politiker von SPD und CDU hatten eine Debatte um die Alternativmedizin entfacht. Derzeit wird über den Sinn und Nutzen homöopathischer Arzneien debattiert. Der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach hatte ein generelles Verbot von Homöopathie als Kassenleistungen gefordert. Versicherte sollen zukünftig homöopathische Therapien ohne Zuschüsse selbst bezahlen. Politiker der CDU hatten Lauterbach zugestimmt.
Der Präsident der Bundesärztekammer Hoppe hingegen spricht sich gegen ein solches Verbot aus. Vielmehr setze er auf ein Zusammenwirken von Naturheilkunde und Schulmedizin. "Besonders in der Behandlung von Befindlichkeitsstörungen wie Reiseübelkeit oder Wetterfühligkeit werden mit Globuli Erfolge erzielt." Zudem würde die Naturheilkunde gute Dienste im Sinne der Vorsorge leisten. Dazu gehöre ebenfalls ein ausführliches Anamnese Gespräch zwischen Arzt und Patient. "Die Patienten fühlen sich aufgehoben und sicher", argumentiert Hoppe, "das erleichtert die Diagnose und den Heilungsprozess."
Auch den angesprochen wirtschaftlichen Aspekt können Ärzte nicht nachvollziehen. Denn Patienten, die offen für eine Naturheilkunde Behandlung sind, seien insgesamt gesünder und verursachen weniger Kosten für die Krankenkassen, so das Argument des deutschen Zentralvereins homöopathischer Ärzte. Homöopathie ist keine "Luxusmedizin", denn die Mittel sind insgesamt kostengünstiger als konventionelle Medizin. Durch eingehende Gespräche werden teure Kosten wie Laboruntersuchungen vermieden. Gebe es ein generelles Verbot der Homöopathie als Kassenleistung, so treffe es vor allem Gering-Verdiener. Würden die Krankenkassen-Leistungen abgeschafft, "wird es nur die Ärmeren treffen" sagte auch der Präsident der Bundesärztekammer.
Die derzeitige Debatte um die Kosten der Krankenkassen im Bereich der Homöopathie wirkt wie eine Scheindebatte. Denn die Kosten für homöopathische Mittel und Naturheilkundliche Therapien betrugen im letzten Jahr gerade einmal ein Bruchteil der Ausgaben für Arzneimittel. Insgesamt haben die Krankenkassen 2009 rund 28 Milliarden Euro für Arzneien ausgegeben. Der Anteil der Naturheilkunde lag gerade einmal bei 32 Millionen Euro im Jahr. Zudem gewähren nur die Hälfte der Krankenkassen eine Zuzahlung von Homöopathie. Viele davon auch nur als Zusatzleistung, bei denen die Versicherten einen höheren Versichertenbeitrag entrichten müssen. Würde die homöopathische Behandlungen gestrichen werden, so müssten diese durch "teure Medizin ersetzt werden", so Hoppe. Denn im Vergleich sind homöopathische Mittel wesentlich kostengünstiger als konventionelle Medikamente.
Prof. Dr. med. Jörg-Dietrich Hoppe ist seit 1999 Präsident der Bundesärztekammer (BÄK). Von 1982 bis 2006 arbeitete Hoppe als Chefarzt des Instituts für Pathologie der Krankenhaus Düren. Seit dem ist Hoppe als niedergelassener Pathologe im Institut und in der Praxisgemeinschaft für Pathologie des Krankenhauses Düren tätig. Daneben lehrt Prof. Hoppe seit vielen Jahren am Institut für Rechtsmedizin und – als Honorarprofessor – an der Medizinischen Fakultät der Universität zu Köln. (sb)
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