Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler warnt Hausärzte davor, ihre Praxen zu schließen. Ärzte würden ihren Protest auf dem Rücken der Patienten ausüben, wenn sie ihre Hausarztpraxis schließen würden.
(17.07.2010) Der Bundesgesundheitsminister Philipp Rösler (FDP) hat Hausärzte davor gewarnt, tatsächlich ernst zu machen und aus Protest gegen Kürzungen im Gesundheitswesen ihre Arztpraxen zu schließen. Der Protest würde auf dem Rücken der Patienten geschehen, so der Minister. Gegenüber der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung (HAZ)" sagte Rössler: "Die Patienten würden kein Verständnis dafür aufbringen, wenn sie als Hebel für Proteste betrachtet werden." Die Ärzte wollen dagegen protestieren, dass im kommenden Jahr die Honorare der Hausärzte 2011 um rund 500 Millionen weniger ansteigen, als bislang geplant war. Rössler erwiderte, die Honorare würden nicht gekürzt, sondern es werden nur neue Ausgaben begrenzt. So sagte der Gesundheitsminister gegenüber der HAZ: "Wir kürzen keine Honorare, sondern begrenzen neue Ausgaben".
Im kommenden Jahr wird ein Defizit der gesetzlichen Krankenkassen von rund 11 Milliarden Euro erwartet. In der "kleinen Gesundheitsreform" wurde vereinbart, den Krankenkassen die Erhebung der Zusatzbeiträge frei zu geben. Zudem soll der allgemeine Beitragssatz der Krankenversicherung auf 15,5 Prozent vom Bruttolohn ansteigen. Zudem plant die Regierung, die Hausarzthonorare nicht weiter ansteigen zu lassen. Dagegen verwahren sich die Hausärzte und wollen entsprechend Druck auf die Bundesregierung ausüben.
Zu dem Protest der Hausärzte rief der Verband der Hausärzte auf. Als Mittel des Protestes wird mit einem Behandlungsboykott und ganze Schließungen von Hausarztpraxen in Betracht gedroht. Der Hausarzt-Verband wirft der Bundesregierung vor, sie wolle das "Hausarzt-Modell" auszuhebeln. Die „Hausarztzentrierte Versorgung“ ist dazu eingeführt worden, damit Hausärzte die erste Anlaufstelle für den Patienten sind. Der Hausarzt koordiniert alle Behandlungsschritte und erteilt Überweisungen für Fachärzte. Das sog. Hausarztmodell wurde eingeführt, um unnötige Facharztbesuche zu minimieren und damit die Behandlung von Patienten zielgerichter geschieht. Die „Hausarztzentrierte Versorgung“ ist beschrieben im § 73b SGB V.
Der Bundesgesundheitsminister versicherte allerdings, er wolle das Hausarzt-Modell nicht antasten. Allerdings will Rössler durchsetzen, dass alle Hausärzte gleich behandelt werden, unabhängig ob ein Arzt einen Hausarztvertrag bereits abgeschlossen hat, oder nicht. So sagte der Minister: "Bei neuen Verträgen soll die gleiche Vergütung gelten wie in der Regelversorgung". Im Verband der Hausärzte sind insgesamt 32.000 Ärzte organisiert. Der Verband drohte in der letzten Woche mit flächendeckenden Behandlungsboykott, falls Rössler nicht einlenken wolle. Der Protest wird für die kommenden Wochen geplant, zunächst müssten noch die Landesverbände zustimmen. (sb)
Bild: Rainer Sturm / pixelio.de
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