Schweinegrippe wird hauptsächlich von Kindern übertragen: Kinder Hauptüberträger und Hauptleidtragende der Schweinegrippe.
12.01.2011
Kinder sind besonders anfällig für eine Infektion mit dem H1N1-Virus und gleichzeitig Hauptüberträger der Schweinegrippe. Denn „das kindliche Immunsystem ist nicht ausgereift, so dass das Virus besonders intensiv eingreifen kann“, erklärte Wolfram Hartmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) gegenüber der „Westdeutschen Zeitung“.
Schweinegrippe für Kinder besonders gefährlich
Das gesundheitliche Risiko für die Heranwachsenden sei besonders hoch, da das Virus nicht nur „außerordentlich aggressiv“ ist, sondern „das Immunsystem der Kinder (…) dieses noch neue Virus nicht (kennt)“ und „damit keine Erfahrung“ hat, erklärte Wolfram Hartmann. „Das H1N1-Virus ist besonders für junge Patienten gefährlicher als andere Influenzaviren“, betonte der Präsident des BVKJ. Dabei seien „die Schweinegrippeviren (…) so aggressiv, dass sie die anderen Influenzaviren übertönen.“ Rund drei Viertel der aktuellen Grippefälle gehen laut Hartmann auf H1N1 zurück, wobei „Kinder (…) ganz klar die Hauptüberträger der Schweinegrippe“ sind. Nach Aussage des Experten verbreiten Kinder die Erreger der Schweinegrippe, welche „im letzten Jahr zu vielen schweren Erkrankungen insbesondere der Lunge geführt hat, bis hin zum Tode“, grundsätzlich leichter. „Da läuft die Nase, da wird die Hand nicht beim Husten vor den Mund gehalten“ und entsprechend schnell verbreiten sich die Viren, erläuterte der BVKJ-Präsident.
BVKJ-Präsident empfiehlt Grippeimpfung auch für Kinder
Zwar ist es seit Jahresbeginn vereinzelt zu Todesfällen infolge einer Schweinegrippe-Erkrankung gekommen, doch bei einem Großteil der Schweinegrippe-Patienten ebbe die Erkrankungen nach einigen Tagen mit hohem Fieber, Husten und Schnupfen wieder ab, erklärte Wolfram Hartmann. Da Kinder allerdings wie oben dargestellt besonders anfällig für die H1N1-Erreger sind, empfiehlt der Präsident des BVKJ Heranwachsende dringend mit einer Impfung zu schützen. Der aktuelle saisonalen Grippeimpfstoff 2010/2011 schütze dabei auch gegen die Schweinegrippe, betonte Hartmann. Wer sich letztes Jahr mit dem Impfstoff „Pandemrix“ bereits gegen H1N1 geschützt hat oder an Schweinegrippe erkrankte, brauche dieses Jahr indes nichts befürchten, da sich entsprechende Antikörper gebildet haben, die auch jetzt noch einen ausreichend Schutz bieten, erläuterte Hartmann. „Die anderen, vor allem aber die Kinder, sollten sich impfen lassen“, betonte der Experte. Hartmann ergänzte: „Wir erwarten den Höhepunkt für Februar. Zwei Wochen dauert es, bis der Schutz aufgebaut ist. Es wäre jetzt also noch etwas Zeit.“ Die Kosten für eine Grippeimpfung übernehme bei Kindern in der Regel die Krankenkasse, so der Präsident des BVKJ.
Senioren scheinen besser vor Schweinegrippe geschützt
Das ältere Erwachsene von der Schweinegrippe momentan kaum betroffen sind, ist nach Aussage des Experten darauf zurückzuführen, dass viele von ihnen möglicherweise schon vor längerer Zeit einmal mit einer Abart des aktuellen Schweinegrippe-Virus infiziert waren. „Es gab Unterarten in den 50er Jahren“, was erklären würde, warum Menschen über 60 Jahre aktuell kaum von der Schweinegrippe betroffen sind, erläuterte der BVKJ-Präsident. Wie sich die Verbreitung der Schweinegrippe im Zuge der saisonalen Grippewelle entwickeln wird und ob diese so massiv auftritt wie im Jahr 2009, ist laut Hartmann noch nicht eindeutig zu beurteilen. Es könnte jedoch „zu einer extremen Explosion kommen und deshalb sollte man in jedem Fall über die Impfungen vorbeugen“, so Hartmann weiter. Bundesweit stehen nach Aussage des Experten etwa 25 Millionen Impfdosen zur Verfügung, so dass es vorerst nicht zu Engpässen in der Versorgung kommen sollte.
Viele Deutsche skeptisch gegenüber Grippeimpfungen
Das es nicht zu Engpässen in der Versorgung kommen wird, ist jedoch bereits seit Wochen abzusehen, da die Impfquoten in der Bevölkerung trotz umfassender Aufrufe zur Grippeimpfung deutschlandweit immer noch relativ niedrig ausfallen. Bei vielen Bürgern ist in den vergangenen Jahren ein erhebliches Misstrauen gegenüber der gängigen Impfpraxis gewachsen, was durch die zahlreichen Nebenwirkungen des Schweinegrippe-Impfstoffs aus dem letzten Jahr noch bestärkt wurde. Auch die immer wieder diskutierte, fehlende Distanz zwischen den Gesundheitsbehörden, welche die Impfempfehlungen aussprechen, und den Impfstoffherstellern, hat viele Deutschen skeptisch gemacht. Impfquoten von 50 bis 60 Prozent wie sie zum Beispiel dem Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI), Reinhard Burger, langfristig vorschweben, erscheinen daher für Deutschland eher unrealistisch. Darüber hinaus bestehen auch in der Naturheilkunde starke Vorbehalte gegenüber den umfassenden Grippeimpfungen, da die Impfmitteln neben den Wirkstoffen oftmals auch Konservierungsstoffe auf Basis von Formaldehyd und Quecksilberverbindungen enthalten. Außerdem verweist die Naturheilkunde darauf, dass die Grippeviren für die Impfstoffe zum Teil in Hühnereiweiß kultiviert werden und daher Menschen mit Allergien vorsichtig sein sollten. (fp)
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Bild: Gerd Altmann / pixelio.de
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